Bahman Jalali

Infos

Zeitraum
30.1.2009 – 13.4.2009

Eröffnung
29.1.2009, 18:00

Diese erste Retrospektive von Bahman Jalali wurde von Catherine David kuratiert und von der Fundació Antoni Tàpies, Barcelona organisiert und produziert.

BAHMAN JALALI, Rana Javadi, Police Station, Enghelab Street, Tehran 1979. Aus der Serie: Days of Blood, Days of Fire.

Intro

Bahman Jalali (geb. Teheran, 1944) ist der führende Vertreter der zeitgenössischen Fotografie im Iran. Sein in den vergangenen 40 Jahren entstandenes exemplarisches fotografisches Werk ist allerdings aufgrund der besonderen Umstände, unter denen es geschaffen wurde, und gewisser sowohl mit der Biografie der Künstlers als auch mit der neueren Geschichte seines Landes zusammenhängender Ausstellungsbeschränkungen immer noch wenig bekannt. Jalalis Fotografien sind überaus wertvolle Dokumente des sichtbaren wie verborgenen Gedächtnisses des iranischen Volkes seit den 1970er Jahren, ein Zeugnis der iranischen Revolution, des Iran-Irak-Kriegs und der Nachkriegsjahre. Sein Werk dokumentiert aber auch Aspekte des iranischen Alltagslebens, die Arbeitsabläufe der Fischer in einer iranischen Hafenstadt, die traditionellen Architekturformen des Landes, und erstreckt sich bis hin zu Fotomontagen mit historischen Negativen. Dank seiner Rolle als Konservator, Erforscher und Vermittler des fotografischen Erbes seines Landes ist er zu einer Leitfigur und einem wichtigen Akteur des zeitgenössischen iranischen Kulturgeschehens geworden. Er war einer der ersten Fotografen im Iran, die Fotografie als Kunst betrachtet und ihr beim breiten Publikum Anerkennung verschafft haben. Kurzum, er ist einer der bedeutendsten Förderer der Fotografie in seinem Land.

Volltext

Bahman Jalali

Bahman Jalali (geb. Teheran, 1944) ist der führende Vertreter der zeitgenössischen Fotografie im Iran. Sein in den vergangenen 40 Jahren entstandenes exemplarisches fotografisches Werk ist allerdings aufgrund der besonderen Umstände, unter denen es geschaffen wurde, und gewisser sowohl mit der Biografie der Künstlers als auch mit der neueren Geschichte seines Landes zusammenhängender Ausstellungsbeschränkungen immer noch wenig bekannt. Jalalis Fotografien sind überaus wertvolle Dokumente des sichtbaren wie verborgenen Gedächtnisses des iranischen Volkes seit den 1970er Jahren, ein Zeugnis der iranischen Revolution, des Iran-Irak-Kriegs und der Nachkriegsjahre. Sein Werk dokumentiert aber auch Aspekte des iranischen Alltagslebens, die Arbeitsabläufe der Fischer in einer iranischen Hafenstadt, die traditionellen Architekturformen des Landes, und erstreckt sich bis hin zu Fotomontagen mit historischen Negativen. Dank seiner Rolle als Konservator, Erforscher und Vermittler des fotografischen Erbes seines Landes ist er zu einer Leitfigur und einem wichtigen Akteur des zeitgenössischen iranischen Kulturgeschehens geworden. Er war einer der ersten Fotografen im Iran, die Fotografie als Kunst betrachtet und ihr beim breiten Publikum Anerkennung verschafft haben. Kurzum, er ist einer der bedeutendsten Förderer der Fotografie in seinem Land.

Jalali, der Wirtschafts- und Politikwissenschaft studierte, brachte sich das Fotografieren selbst bei. Schon als Student erwarb er sich einen Ruf als Fotograf. Obwohl als Berufsfotograf tätig, hat Jalali immer versucht, sich den Zugang des Amateurs zu bewahren, indem er sich von professionellen Regeln distanzierte und seine Fotos als Ziviliperson produzierte. Nach Ausbruch des Iran-Irak-Kriegs nahm er zwar eine Anstellung bei Sipapress an, gab sie aber schon bald wieder auf. „Ich hielt es nur wenige Monate aus. Die Fotos, die sie wollten, hatten nichts mit dem zu tun, was ich machen wollte… Ich machte Dokumentarfotografie, und die Agenturen wollten Nachrichten… Es war mir egal, ob sie die Fotos veröffentlichen oder nicht, mir war nur wichtig, sie aufzunehmen und aufzubewahren. Meine Arbeit ist nicht journalistisch, sondern dokumentarisch. Ich mache also die Art von Arbeit, die sonst keiner macht. Die Unterschiede zwischen Menschen offenbaren sich in ihrer Arbeit.“ Wenn sich Bahman Jalali aufmacht, Ereignisse zu dokumentieren und festzuhalten, dann tut er das nicht im Dienst einer Agentur oder eines Diskurses, einer Propaganda oder eines fragwürdigen Humanismus. Er tut es – so bescheiden wie unbestechlich – als Zeuge und Fotograf.

Diese erste Retrospektive gibt einen Überblick über sämtliche Aspekte von Bahman Jalalis Werk:
Die zusammen mit seiner Frau Rana Javadi produzierte Fotoserie Days of Blood, Days of Fire (Teheran, 1978 – 1979) dokumentiert die Eskalation des Volksaufstandes gegen den Schah und den Verlauf der Revolution bis zur Rückkehr des Ayatollah Khomeini und ihrer Vereinnahmung durch religiöse Führer. Die Fotos entstanden über einen Zeitraum von 64 Tagen, von Sonntag, dem 10. Dezember 1978, als die Massendemonstrationen gegen den Schah in der Stadt und im ganzen Land begannen, bis Sonntag, den 11. Februar 1979, als mit dem Rückzug der Armee das Regime stürzte.  Khorramshahr. A City that was Destroyed (1981), ist ein Bildzeugnis vom Schrecken des neun Jahre dauernden und von der internationalen Presse ignorierten Iran-Irak-Kriegs,  und erzählt die Geschichte der südirakischen Stadt Khorramshahr, die von November 1980 bis Juni 1982 von der irakischen Armee besetzt war. Port City of Bushehr (1974 – 2006) ist eine Fotoserie, die von der Zerstörung und Erniedrigung einer der ältesten iranischen Hafenstädte berichtet, einer Stadt, deren großartige Architektur von den Handelsrouten nach Indien und Sansibar beeinflusst war. Die Fotografien der Serie Fishermen (1974 – 1980) entstanden zu den Zeiten, als Jalali immer wieder in Fischerbooten unterwegs war und bei den Fischern von Bushehr lebte, und dokumentieren den Alltag und die harten Arbeitsbedingungen. Desert Architecture (1977 – 1991) zeugt von seiner Begeisterung für die traditionelle Architektur der iranischen Wüste – anerkanntermaßen einer der bedeutendsten Architekturstile der Welt. Die Serie Chehrenegar’s Studio (1993) zeigt die letzten Bilder des 2001 verstorbenen Fotografen Bahram Chehrenegar aus Shiraz; sein wertvolles Archiv wurde 1993 über Vermittlung Jalalis an das iranische Cultural Research Bureau verkauft. Die Sammlung ist ein Teil des von Jalali gegründeten ersten Fotografiemuseums im Iran. Bei Image of Imagination. Black and White (2000), Image of Imagination. Sepia (2002) und Image of Imagination. Red (2003) handelt es sich um eine Auswahl seiner Fotomontagen auf der Grundlage von Negativen aus der Kadscharenzeit, die einen experimentellen und innovativen Blick zurück in die Geschichte der iranischen Fotografie werfen.

Ausstellungsansichten

  • Bahman Jalali, aus der Serie: Days of Blood, Days of Fire

  • Bahman Jalali
    Camera Austria 2009
    Photo: Christian Wachter

  • Bahman Jalali, Rana Javadi, Police Station, Enghelab Street, Tehran 1979. Aus der Serie: Days of Blood, Days of Fire

  • Bahman Jalali, Khorramshahr City 1981. Aus der Serie: Khorramshahr. A City that was Destroyed

  • Bahman Jalali, aus der Serie: Chehrenegar’s Studio 1993.

  • Bahman Jalali
    Camera Austria 2009
    Photo: Christian Wachter

  • Bahman Jalali, Abadan City 1981. Aus der Serie: Khorramshahr. A City that was Destroyed.

  • Bahman Jalali, Demonstration, Enghelab Street, Tehran 1979. Aus der Serie: Days of Blood, Days of Fire.

  • Bahman Jalali
    Camera Austria 2009
    Photo: Christian Wachter

  • Bahman Jalali
    Camera Austria 2009
    Photo: Christian Wachter

  • Bahman Jalali
    Camera Austria 2009
    Photo: Christian Wachter

  • Bahman Jalali
    Camera Austria 2009
    Photo: Christian Wachter

/