Camera Austria International

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109 | 2010

  • RIKE FRANK
    Ein Gespräch mit Sarah Pierce
  • SARAH PIERCE
  • MARIA MUHLE
    Anna Artaker: Historie und Infamie
  • ANNA ARTAKER
  • ALLAN SEKULA
    Condé and Beveridge. ...Die roten Garden kommen und gehen, reden über Michelangelo
  • CONDÉ AND BEVERIDGE
  • HERTA WOLF
    Der Rotklee-Bläuling. Für Manfred Willmann
  • MANFRED WILLMANN
  • JEFF DERKSEN
    Kunst und Städte bei Mega Ereignissen. Zur Überschneidung von Kultur, Alltag und den Olympischen Spielen in Vancouver und darüber hinaus. Teil II

Vorwort

Jede Ausgabe von Camera Austria, so auch das vorliegende erste Heft des Jahrganges 2010, bildet einen durch die Arbeitszeit an dieser Publikation zeitlich gerahmten Reflektions- und Kooperationsprozess ab. Mit den KünstlerInnen und AutorInnen für die Umsetzung in das Zeitschriftenformat alle Produktionsdetails zu definieren, ist für alle Beteiligten bereichernd und jedes Mal neu, und für diese Bereitschaft danken wir allen die an diesem Heft mitgearbeitet haben.
Rike Frank führt mit der in Dublin lebenden Künstlerin Sarah ­Pierce ein Gespräch über ihre Arbeiten, die vor allem durch diskursive Formate wie Interviews, Gespräche und Texte gekennzeichnet sind. Pierce legt Archive an, initiiert Workshops und entwickelt komplexe Installationen, die oft auf intensiven Rechercheprozessen aufbauen. Ihr Interesse liegt dabei in der Untersuchung des Ausstellungsprozesses selbst, der Organisation von Material, der Rolle des Displays und der Verknüpfung von Geschichten. Pierces konzeptuelle Praxis, für die sie seit 2003 den Titel „The Metropolitan Complex“ einsetzt, entspringt einem Verständnis von künstlerischer Arbeit als Beitrag zu einer gesellschaftlich relevanten kulturellen Produktion.
Die Arbeiten der österreichischen Künstlerin Anna Artaker werden von Maria Muhle vorgestellt. Wiedererkennung und Identifizierung einerseits, Namenlosigkeit und Unsichtbarkeit andererseits, sind zwei theoretische Komplexe, die – so die Analyse der Autorin – Artaker in ihren Arbeiten vornehmlich auf dem Feld der Geschichtsschreibung hinterfragt. So stellt sie etwa Szenen aus dem im Jahr 1956 entstandenen Historienfilm „Sissi“ Fotografien gegenüber, die (im selben Jahr stattfindende) Niederschlagung des ungarischen Aufstandes durch die sowjetische Armee in Budapest zeigen. Artaker arbeitet an einer Historiografie, die es sich zur Aufgabe macht, die Mechanismen von Identifizierung und Sichtbarmachung als Machtmechanismen auszustellen.

Volltext

Camera Austria International 109 | 2010
Vorwort

Jede Ausgabe von Camera Austria, so auch das vorliegende erste Heft des Jahrganges 2010, bildet einen durch die Arbeitszeit an dieser Publikation zeitlich gerahmten Reflektions- und Kooperationsprozess ab. Mit den KünstlerInnen und AutorInnen für die Umsetzung in das Zeitschriftenformat alle Produktionsdetails zu definieren, ist für alle Beteiligten bereichernd und jedes Mal neu, und für diese Bereitschaft danken wir allen die an diesem Heft mitgearbeitet haben.
Rike Frank führt mit der in Dublin lebenden Künstlerin Sarah ­Pierce ein Gespräch über ihre Arbeiten, die vor allem durch diskursive Formate wie Interviews, Gespräche und Texte gekennzeichnet sind. Pierce legt Archive an, initiiert Workshops und entwickelt komplexe Installationen, die oft auf intensiven Rechercheprozessen aufbauen. Ihr Interesse liegt dabei in der Untersuchung des Ausstellungsprozesses selbst, der Organisation von Material, der Rolle des Displays und der Verknüpfung von Geschichten. Pierces konzeptuelle Praxis, für die sie seit 2003 den Titel „The Metropolitan Complex“ einsetzt, entspringt einem Verständnis von künstlerischer Arbeit als Beitrag zu einer gesellschaftlich relevanten kulturellen Produktion.
Die Arbeiten der österreichischen Künstlerin Anna Artaker werden von Maria Muhle vorgestellt. Wiedererkennung und Identifizierung einerseits, Namenlosigkeit und Unsichtbarkeit andererseits, sind zwei theoretische Komplexe, die – so die Analyse der Autorin – Artaker in ihren Arbeiten vornehmlich auf dem Feld der Geschichtsschreibung hinterfragt. So stellt sie etwa Szenen aus dem im Jahr 1956 entstandenen Historienfilm „Sissi“ Fotografien gegenüber, die (im selben Jahr stattfindende) Niederschlagung des ungarischen Aufstandes durch die sowjetische Armee in Budapest zeigen. Artaker arbeitet an einer Historiografie, die es sich zur Aufgabe macht, die Mechanismen von Identifizierung und Sichtbarmachung als Machtmechanismen auszustellen.
Das kanadische Künstlerpaar Carole Condé und Karl Beveridge arbeitet seit den späten 1960er Jahren zusammen, als sie in New York im Umfeld der Künstlergruppe Art and Language tätig waren bevor sie nach Toronto zogen, wo sie auch heute leben. Condé und Beveridge sind Autoren einer politischen Kunst, die sich mit Fragen der sozialen Gerechtigkeit, mit ökonomischen und ökologischen Themen befassen und die in ihren Inszenierungen, Fotomontagen und Serien das Medium Fotografie in direkter Zusammenarbeit mit Aktivisten und Betroffenen einsetzen. Für Camera Austria haben sie eine Auswahl aus ihrem facettenreichen Werk zusammengestellt, die Allan Sekula, dessen Freundschaft mit den beiden Künstlern schon auf ihre gemeinsame Zeit in New York zurückgeht, mit einem Essay begleitet.
Die Arbeit an diesem ersten Heft des Jahrganges 2010 von Camera Austria stand in zeitlicher Verbindung zu weiteren wichtigen ­Ereignissen in unserem Hause: Mit der Ausstellung „Sweet Talk. Commissions (Beirut)“ stellt der libanesische Künstler Walid Raad erstmals überhaupt seine seit den 1980er Jahren (im eigenen Auftrag, wie der Titel sagt) entstandenen Fotografien von Beirut vor: es ist uns eine Freude, dass Camera Austria – als Ort der Produktion und der Reflektion über Fotografie – für dieses neue Projekt den adäquaten Kontext bieten kann. Im Rahmen der Eröffnung dieser Ausstellung wurde der kroatischen Künstlerin Sanja Iveković der Camera-Austria-Preis der Stadt Graz 2009 überreicht und damit eine Künstlerin ausgezeichnet, in deren gesellschaftspolitisch motivierten Werk das Medium Fotografie einen integralen Teil des kritischen, konzeptuellen Ansatzes bildet. Zuletzt konnten wir Anfang Februar die Ausstellung „I am not afraid. The Market Photo Workshop in Johannesburg“ (mit der wir 2007 unsere Ausgabe Camera Austria Nr. 100 gefeiert haben) nach Präsentationen in Prag und München nun abschließend an der Johannesburg Art Gallery zeigen.
Wir freuen uns über das Interesse unserer LeserInnen und ­AbonnentInnen, und wünschen Ihnen eine spannende Lektüre ­dieses Heftes!

Christine Frisinghelli
März 2010

Beiträge

Forum

ANJA SCHAFFNER

JEFF LUCKEY

FREDERIC LEZMI

KATHARINA KIEBACHER

LINN SCHRÖDER

GEORGIA CREIMER

DAVID SCHREYER

RICHARD MOSSE

Ausstellungen

Migropolis: Venice / Atlas of a Global Situation
Fondazione Bevilacqua La Masa Venedig
ANTONELLO FRONGIA

Gender Check. Rollenbilder in der Kunst Osteuropas
Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien
MAREN LÜBBKE-TIDOW

Das Museum als Durchgangsort. Apichatpong Weerasethakul: „Primitive“
Haus der Kunst München
CHRISTA BLÜMLINGER

Contour 2009 – Biennal of the Moving Image
Mechelen
ESPERANZA ROSALES

Coverversionen: Jack Smith und das Revival als Programm
Arsenal-Institut für Videokunst Berlin
KATHARINA SYKORA

Fotografie. Images Recalled. Bilder auf Abruf
Fotofestival Mannheim Ludwigshafen Heidelberg
STEFANIE DIEKMANN

László Moholy-Nagy. Retrospektive
Schirn Kunsthalle Frankfurt am Main
ROLF SACHSSE

A Rebours (Against the Grain). Marc Camille Chaimowicz
Secession Wien
ANNE FAUCHERET

Robert Adams
Hasselbad Center Göteborg Art Museum
PHILIPP FREYTAG

Jules Spinatsch. Alpenglühn um Mitternacht
Foto Kunst Stadtforum, Innsbruck
MEIKE KRÖNCKE

Bücher

Birgit Jürgenssen
Ostfildern 2009
TANIA HÖLZL

Düsseldorf im Doppelpack. Stefan Gronert: Die Düsseldorfer Photoschule. Photographien von 1961 – 2008 / Die Düsseldorfer Schule. Photographien aus der Sammlung Lothar Schirmer
München 2009
THILO KOENIG

Heidi Harsieber: Immer schön brav
Salzburg 2009
MANISHA JOTHADY

These Young Ladies of the Republic… Ilse Frech: I am – Paradox Identity
Rotterdam 2009
MICHÉLE COHEN HADRIA

Impressum

Herausgeber, Verleger und für den Inhalt verantwortlich: Manfred Willmann. Eigentümer: Verein CAMERA AUSTRIA, Labor für Fotografie und Theorie.
Alle: Lendkai 1, A-8020 Graz

Redaktion: Christine Frisinghelli, Daniela Billner, Tanja Gassler
Redaktion Nachrichten: Heidi Oswald

Lektorat: Theresa Haigermoser, Marie Röbl
Englisches Lektorat: Dawn Michelle d’Atri
Übersetzungen: John Doherty, Nicholas Grindell, Wilfried Prantner, David Quigley, Richards Watts