Camera Austria International

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101 | 2008

  • KIRSTY BELL
    Mark Leckey: In der Welt sein
  • MARK LECKEY
  • IAN WHITE
    Rosa Barba
  • ROSA BARBA
  • VINCENT PÉCOIL
    Swetlana Heger: Walk of Fame
  • SWETLANA HEGER
  • RAINER BELLENBAUM
    Dispositiv-Wechsel III
  • ALICE CREISCHER, ANDREAS SIEKMANN
    Die Generali verliert ein Gesicht

Vorwort

Camera Austria No. 98 kicked off a four-part column in which Rainer Bellenbaum deals with the dispositifs of the cinema and exhibition space and with the associated artistic, dramatic and narrative practices. In this issue he includes the aspect of theatre in his analysis, presenting works by Jeremy Deller and Omer Fast, two positions that can be seen in the context of current debates on artistic strategies of re-enactment.

The change of dispositif in cinematographic, photographic or sculptural installations is also a key theme in the works of the artists invited to contribute to this issue. Mark Leckey’s „Cinema-in-the-Round“ picture series developed for Camera Austria goes back to his contribution to the „Kinomuseum“ series curated by Ian White at the 2007 Oberhausen Short Film Festival. Instead of the required film programme, Leckey set out there to explore his subjective reactions to certain films (or images and objects) and to look into the phenomenological questions raised by the tricky transition from the two-dimensional picture to the three-dimensional object, or from the still to the moving picture. Kirsty Bell focuses on this complex film oeuvre in her contribution.

Such processes of appropriating images, as discussed by Leckey, also feature in Rosa Barba’s „Western Round Table 2027“. This film installation refers to meetings of famous men who discussed contemporary art, the legacy of modernism and its possible future in a round of talks organised by the California School of Fine Arts in San Francisco in 1949. „Is the implication of Rosa Barba’s 2007 ‚round table‘ that this conversation was at once already archaeological, cultural dereliction its subject, modernism itself defined as a kind of predictive memorialisation?“ Ian White asks in his introductory text, concluding that Rosa Barba’s work „distils what might be its source material into an abstract outside of space and time that defines its terms as a monument and an enigma. […] Self-contained and timeless it is a simultaneously open and closed object, a key to Barba’s practice.“

Volltext

Camera Austria International 101 | 2008
Vorwort

Camera Austria Nr. 98 bildete den Auftakt einer vierteiligen Kolumne, in der sich Rainer Bellenbaum mit den Dispositiven von Kino- und Ausstellungsraum sowie den daran gekoppelten bildnerischen, dramatischen und narrativen Praktiken auseinandersetzt. In der vorliegenden Ausgabe bezieht er das Moment des Theatralischen in seine Überlegungen ein und stellt mit Arbeiten von Jeremy Deller und Omer Fast zwei Positionen vor, die im Kontext der aktuellen Debatten um künstlerische Strategien des Re-enactment zu sehen sind.

Der Dispositiv-Wechsel in kinematografisch-fotografischen oder -skulpturalen Installationen ist auch ein zentrales Motiv in den Arbeiten der KünstlerInnen, die wir zu Beiträgen in diesem Heft eingeladen haben. Mark Leckeys für Camera Austria entwickelte Bildstrecke, „Cinema-in-the-Round“, geht auf seinen Beitrag zu der von Ian White kuratierten Reihe „Kinomuseum“ der Kurzfilmtage Oberhausen 2007 zurück. Statt des verlangten Filmprogramms versuchte Leckey dort, seine subjektiven Reaktionen auf bestimmte Filme (bzw. Bilder oder Objekte) auszuloten und den phänomenologischen Fragen nachzugehen, die der heikle Übergang vom flachen Bild zum dreidimensionalen Objekt oder vom Stand- zum Laufbild aufwirft. Kirsty Bell widmet sich in ihrem Beitrag diesem komplexen filmischen Werk.

Aneignungsprozesse von Bildern, wie sie Leckey thematisiert, kommen auch in „Western Round Table 2027“ von Rosa Barba zum Tragen. Diese Filminstallation bezieht sich auf Treffen berühmter Männer, die 1949 in einer von der California School of Fine Arts in San Francisco organisierten Gesprächsrunde das zeitgenössische Kunstschaffen, das Erbe der Moderne und eine mögliche Zukunft derselben diskutierten. „Impliziert Rosa Barbas ‚Round Table‘ von 2007, dass dieses Gespräch bereits archäologisch war, der kulturelle Verfall sein Thema, die Moderne selbst eine Art vorwegnehmende Memorialisierung?“, fragt Ian White in seinem einführenden Text, und schließt, dass Rosa Barbas Arbeit „vielmehr aus seinem möglichen Quellenmaterial ein abstraktes Außerhalb von Raum und Zeit [destilliert], das sie als Denkmal und Enigma definiert. […] Selbstbezogen und zeitlos ist sie ein zugleich offenes und geschlossenes Objekt – was ein Schlüssel zu Barbas künstlerischer Praxis ist.“

„Ornamental Remix“ ist eine Arbeit von Swetlana Heger, die wir in der Ausstellung „What We Bought“, unserem Beitrag zum steirischen herbst 2007, gezeigt haben. Wie auch Mark Leckey und Rosa Barba arbeitet Heger an den Schnittstellen von Kunst und Alltagskultur. Dabei interessiert sie sich für die Bezüge und Ambivalenzen zwischen Politik und Ästhetik, Bildender Kunst und Architektur/Design, scheinbar Bedeutungsvollem und scheinbar Banalem. Darüber hinaus fragt sie in ihrer Arbeit, in die Vincent Pécoil einführt, auch danach, inwieweit das Konzept von künstlerischer Autorschaft noch anwendbar ist, wobei sie eine beunruhigende Analogie aufzeigt zwischen dem, was anscheinend die Besonderheit eines Autors/einer Autorin ausmacht – nämlich sein/ihr Stil – und den Marketingstrategien des brandings.

Die Fusion von BAWAG Foundation und Generali Foundation und die Konzern-Logik, die zu dieser Entscheidung geführt hat, kommentieren Alice Creischer und Andreas Siekmann in ihrem Beitrag. Die beiden Künstler hatten 2002 die Austellung „Die Gewalt ist der Rand aller Dinge“ für die Generali Foundation kuratiert, und in ihrer Kenntnis von der vorbildlichen Arbeitsweise der Institution ist auch ihre Sorge um den Fortbestand der Sammlung begründet. Bereits anlässlich unserer Jubiläumsausgabe – Camera Austria Nr. 100 – haben wir unserer Betroffenheit darüber Ausdruck verliehen, wie unerwartet und schnell herausragenden Institutionen, die allein durch private Finanzierung getragen werden, ihre Basis entzogen werden kann – oder umgekehrt, wie sehr die Glaubwürdigkeit von (auch öffentlichen) Institutionen leiden kann, wenn Erfolge ausschließlich an Besucherzahlen gemessen werden. Es gilt daher weiter und immer wieder neu, den Freiraum zu erkämpfen, wie Creischer und Siekmann sagen, „in dem künstlerische Produktion, die sich kritisch mit ihren gegenwärtigen gesellschaftlichen Verhältnissen auseinandersetzt“, entstehen kann. Wir hoffen, dass auch Camera Austria dazu einen Beitrag leisten kann. Wir danken den KünstlerInnen und AutorInnen für die erfreuliche gemeinsame Arbeit an diesem Heft, und unseren Abonnenten und Inserenten für ihr Interesse, ihr Vertrauen und die Unterstützung unserer Arbeit!

Christine Frisinghelli
Maren Lübbke-Tidow

Beiträge

Forum

ROBERTA LIMA

NICOLAS FUSSLER

LIEKO SHIGA

ROBERTO RODRIGUEZ

MICHAEL BüHLER-ROSE

CLAUDIA KUGLER

BRUNO SANTOS

KATHARINA GAENSSLER

Ausstellungen

steirischer herbst 2007
Graz
WALTER SEIDL

Zoe Leonard: Fotografien
Fotomuseum Winterthur
Pinakothek der Moderne, München
JOCHEN BECKER

Richard Prince: Spiritual America
Guggenheim Museum, New York
Walker Art Center, Minneapolis
Serpentine Gallery, London
RACHEL BAUM

Roy Arden: Against the Day
Vancouver Art Gallery

Joachim Brohm: Ohio
Galerie für Zeitgenössische Kunst, Leipzig
MAREN LÜBBKE-TIDOW

Die Kunst des Alterns
Stadtgalerie Schwatz in Tirol und arge Kunst Bozen
MARION PIFFER-DAMIANI

Held together with Water. Kunst aus der Sammlung Verbund
Österreichisches Museum für angewandte Kunst/Gegenwartskunst, Wien
ANDREA DOMESLE

Neorealismo. Die neue Fotografie in Italien 1932-1960
PHotoEspañ, Madrid
Fotomuseum Winterthur
Nederlands Fotomuseum, Rotterdam
WOLFGANG BRÜCKLE

Projektion. Bildentwurf und Realität
Kunstmuseum, Luzern
Lentos Kunstmuseum, Linz
ULRIKE MATZER

Stadt Bild Köln. Photographien von 1880 bis heute
Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln
ROLF SACHSSE

Willie Doherty: Stories
Kunstverein in Hamburg
Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau, München
HIAS WRBA

Bahman Jalali
Fundació Antoni Tàpies, Barcelona
ALBERTO MARTíN

Taryn Simon: An American Index of the Hidden and Unfamiliar
The Photographer´s Gallery, London
Museum für Moderne Kunst, Frankfurt
Foam_Fotografiemuseum, Amsterdam
KERSTIN STREMMEL

Stan Douglas: Past Imperfect. Werke 1986 – 2007
Württembergischer Kunstverein und Staatsgalerie Stuttgart
RACHEL MADER

Anna Oppermann: Revisionen der Ensemblekunst
Württembergischer Kunstverein, Stuttgart
REINHARD BRAUN

Ganz Unten. Die Entdeckung des Elends
Wien Museum
ROLF SACHSSE

Reality Crossings. 2. Fotofestival Mannheim, Ludwigshafen, Heidelberg
CHRISTOPH SCHADEN

Bücher

Andrew Phelps: Higley
Kehrerverlag, Heidelberg 2007
MARTIN HOCHLEITNER

Heide Schlüpmann: Ungeheure Einbildungskraft
Stroemfeld Verlag, Frankfurt a.M., Basel 2007
DREHLI ROBNIK 

Gerhard Roth: Atlas der Stille
Das Alphabet der Zeit
S. Fischer Verlag, Frankfurt a.M. 2007
RüDIGER WISCHENBART

Wilhelm Hein: You killed the Underground Film or the Real Meaning of Kunst bleibt … bleibt …
Kali Film Books, Berlin 2007
Passenger Books, Berlin 2007
BARBARA HESS

Peter Gerwin Hoffmann
Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 2007
ULRICH TRAGATSCHNIG

Silke Grossmann: Entfernungsverschiebungen
materialverlag, Hochschule für bildende Künste, Hamburg 2007
NADINE OLONETZKY

Olivier Richon: Provocative Real Allegories
Steidl Verlag, Göttingen 2006
CAROL MAVOR

Katharina Sykora, Ludger Derenthal, Esther Ruelfs: Fotografische Leidenschaften
Jonas Verlag, Marburg 2006
KATHRIN PETERS

Andrea Seier: Remediatisierung. Die performative Konstitution von Gender und Medien
Lit Verlag, Berlin 2007
KATHRIN PETERS

Impressum

Herausgeber, Verleger und für den Inhalt verantwortlich: Manfred Willmann. Eigentümer: Verein CAMERA AUSTRIA, Labor für Fotografie und Theorie.
Alle: Lendkai 1, A-8020 Graz.

Redaktion Graz: Christine Frisinghelli, Sabine Spilles, Rebekka Reuter
Redaktion Berlin: Maren Lübbke-Tidow

Lektorat: Marie Röbl
Übersetzungen: Daniela Böhmler, Aileen Derieg, John Doherty, Don Mader, Wilfried Prantner, Josephine Watson, Richard Watts