Camera Austria International

42 | 1993

  • HUBERT KLOCKER
    Rudolf Schwarzkogler. Aktionsfotografie
  • RUDOLF SCHWARZKOGLER
  • CHRISTINE FRISINGHELLI, MANFRED WILLMANN
    Eine Art ungeschützter Schmerz. Im Gespräch mit Boris Mikhailov
  • BORIS MIHAILOV
  • THILO KOENIG
    Sprache der Körper und des Raumes. Interview mit Silke Grossmann
  • SILKE GROSSMANN
  • ROBERTA VALTORTA
    Luigi Ghirri: Vista con camera
  • LUIGI GHIRRI

Vorwort

Mit den fotografischen Arbeiten von Luigi Ghirri, Silke Grossmann, Boris Mihailov und Rudolf Schwarzkogler stehen vier sehr gegensätzlich scheinende künstlerische Positionen im Mittelpunkt es vorliegenden Heftes von CAMERA AUSTRIA. Entscheidungen, die zu einer Veröffentlichung führen, werden aus unterschiedlichen Gründen getroffen. Immer jedoch geht einer Publikation ein Prozeß der Auseinandersetzung mit den Künstler, seinem Werk und seiner künstlerischen Position voraus: Mit Luigi Ghirri, dem im Vorjahr plötzlich verstorbenen Freund, haben wir seit der Mitt der 70er Jahre wiederholt zusammengearbeitet: als Fotograf erst, als Ausstellungsmacher und Vermittler, als Vortragender bei unseren Symposien und schließlich als Autor hat er uns seinen Zugang zur Wirklichkeit , seinen Blick auf die heutige Welt , seine Unruhe und gleichzeitige Beharrlichkeit erfahren lassen. Boris Mihailovs Werk hingegen haben wir erst vor wenigen Jahren wahrgenommen , diese hier vorliegende Veröffentlichung ist das Resultat einer Ausstellung im Forum Stadtpark, der auch die Teilnahme am Symposion über Fotografie 1992 folgte.

Volltext

Camera Austria International 42 | 1993
Vorwort

Mit den fotografischen Arbeiten von Luigi Ghirri, Silke Grossmann, Boris Mihailov und Rudolf Schwarzkogler stehen vier sehr gegensätzlich scheinende künstlerische Positionen im Mittelpunkt es vorliegenden Heftes von CAMERA AUSTRIA. Entscheidungen, die zu einer Veröffentlichung führen, werden aus unterschiedlichen Gründen getroffen. Immer jedoch geht einer Publikation ein Prozeß der Auseinandersetzung mit den Künstler, seinem Werk und seiner künstlerischen Position voraus: Mit Luigi Ghirri, dem im Vorjahr plötzlich verstorbenen Freund, haben wir seit der Mitt der 70er Jahre wiederholt zusammengearbeitet: als Fotograf erst, als Ausstellungsmacher und Vermittler, als Vortragender bei unseren Symposien und schließlich als Autor hat er uns seinen Zugang zur Wirklichkeit , seinen Blick auf die heutige Welt , seine Unruhe und gleichzeitige Beharrlichkeit erfahren lassen. Boris Mihailovs Werk hingegen haben wir erst vor wenigen Jahren wahrgenommen , diese hier vorliegende Veröffentlichung ist das Resultat einer Ausstellung im Forum Stadtpark, der auch die Teilnahme am Symposion über Fotografie 1992 folgte.

Die Wertschätzung, die sich aus solcher gemeinsamer Arbeit ablesen läßt, wird durch eine Veröffentlichung für den Leser und Betrachter manifest, die weiteren, und  umfassendere, Beschäftigung mit dem Werk sollte das Ziel sein. Es wird nie das Anliegen von CAMERA AUSTRIA sein, Abgeschlossenes (also Antworten) zu präsentieren, und so werden auch die Zusammenhänge, die sich zwischen den Beiträgen dieses Heftes CAMERA AUSTRIA 42 herstellen ließen, fragmentarisch bleiben und sollten ehr weitere Fragen stellen. Die Enge heutiger „Fotokultur“ erscheint uns ausreichend gezeichnet von selbstgewählter Einschränkung, die eine parallele Beschäftigung mit unterschiedlichen Positonen oft ausschließt: Zu sehr bestimmen Genres oder Stildebatten das Geschehen; zu viel wird immer wieder von einer „Neuen Fotografie“ oder einem „Paradigmenwechsel“ erwartet, als daß die Radikalität eines künstlerischen Werkes damit erfassbar gemacht werden könnte.

Wenn Rudolf Schwarzkogler in seinem drei wichtigsten theoretischen Schriften den Begriff des Panoramas (en historischen Rundgemäde) als Synonym für größtmöglichen Grad an Realitätsentsprechung wählt (im Versuch, nicht die künstlerische Umsetzung der Wirklichkeit, sondern deren möglichst tatsachengetreue Wiedergabe zu beschreiben), so bezieht er hier einen Standpunkt von dem aus der Blick zu seinen Werk erst einmal feilzuhalten ist von jeglicher Kunst-internen Interpretation: ich möchte meine Bilder als extrem gegenständlich verstanden wissen (Text 2a , 1965). Diese Arbeiten direkt an und aus der Wirklichkeit hat in gegenwärtigen Kunstauffassungen vielen Entsprechungen, auch in der hier angesprochenen nd intendierten „Stillosigkeit“: jedes kunstgebildeschwächt sich selbst durch seinen Stil, durch die Unterdrückung anderer „stile“. Die Hermetik und große Strenge seiner Arbeit, seine rigorose Auffassung einer Kunst  die jeder auf seine weise interpretieren sollte antizipierten die zeitgenössischen Forderungen nach Mitarbeit des Betrachters in der Bedeutungsfindung auf eindrucksvolle Weise.

Wir können hier schon auf das kommende Heft von CAMERA AUSTRIA verweisen, in dem die Beiträge vom Symposion über Fotografie XIII So oder so nicht veröffentlicht werden. Der thematische Schwerpunkt zur Identitätsdebatte wurde im Ausstellungsprogramm des Forum Stadtpark fortgesetzt und mit der Ausstellung Mistaken Idetities ,im Mai 1993, vorläufig abgeschlossen

Christine Frisinghelli

Beiträge

Forum

KAI KUSS

PIET WESSING

MARTINA CHMELARZ

XPER XR

MARGRIET SMULDERS

CHRISTY SHAW

THOMAS GUENTHER

GUENTER KRINGS

TIMO KELARANTA

CHRISTOPHER MATTHEW HARRISON

ELIS HOYMANN

SIGRID KURZ

GRUPPE KLANDESTIN

Ausstellungen

EIN FOTO LÜGT / Endlich zu sehen: Das fotografische Werk des Bauhausmeisters Josef Albers
THILO KOENIG

KURZ GESPRUNGEN / Die Olympiade-Ausstellung der Berlinischen Galerie
THILO KOENIG

ANNA UND BERNHARD BLUME
JUTTA STEININGER

GEGEN DIE ASEMIE DER KUNST
REINHARD BRAUN

SPORTS PHOTOGRAPHY / A Sense of Time and History
PIA LANZINGER

INTERVENTIONEN
REINHARD BRAUN

Bücher

JENSEITS VON LICHT UND SCHATTEN
KERSTIN BRAUN

GEGEN DEN STRICH
KERSTIN BRAUN

DAS HUMANUM IM SUCHER

FAMILIENBILDER
JUTTA STEININGER

KUNST, NOSTALGIE UND PÄDAGOGIK
KARIN EGGER

ELIS SINISTÖ: VON EIGENART UND EIGENSINN
JUTTA STEININGER

TAGEBUCH DES TODES
KARIN EGGER

PAUL DEN HOLLANDER
REINHARD BRAUN

ELFRIEDE MEJCHAR
KARIN EGGER

Impressum

Herausgeber, Verleger und für den Inhalt verantwortlich: Manfred Willmann.
Eigentümer: Verein CAMERA AUSTRIA, Labor für Fotografie und Theorie.
Alle: FORUM STADTPARK, Stadtpark 1, A-8010 Graz

Redaktion: Christine Frisinghelli
Redaktionelle Mitarbeit: Reinhard Braun, Friederike Lenart, Karin Egger, Magdalena Verena Felice

Übersetzungen: Klaus Feichtenberger, Franz Holzer