Paul Evers und Sebastian Stumpf erhalten Stipendium „Zeitgenössische deutsche Fotografie“ der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung

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Pressemitteilung: Jan Paul Evers und Sebastian Stumpf erhalten Stipendium der Krupp-Stiftung für „Zeitgenössische deutsche Fotografie“ 2016
Essen, 22. November 2016 – Die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung vergibt in Zusammenarbeit mit der Fotografischen Sammlung des Museum Folkwang zwei Preise in Höhe von je 10.000 Euro im Rahmen ihres Stipendienprogramms „Zeitgenössische deutsche Fotografie“. Die Auszeichnungen erhalten Jan Paul Evers und Sebastian Stumpf.

Das seit 1982 existierende Stipendium gehört zu den renommiertesten Auszeichnungen für zeitgenössische Fotografie in Deutschland. Die internationale Jury entschied sich, aus nahezu 200 Bewerbungen, für den Vorschlag von Jan Paul Evers für sein Projekt „Nach dem Blitz: Postapokalyptische Photographien für die Arche als Archiv“ und für das Projekt von Sebastian Stumpf, eine performative fotografische Serie über den sozialen Raum in den USA. Evers und Stumpf erhalten je 10.000 Euro, um die eingereichten Projekte umzusetzen.

Mitglieder der Jury waren:
• Clément Chéroux, Leiter der Fotografischen Sammlung, Centre Georges Pompidou, Paris
• Thomas Ruff, Künstler, Düsseldorf
• Kerstin Stremmel, freie Kuratorin, Autorin und Kunstkritikerin, Köln
• Dr. Ingomar Lorch, Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, Essen
• Florian Ebner, Leiter Fotografische Sammlung, Museum Folkwang, Essen

Jan Paul Evers (*1982, Köln), lebt und arbeitet in Köln und Braunschweig. Seine künstlerische Arbeit entwickelt sich auf dem Feld der experimentellen, gegenstandslosen Fotografie. Er filtert und extrahiert Bruchstücke aus der sichtbaren Wirklichkeit, speichert sie in digitalen Daten und übersetzt sie in analoges fotografisches Material. Man könnte ihn als fotografischen Bildhauer bezeichnen, der erst durch Vergrößerung den letzten Resten der aufgezeichneten Wirklichkeit eine definitive abstrakte Form gibt. Sein Projekt wird sich mit einer Schnittstelle zwischen digitaler und analoger Welt auseinander setzen: den Archiven und Bibliotheken – Orte, an denen das Wissen traditionell seinen physischen Platz hat. Zu seinem Ansatz schreibt er: „Im Rahmen meines Projekts würde ich als Fotograf einen „pompejanischen“ Blick auf Museen, Archive und (Kunst-)Bibliotheken werfen und deren je eigentümliche Medialitäten hinterfragen.“

Sebastian Stumpf (*1980, Würzburg), lebt und arbeitet in Leipzig und Berlin. Auch Stumpf blickt mit seinem Projekt auf eine sehr eigenständige künstlerische Methodik zurück, die er in den vergangenen 15 Jahren in zahlreichen Ausstellungen und in-situ-Projekten entwickelt hat: Sein Arbeitsraum ist die urbane Landschaft oder der Museumsraum, den er mit seinem Körper durchmisst. Fotoapparat und Videokamera dienen ihm als Aufzeichnungsmedien. Die entstehenden Arbeiten sind Dokumente über die Art und Weise, wie wir uns in diesen Räumen eingerichtet haben, zugleich sind sie formal souverän gelöste Slapstick-Auftritte. Sein aktuelles Projekt zielt auf die Sichtbarmachung von Zäunen, Abgrenzungen und „Claims“ im öffentlichen Raum der USA. Zu seinem Vorhaben schreibt er: „Vor dem Hintergrund aktueller politischer Tendenzen der Abgrenzung und rechtspopulistischer Rhetorik, scheint mir eine künstlerisch-kritische Untersuchung eines so universellen, psycho-geographischen Details im urbanen Raum relevant.“

Die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung vergibt die Stipendien zur Förderung zeitgenössischer Fotografie seit 1982 in Zusammenarbeit mit der Fotografischen Sammlung des Museum Folkwang. Angesprochen sind Fotografinnen und Fotografen, die unabhängig von einer Auftragsarbeit ein fotografisches Vorhaben erarbeiten möchten. Die Ausschreibung ist weder thematisch gebunden noch einem bestimmten Bereich der fotografischen Praxis zugeordnet. Die Stiftung möchte mit diesem offenen Förderprogramm die aktuelle bildnerische Auseinandersetzung mit fotografischen Methoden fördern. Alle zwei Jahre werden jeweils zwei Stipendien ausgeschrieben. Die Auswahl der Stipendiaten erfolgt durch eine Jury mit Vertretern der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, des Museum Folkwang und von den beiden Institutionen ausgewählten, unabhängigen Fachleuten. Die nächste Ausschreibung erfolgt voraussichtlich 2018.