Tatiana Lecomte und Sara-Lena Maierhofer sind Stipendiatinnen 2017/18 der DZ BANK Kunstsammlung

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Die DZ BANK Kunstsammlung hat erneut zwei Arbeitsstipendien an herausragende Künstlerinnen vergeben, die mit dem Medium Fotografie arbeiten.

Einvernehmlich kam die Jury zu dem Ergebnis, dass die eingereichten Projektideen von Tatiana Lecomte und Sara-Lena Maierhofer aus den rund 45 Bewerbungen am stärksten überzeugten. Zu den ersten fünf Kandidaten der Auswahl zählen zudem Ketuta Alexi-Meskhishvili, Gwenneth Boelens und Eiko Grimberg.

Die diesjährige Jury setzte sich zusammen aus Stefanie Böttcher (Künstlerische Leitung, Kunsthalle Mainz), Florian Ebner (Kustos für Fotografie, Centre Pompidou, Paris), Dr. Astrid Ihle (Ausstellungskuratorin, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen), Dr. Christina Leber (Leiterin DZ BANK Kunstsammlung, Frankfurt am Main), Maren Lübbke-Tidow (Autorin, Kritikerin, Kuratorin, Berlin), Christoph Tannert (Geschäftsführer, Künstlerhaus Bethanien, Berlin) und Matthias Wagner K (Direktor, Museum Angewandte Kunst, Frankfurt am Main).

Alle zwei Jahre schlägt eine wechselnde siebenköpfige Jury Kandidatinnen und Kandidaten vor, die für das Projektstipendium f/12.2 der DZ BANK Kunstsammlung in Frage kommen. Sie werden eingeladen, sich mit Arbeitsproben und Projektideen zu bewerben, die im weitesten Sinne mit fotografischen Bildern zu tun haben. Mit dem Stipendium wird den auserwählten Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit geboten, ein Jahr lang intensiv an einem künstlerischen Projekt zu arbeiten.

Tatiana Lecomte (*1971, Bordeaux, lebt und arbeitet in Wien) setzte sich bereits in früheren Arbeiten mit vorgefundenen Fotografien auseinander, die historische Ereignisse und Orte dokumentieren, so u.a. in den Serien »Die El-Alamein-Stellung« oder »Zement«. Durch ihre künstlerische Umformung und Überblendungen wirft Lecomte Fragen zum Umgang mit Geschichte auf. Auch in dem Projekt, das sie während ihres Stipendiums durchführen wird, arbeitet sie mit einer historischen Quelle, dem sogenannten »Stroop-Bericht«. Jürgen Stroop, Befehlshaber der SS sowie verschiedener Polizei- und Wehrmachtseinheiten, protokollierte in diesem Bericht anhand von täglichen Aufzeichnungen und Bildmaterial die Auslöschung des Warschauer Ghettos. Lecomte will sich der Sprache und den Bildern dieses Dokuments auf eine analytische und zugleich demontierende Weise nähern. So möchte sie u.a. die Amtssprache Stroops durch Abschrift einzelner Wörter in einer von Hitler 1941 gegen die »jüdische« (vormals als »urdeutsch« geltende) Fraktur erlassenen »deutschen Normalschrift« ad absurdum führen.

Sara-Lena Maierhofer (*1982, Freudenstadt/ Schwarzwald, lebt und arbeitet in Berlin) untersucht in ihrem Projektvorhaben den Umgang mit der kolonialen Vergangenheit Deutschlands, wie er sich in Völkerkundemuseen und ethnologischen Sammlungen niederschlägt. Der aktuelle Diskurs soll durch eine verkleinerte Wiedergabe der Museumsräume sichtbar gemacht werden, die von Fotografien der Artefakte und Darstellungen der Objektbiografien überblendet werden. Die Abbildungen erscheinen durch die Projektion auf dreidimensionale Flächen fragmentiert, wodurch eine ästhetische Ähnlichkeit mit dem Kubismus entsteht. Damit werden zugleich die Einflüsse außereuropäischer Kunst auf die Moderne zum Thema. Bereits in bestehenden Arbeiten wie den Serien »Dear Clark« oder »The Great« gelingt es Maierhofer, mit unterschiedlichsten künstlerischen und fotografischen Herangehensweisen virulente Themen zu visualisieren und dadurch beim Betrachter neue Gedankengänge wachzurufen.

Neben der monatlichen Projektförderung von 1.000 € für die Dauer von 12 Monaten werden ausgewählte Werke aus dem realisierten Projekt für den Bestand der DZ BANK Kunstsammlung angekauft. Die Arbeitsergebnisse der beiden Stipendiatinnen werden ab dem 2. November 2018 gemeinsam mit ausgewählten Werken von Ketuta Alexi-Meskhishvili, Gwenneth Boelens und Eiko Grimberg im ART FOYER der DZ BANK Kunstsammlung gezeigt. Die Ausstellung wird durch eine Broschüre ergänzt.

DZ BANK Kunstsammlung
Im ART FOYER zeigt die DZ BANK Kunstsammlung in Frankfurt am Main auf rund 300 qm Ausstellungsfläche drei wechselnde Ausstellungen im Jahr. Die Sammlung des Spitzeninstituts der Volks- und Raiffeisenbanken umfasst mehr als 7.500 Werke von rund 800 Künstlerinnen und Künstlern und widmet sich dem fotografischen Bild in der internationalen zeitgenössischen Kunst.