Camera Austria International

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141 | 2018

  • TOMÁŠ POSPISZYL
    Eva Koťátková: Über Verdauungsmechanismen
  • EVA KOT'ÁTKOVÁ
  • AVEEK SEN
    Moyra Davey: Weit weg von heißen Bädern
  • MOYRA DAVEY
  • AYŞE GÜLEÇ
    Cana Bilir-Meier: Bewegungen zwischen Archiven – Dekolonisierung von Disziplinen
  • CANA BILIR-MEIER
  • KATHRIN SCHÖNEGG
    Peter Miller: Auch Briefkästen sind Dunkelkammern
  • PETER MILLER

Vorwort

Das Archiv als Ensemble von Dokumenten wie als Raum der Erschließung von Geschichte, als Institution wie als kulturelles Gedächtnis, in seiner Ästhetik wie Politik, als materielle Praxis wie als Vorstellung hat uns das gesamte letzte Jahr hindurch beschäftigt – möglicherweise in einer Intensität, die nachhallt und auch unsere Fragestellungen an zeitgenössische fotografische Praktiken wenn nicht leitet, zumindest aber beeinflusst, ohne dass dies explizit die Erarbeitung der Beiträge der vorliegenden Ausgabe bestimmt hätte.

Volltext

Camera Austria International 141 | 2018
Vorwort

Das Archiv als Ensemble von Dokumenten wie als Raum der Erschließung von Geschichte, als Institution wie als kulturelles Gedächtnis, in seiner Ästhetik wie Politik, als materielle Praxis wie als Vorstellung hat uns das gesamte letzte Jahr hindurch beschäftigt – möglicherweise in einer Intensität, die nachhallt und auch unsere Fragestellungen an zeitgenössische fotografische Praktiken wenn nicht leitet, zumindest aber beeinflusst, ohne dass dies explizit die Erarbeitung der Beiträge der vorliegenden Ausgabe bestimmt hätte.
Eva Kot’átkovás Interesse an Bildungssystemen, an der reglementierenden Funktion von Bildung, die sie Körperfunktionen parallel setzt, siedelt das – zumeist kindliche – Individuum an einer Grenze zwischen Natürlichkeit und gesellschaftlicher Überformung an, das heißt auch in einem Raum des Wissens und des Körpers als Archive. Tomáš Pospiszyl untersucht, wie ihre Installationen, Collagen und Filme dafür performative Formen der Übersetzung und Übertragung finden, die die Strategien der Disziplinierung aufführen und auch unterwandern.
Für Aveek Sen ist es die Auseinandersetzung mit Moyra Daveys Filmen »Hemlock Forest« (2016) und »Wedding Loop« (2017), die ihn zu einer Liste führt »von all den Zitaten, Bezügen und Anspielungen, die in die vielschichtige Textur von Daveys Filmen Eingang finden«. Doch nicht nur die Filme der Künstlerin verzweigen sich in eine Art disloziertes Archiv, auch ihre seit Langem und unter unterschiedlichen Titeln betriebenen »Hoardings« formen eine Art veröffentlichtes privates Archiv, ein fluides Archiv in Bewegung.
Cana Bilir-Meiers Arbeiten richten sich ebenso auf Formen des Archivs und führen dieses weiter zu Fragen des Erinnerns und der kritischen Repräsentation, etwa wenn Materialien aus dem Archiv ihrer Familie mit mündlich weitergegebenen Erzählungen verknüpft werden. Bilir-Meiers am »migrantisch situierten Wissen« orientierte Arbeiten entfalten sich in Kombination mit gefundenen Bild- und Filmausschnitten zu Geschichten, die aus dem privaten Bereich herausgetragen werden und damit für einen unterdrückten, verschwiegenen Teil der Erinnerung Aufmerksamkeit einfordern, wie im Gespräch zwischen der Künstlerin und Ayşe Güleç deutlich wird.
Peter Miller durchforstet die Geschichte des Mediums Fotografie und auch jene der proto-fotografischen oder proto-kinematografischen Verfahren. In seiner Praxis erscheint Fotografie selbst wie ein Archiv an Möglichkeiten, Bilder hervorzubringen oder sie aus dem Gedächtnis der Fotografie hervorzuholen. Für Kathrin Schönegg stellt das historische und diskursive Feld um die Frühzeit des Kinos, die damit verbundene Kultur des Spektakels, der Illusionen und optischen Tricks »den Zauberkasten bereit, aus dem sich Peter Miller bedient: Seine Arbeiten spüren der Magie des Alltags nach und tasten die Welt auf ihre filmische und fotografische Relevanz hin ab.«
Die jeweiligen Politiken dieser Praxisfelder scheinen evident, sie verknüpfen unterschiedliche Formen des Archivs mit mannigfaltigen Vorstellungen über das Private, den Körper, die Öffentlichkeit und die Geschichte, aber auch mit variierenden Formen der Performance, der Montage, des Aneignens, Umschreibens und des Wiederaufführens, weshalb ihre Fragestellungen weit über das Archiv hinausführen.
Wir freuen uns sehr, dass mit dieser Ausgabe Christina Töpfer die Chefredaktion der Zeitschrift übernimmt. Bereits seit 2013 ist sie Redakteurin und Autorin von Camera Austria International und damit lange schon an der inhaltlichen Ausrichtung, dem Profil der Fragestellungen und dem Querschnitt der künstlerischen Positionen beteiligt, die wir seitdem aufgegriffen haben. In Zukunft wird die Zeitschrift noch stärker ihre Handschrift tragen und damit wesentlich zur immer wieder notwendigen Positionierung im nahezu unüberschaubaren Feld zeitgenössischer Praktiken mit Fotografie beitragen.

Reinhard Braun
und das Camera Austria-Team
März 2018

 

Cover: Moyra Davey, Emma / Hazel 2, 2017. Silvergelatine-Print, 60,7 × 50,4 cm. Courtesy: die Künstlerin und Galerie Buchholz, Köln / Berlin / New York.

Beiträge

Forum

Vorgestellt von Elisabeth Neudörfl:
Rebecca Racine Ramershoven
Claudius Dorner
Julius Barghop
Elena Kruglova
David Richard Müller
Paula Hildebrand

Ausstellungen

Olivier Foulon: Hard Return
Temporary Gallery, Köln
MORITZ SCHEPER

New Bauhaus Chicago: Experiment Fotografie und Film
Bauhaus-Archiv, Berlin
CAROLIN FÖRSTER

Shahryar Nashat: The Cold Horizontals
Kunsthalle Basel
MARIE HIMMERICH

Olga Chernysheva: Chandeliers in the Forest
Secession, Wien
MARGIT NEUHOLD

Lala Meredith-Vula: Wisdom Today and Forever
Muzeu Kombëtar i Fotografisë Marubi, Shkodër
ARNISA ZEQO

In Rebellion: Female Narratives in the Arab World
IVAM Institut Valencià d’Art Modern, Valencia
LAURA VALLÉS

Rayyane Tabet: Bruchstücke / Fragments
Kunstverein in Hamburg
JENS MAIER-ROTHE

Andrea Stultiens: Ebifananyi
FOMU Fotomuseum provincie Antwerpen, Antwerp
TACO HIDDE BAKKER

Edmund Clark: In Place of Hate
Ikon Gallery, Birmingham
ORIT GAT

disintegrate!
3. Berliner Herbstsalon
Maxim Gorki Theater und verschiedene Orte, Berlin
SABINE WEIER

John Akomfrah: Purple
The Curve, Barbican, London
MATTHEW SHAUL

Cyrill Lachauer: What Do You Want Here
Berlinische Galerie, Berlin
MITCH SPEED

Raum und Fotografie
Museum der Moderne Salzburg
CHRISTINA TÖPFER

Jochen Lempert / Peter Piller: Fotografie neu ordnen. Vögel
MKG Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Jochen Lempert: Honeyguides
Sprengel Museum Hannover
RADEK KROLCZYK

Michael Schmidt: Waffenruhe
Volksbühne Berlin
MAREN LÜBBKE-TIDOW

Bücher

Betrachter der BetrachterInnen, oder:
Zweimal durchs Museum
Thomas Struth: Making Time
Schirmer/Mosel, München 2007
David Prudhomme: Einmal durch den Louvre
Reprodukt, Berlin 2013
JAN WENZEL

Georg Gatsas: Signal the Future
cpress, Zürich; Loose Joints, London 2017
JUNE DREVET

SCHAUBUCH: Skulptur – Aglaia Konrad
Roma Publications, Amsterdam 2017
TINA SCHULZ

Stephan Keppel: Flat Finish
Fw:Books, Amsterdam 2017
EIKO GRIMBERG

Impressum

Herausgeber: Reinhard Braun

Verlag, Eigentümer: Verein CAMERA AUSTRIA. Labor für Fotografie und Theorie.
Lendkai 1, 8020 Graz, Österreich

Chefredaktion: Christina Töpfer.
Redaktion: Margit Neuhold, Sabine Weier.

ÜbersetzerInnen: Dawn Michelle d’Atri, Amy Klement, Martin Mutschler, Bert Rebhandl, Andrea Scrima, Karel Urban.

Englisches Lektorat: Dawn Michelle d’Atri.

Dank: Barbara Augustinović,  Julius Barghop, Cana Bilir-Meier, Dina Blauhorn, Moyra Davey, Claudius Dorner, Ivo Faber, Ayşe Güleç, Taco Hidde Bakker, Paula Hildebrand, Eva Kot’átková, Elena Kruglova, Nicolas Linnert, Maren Lübbke-Tidow, Peter Miller, David Richard Müller, Elisabeth Neudörfl, Tomáš Pospiszyl, Rebecca Racine Ramershoven, Kathrin Schönegg, Aveek Sen, Moritz Wegwerth.

Copyright © 2018
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck nur mit vorheriger Genehmigung des Verlags. Für übermittelte Manuskripte und Originalvorlagen wird keine Haftung übernommen.

ISBN 978-3-902911-42-1
ISSN 1015 1915
GTIN 4 19 23106 1600 5 00141