Camera Austria International

40 | 1992

Symposion über Fotografie XII, Teil I
Das öffentliche Bild

  • LÁSZLÓ BEKE
    Die Öffentlichkeit und das ungarische Foto
  • VINCE LEO
    In den Wind geschrieben
  • MARK LEWIS
    Öffentliche Kunst
  • MITRA TABRIZIAN
    Der Schwarze an sich
  • ANNIE SPRINKLE
    Der Salon der Verwandlungen
  • S.D. SAUERBIER
    Die Denkbare Fotografie des Heinz Gappmayr

Vorwort

Mit seinem Thema „Das öffentliche Bild“ zielte das SYMPOSION ÜBER FOTOGRAFIE XII darauf ab, die Rolle des Mediums Fotografie als grundsätzlich Öffentlichkeit herstellendes Bildmittel zu untersuchen. Fotografien gewinnen, bleibt ihr Status als Abbild ungebrochen, einzig durch die „Gegenwart der Welt“ unsere Glaubwürdigkeit: sie suggerieren Objektivität und Identität. Nicht nur die Veränderung des Öffentlichkeitsbegriffes allein dich die Tatsache, daß es durch die Fotografie erstmals möglich war, Holder einer bis dahin privaten, verschlossenen Welt nach außen zu tragen, auch die Veränderung des Blickes auf die Wirklichkeit unter dem Einfluß existierender öffentlicher Bilder sollte zur Diskussion gestellt werden. Das vorliegende Heft von CAMERA AUSTRIA umfaßt den ersten Teil der zu dieser Veranstaltung erstellten Text- und Bildbeiträge. Die Positionen, die hier sichtbar werden, geben Einblick in unterschiedliche historische Zusammenhängen verschiedene theoretische Zugänge und praktische Umsetzungen.

Volltext

Camera Austria International 40 | 1992
Vorwort

Mit seinem Thema „Das öffentliche Bild“ zielte das SYMPOSION ÜBER FOTOGRAFIE XII darauf ab, die Rolle des Mediums Fotografie als grundsätzlich Öffentlichkeit herstellendes Bildmittel zu untersuchen. Fotografien gewinnen, bleibt ihr Status als Abbild ungebrochen, einzig durch die „Gegenwart der Welt“ unsere Glaubwürdigkeit: sie suggerieren Objektivität und Identität. Nicht nur die Veränderung des Öffentlichkeitsbegriffes allein dich die Tatsache, daß es durch die Fotografie erstmals möglich war, Holder einer bis dahin privaten, verschlossenen Welt nach außen zu tragen, auch die Veränderung des Blickes auf die Wirklichkeit unter dem Einfluß existierender öffentlicher Bilder sollte zur Diskussion gestellt werden. Das vorliegende Heft von CAMERA AUSTRIA umfaßt den ersten Teil der zu dieser Veranstaltung erstellten Text- und Bildbeiträge. Die Positionen, die hier sichtbar werden, geben Einblick in unterschiedliche historische Zusammenhängen verschiedene theoretische Zugänge und praktische Umsetzungen.

Anhand des Materials, das er als Mitglied einer Jury für einen ungarischen Reportage-Fotopreis zu beurteilen hatte, untersucht László Beke die Veränderung in der Darstellung der Wirklichkeit und in der Themenwahl, seit in Ungarn die politischen Verhältnisse Pressefreiheit zuließen und seit daher auch Bilder veröffentlicht werden konnten, die vordem als subversiv gegolten hatten. Seine Schlußfolgerungen treffen sich in ihrem Skeptizismus mit den Ausführungen von Mark Lewis, der die Rolle des Denkmals (und des Denkmalsturzes) in totalitären und demokratischen Gesellschaftsformen in den Mittelpunkt seines Beitrages stellt. Vince Leos Untersuchungen gehen von einzelnen Fotografien aus, die aus ihren Wirklichkeitsstatus als „Bilder“, denn so nur können sie in unserem Umgang mit der tatsächlichen Wirklichkeit wirksam werden.

Mitra Tabrizian setzt bei Jacques Laxans und Homi Bhabhas Theorien an, um in ihre Arbeit „The Blues“ einzuführen. Ihre Forderung nach Nicht-Identität – die sich anhand der Rolle der Frau und des Schwarzen, also des „Anderen“, der erst die eigene Identität  (des Mannes, des Weißen) stiftet, diskutiert- wird auch in Annie Sprinkler „Transformation Salon“ aufgenommen. Ihre Position als Pornostar,als voyeuristische Fotografin, exhibitionistische Selbstdarstellerin und Feministin erlauben ihr , die Frage nach Voyeurismus und Pornographie – mit den Begriffen Öffentlichkeit und Medien eng verknüpft – neu zu stellen. Annie Sprinkler verdanken wir auch das Titelbild dieser Nummer 40 von CAMERA AUSTRIA: Die perfekte Aufmachung einer Stripperin wird hier zur Schau gestellt; das ironische Detachement des Kommentars jedoch, und die Tatsache , daß es sich um ein Selbstporträt handelt brechen die moralisierende Gerichtetheit der Interpretation: die Frau als Objekt, die ihre Rolle als Objekt verweigert. Im kommenden Heft von CAMERA AUSTRIA wird mit den Beiträgen von Rudolf Bonnie, Antonin Dufek, Werner Fenz, David Robbins und Sally Stein das Spektrum der Diskussion des öffentlichen Bildes erweitert und die Publikation des Symposions über Fotografie XII abgeschlossen.

Der Intendanz des „steirischen herbst“, sowie dem Bundesministerium für Unterricht und Kunst , dem Land Steiermark und der Stadt Graz danken wir für die finanzielle und ideelle Unterstützung unserer Arbeit, die dem Symposion über Fotografie des Forum Stadtpark seine Kontinuität erlaubt. Die wachsende Zahl der Leser von CAMERA AUSTRIA bestärkt uns in dieser Arbeit.

Beiträge

Forum

MICHAEL MICHLMAYR

HANS WETZELSDORFER

IAN GREEN

BARBARA FORSHAY

JEANETTE ABEE

DIANE BUSH

GEORGIA MCINNIS

Ausstellungen

SPORT-BILD-GESCHICHTEN
JUTTA STEININGER

ISARPROJEKT 1991
PIA LANZINGER

DIE ÜBERSCHREITUNG DES BILDES
REINHARD BRAUN

DIE HERRSCHAFT DES SUBJEKTS
REINHARD BRAUN

ART FRANKFURT
FRANZ NIEGELHELL

SCHWARZE FELDER
MONIKA FABER

JENSEITS DES „REALISMUS“ / Ostdeutsche Fotografie 1945 – 1989 in der Berlinischen Galerie
THILO KOENIG

IN ÜBEREINSTIMMUNG DES DENKENS UND DER VORSTELLUNG MIT DEM GEGENSTAND / Zur Ausstellung: Edward Hopper und die Photographie
MARLENE SCHNELLE-SCHNEYDER

Bücher

THE CONTEST OF THE MEANING / THE CRITICAL IMAGE
ANNEMARIE HÜRLIMANN

BILDERBERG. 20 FOTOGRAFEN UND IHRE REPORTAGEN
JUTTA STEININGER

KILIAN BREIER. FOTOGRAFIK 1953 – 1990
JUTTA STEININGER

INTERPRETATIONEN
KERSTIN BRAUN

BESTANDSAUFNAHME
KERSTIN BRAUN

ALLES ODER NICHTS
KERSTIN BRAUN

GEGENDARSTELLUNG
KERSTIN BRAUN

IL LIMITE
KERSTIN BRAUN

FOTOGRAFIE IN DER SCHWEIZ
KERSTIN BRAUN

REAKTIONEN
KERSTIN BRAUN

MY FELLOW AMERICANS
FRANZ NIEGELHELL

PHOTO VIDEO
FRANZ NIEGELHELL

DIGITAL DIALOGUES
FRANZ NIEGELHELL

Impressum

Herausgeber, Verleger und für den Inhalt verantwortlich: Manfred Willmann.
Eigentümer: Verein CAMERA AUSTRIA, Labor für Fotografie und Theorie.
Alle: FORUM STADTPARK, Stadtpark 1, A-8010 Graz

Redaktion: Christine Frisinghelli
Redaktionelle Mitarbeit: Reinhard Braun, Friederike Lenart, Jutta Mayer

Übersetzungen: Klaus Feichtenberger, Bärbel Fink, Wilfried Prantner