Dagmar Chobot Skulpturenpreis 2017 geht an Sofie Thorsen

Intro

Sofie Thorsen erhält den mit 10.000 Euro dotierten »Dagmar Chobot Skulpturenpreis 2017«. Preisstifterin Dagmar Chobot und Günter Schönberger, Geschäftsführer der Stiftungspartnerin Bildrecht, ehrten die Künstlerin am 16. Oktober 2017 im Leopold Museum Wien mit diesem in Österreich einzigartigen Nominierungspreis für zeitgenössische Skulptur.

Neben Sofie Thorsen waren Manfred Erjautz, Sophie Hirsch, Markus Jeschaunig, Bernd Oppl und Werner Reiterer für den ‚Dagmar Chobot Skulpturenpreis 2017’ vorgeschlagen.

»Es freut mich sehr, dass der von mir ins Leben gerufene Skulpturenpreis auf so reges Interesse stößt. Die vielen positiven Rückmeldungen haben meine Initiative im Nachhinein nochmals bestätigt. Ich freue mich auch für Sofie Thorsen, – mit ihr als Preisträgerin erfährt die zeitgenössische Skulptur jene Wertschätzung und öffentliche Aufmerksamkeit, die ihr zusteht,« kommentiert die Initiatorin und Preisstifterin, Dagmar Chobot, bei der Preisverleihung.

Sofie Thorsen, geb. 1971 in Århus, lebt und arbeitet in Wien. Sie ist Absolventin der Akademie der Bildenden Künste Wien und der Königlich Dänischen Akademie der Bildenden Künste Kopenhagen. Von 2005 bis 2009 lehrte sie an der Akademie der Bildenden Künste Wien. In ihren Werken setzt sich die Künstlerin mit den politischen, sozialen und kunsthistorischen Kontexten von Orten auseinander mit dem Ziel, ihre »stummen und verstummten« Strukturen wieder zum Sprechen zu bringen. Ihre Methode erinnert an eine Spurensuche, die Sofie Thorsen von der Aneignung und Adaption vorgefundener Bilddokumente bis hin zu deren Auflösung führt. Mit ihren Arbeiten erforscht Thorsen formale, materielle und haptische Parameter, Formen und Körper und kombiniert in raumgreifenden Installationen die für ihren Skulpturenbegriff charakteristischen Materialien Stahl, Aluminium und Papier.

Ein Themenkomplex analysiert die Bereiche Skulptur, Architektur und Design in ihrem Verhältnis zu Gesellschaft und kommunaler Verantwortung. In der mehrfach präsentierten Werkserie »Spielplastiken« (2010 – 2016) rückt Sofie Thorsen ein bislang kaum gewürdigtes Phänomen der österreichischen Nachkriegszeit – bespielbare Skulpturen aus den 1950er Jahren – in den Mittelpunkt. Diese kleinen, abstrakten Utopien inmitten nüchterner Architektursprache greift die Künstlerin für ihre Installationen auf. Darin vergrößert sie Reprografien von Zeitdokumenten, eliminiert figurative Bestandteile, reduziert die Konstruktionen auf ihre Geometrie und Linearität. Die fragilen Papierobjekte auf den Metallgerüsten geben den Bildquellen ihre einstige skulpturale Präsenz zurück und geraten zu einem in den Raum gestellten, begehbaren Archiv der Formen.

In ihrer Werkserie »Precious Things That Come Out of the Ground« (2017) analysiert Sofie Thorsen mittels abstrakter Zeichenhaftigkeit die An- und Abwesenheit von zerstörtem und/oder geraubtem Kulturgut aus archäologischen Fundstätten. Auffällig ist auch hier die Gestaltung mit filigranem Papier, das Sofie Thorsen über die gebogenen Stahlrohre ihrer Installation mäandern lässt. Mit punktuellen Unschärfen und Unterbrechungen der skulpturalen Form irritiert die Künstlerin und betont damit unterschiedliche Ebenen und Formen der Realitätswahrnehmung. Ihre Arbeiten eröffnen so ein Feld ambivalenter Sichtbarkeiten und changieren zwischen erkennbarer Realitätsabbildung und möglicher Fiktion. Ab 20. Oktober 2017 ist diese Werkserie in der Gruppenausstellung »Spuren der Zeit« im Leopold Museum Wien zu sehen.

Modalitäten
2017 haben sechs NominatorInnen jeweils eine Position aus dem Bereich zeitgenössische Skulptur, Plastik, Objektkunst oder Installation für den ‚Dagmar Chobot Skulpturenpreis’ eingereicht. Aus diesen Vorschlägen ermittelte die Jury Sofie Thorsen als Preisträgerin für 2017.

NominatorInnen 2017
Silvie Aigner (Chefredakteurin Parnass), Katrin Bucher-Trantow (Chefkuratorin Kunsthaus Graz), Berthold Ecker (Direktor MUSA Wien), Elsy Lahner (Kuratorin Albertina Wien), Genoveva Rückert (Kuratorin OK – Offenes Kulturhaus Linz) und Christoph Thun-Hohenstein (Direktor MAK Wien)

Jury 2017
Dagmar Chobot (Preisstifterin und Juryvorsitzende), Heike Eipeldauer (Kuratorin BA Kunstforum Wien), Edelbert Köb (Kurator), Günter Schönberger (Geschäftsführer Bildrecht)und Hans-Peter Wipplinger (Direktor Leopold Museum Wien)

Dagmar Chobot Skulpturenpreis
Der »Dagmar Chobot Skulpturenpreis« wurde 2016 von der Wiener Galeristin Dagmar Chobot und der Stiftungspartnerin Bildrecht, der Urheberrechtgesellschaft für Bildende Kunst, ins Leben gerufen. Die Auszeichnung geht jährlich an eine/n zeitgenössische/n Bildhauer/in, die/der in Österreich lebt und arbeitet. Als erster Preis seiner Art in Österreich ist er explizit dem Medium Skulptur gewidmet und berücksichtigt neben klassischen Zugängen auch experimentelle Ansätze und Installationen. Der Preis unterliegt keiner Altersbeschränkung.