Ausstellung: Eiko Grimberg. The Pool

Intro

Haus 1, Berlin, 9. – 18. 3. 2018

Eiko Grimbergs  fotografisches Projekt »The Pool« setzt sich mit einem Areal im Zentrum von Moskau auseinander, innerhalb welchem sich die Geschichte des 20. Jahrhunderts widerspiegelt. Ohne die Geschichte eines Ortes zu erzählen, zeigt »The Pool« den Ort einer Geschichte, deren architektonische Ausformulierungen den Narrativen ihres jeweiligen Regimes folgen. So wurde im Stalinismus der 1930er die dort befindliche Christ-Erlöser-Kathedrale, ein Nationaldenkmal des zaristischen Russlands, gesprengt, um Raum für den Palast der Sowjets zu schaffen; ein gigantomanes Bauvorhaben, das über die Fundamentlegung nicht hinauskam und nach Stalins Tod eingestellt wurde. 1960 entstand an derselben Stelle das Bassin Moskva, ein rundes Schwimmbad, das mit einem Durchmesser von 130 Metern das bis dato zweitgrößte der Welt war. Ein Symbol der Profanisierung, aber auch der Naturbeherrschung: Es hatte das ganze Jahr über geöffnet. Generationen von Moskauer Schüler und Schülerinnen lernten hier schwimmen. Ebenfalls entwickelte sich das Schwimmbad, weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit auch zu einem beliebten Cruising Ort der lokalen Schwulenszene. Nach der Wende forderte die wiedererstarkte orthodoxe Kirche die Schließung des Schwimmbads und die erneute Errichtung der Christ-Erlöser-Kathedrale. 1994 wurde das Bassin Moskwa zugeschüttet und die Kirche wieder aufgebaut – in der später die Band Pussy Riot ihren berühmten Auftritt haben sollte.

Eiko Grimberg beschäftigt sich mit der architektonischen Dimension von sozialer und politischer Repräsentation sowie mit der Neubesetzung eines Ortes mit wechselnden, sich teils widersprechenden Inhalten. Das Bassin Moskava steht sinnbildlich für ein urbanes Terrain, auf dem unterschiedliche machtpolitische Begehrlichkeiten und ihre jeweiligen architektonischen Repräsentationen aufeinandertreffen und es somit immer wieder zu verschiedenen archietektonischen Inszenierungen von Macht kommt.

»The Pool« ist Teil einer Reihe von Projekten, in denen sich Eiko Grimberg mit dem Verhältnis von Politik und Ästhetik im Feld der Architektur auseinandersetzt. Seine Arbeit »Future History« untersucht die Verstrickung der italienischen Baumoderne mit dem Faschismus, seit 2011 fotografiert er an dem Langzeitprojekt »Rückschaufehler« zum Wiederaufbau des Berliner Schlosses/Humboldtforum.

In Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung