Camera Austria International
108 | 2009
- CHRIS SHARP
Jochen Lempert - JOCHEN LEMPERT
- HILDEGUND AMANSHAUSER
Ein Gespräch mit Zhao Liang - ZHAO LIANG
- MERCEDES VICENTE
Darcy Lange - DARCY LANGE
- HELEN LEGG
Darcy Lange: Work Studies in Schools - JEFF DERKSEN
Kunst und Städte bei Mega-Ereignissen. Zur Überschneidung von Kultur, Alltag und Olympischen Spielen in Vancouver und darüber hinaus. Teil I
Vorwort
Wir freuen uns, Ihnen hier das aktuelle Heft – das vierte des Jahrganges 2009 – Camera Austria Nr. 108 vorzustellen, und wie mit jeder neuen Ausgabe dieser Zeitschrift hoffen wir, dass die Themen, mit denen wir uns in den vergangenen Monaten beschäftigt haben, das Interesse unserer LeserInnen finden! In diesem Heft stellen wir neben zwei zeitgenössischen Positionen – Jochen Lempert und Zhao Liang – mit Darcy Lange (1946 – 2005) einen Pionier der frühen Videokunst vor, dessen Werk uns aufgrund seiner künstlerischen und gesellschaftspolitischen Relevanz wichtig erscheint und das wir mit dieser Veröffentlichung wieder in die aktuelle Diskussion hereinholen wollen. Die Singularität von Langes künstlerischer Haltung (mit der sich Mercedes Vincente und Helen Legg auseinander setzen) zeigt sich vor allem in seinem ethisch motivierten Realismus-Begriff und seinem sehr pointierten dokumentarischen Umgang mit den Medien Fotografie, Film und Video. Diese Medien setzte er parallel, zum Teil simultan in seinen „Work Studies“ ein, für die Lange in seiner Auseinandersetzung mit der Repräsentation von Arbeit und Arbeitswelt eine konzeptuell und medienspezifisch äußerst interessante Struktur fand.
Die Fotografien des in Hamburg lebenden Künstlers Jochen Lempert oszillieren zwischen wissenschaftlicher Materialsammlung und poetischer Notiz, zwischen Abstraktion und Zeichenhaftigkeit. Diese eindrucksvolle Arbeit (des ausgebildeten Biologen) wird von Chris Sharp vorgestellt, der in seinem Essay den Bogen spannt zwischen Aspekten des Indexikalischen in Lemperts Verwendung des Mediums Fotografie (etwa in Bezug auf Rosalind Krauss‘ Definition des Index-Begriffs) und des Archivs (etwa in Bezug auf Carl Blossfeldts Naturstudien). Ebenso lohnend ist es, über die technischen Aspekte (laut Sharp ein Anachronismus) dieses Werks nachzudenken, wie es spannend ist, die Aktualität der Fotografien in unserer Auseinandersetzung mit Natur, mit ihrer Wahrnehmung und der Formen ihres Überlebens im urbanen Raum zu überprüfen.
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Camera Austria International 108 | 2009
Vorwort
Wir freuen uns, Ihnen hier das aktuelle Heft – das vierte des Jahrganges 2009 – Camera Austria Nr. 108 vorzustellen, und wie mit jeder neuen Ausgabe dieser Zeitschrift hoffen wir, dass die Themen, mit denen wir uns in den vergangenen Monaten beschäftigt haben, das Interesse unserer LeserInnen finden! In diesem Heft stellen wir neben zwei zeitgenössischen Positionen – Jochen Lempert und Zhao Liang – mit Darcy Lange (1946 – 2005) einen Pionier der frühen Videokunst vor, dessen Werk uns aufgrund seiner künstlerischen und gesellschaftspolitischen Relevanz wichtig erscheint und das wir mit dieser Veröffentlichung wieder in die aktuelle Diskussion hereinholen wollen. Die Singularität von Langes künstlerischer Haltung (mit der sich Mercedes Vincente und Helen Legg auseinander setzen) zeigt sich vor allem in seinem ethisch motivierten Realismus-Begriff und seinem sehr pointierten dokumentarischen Umgang mit den Medien Fotografie, Film und Video. Diese Medien setzte er parallel, zum Teil simultan in seinen „Work Studies“ ein, für die Lange in seiner Auseinandersetzung mit der Repräsentation von Arbeit und Arbeitswelt eine konzeptuell und medienspezifisch äußerst interessante Struktur fand.
Die Fotografien des in Hamburg lebenden Künstlers Jochen Lempert oszillieren zwischen wissenschaftlicher Materialsammlung und poetischer Notiz, zwischen Abstraktion und Zeichenhaftigkeit. Diese eindrucksvolle Arbeit (des ausgebildeten Biologen) wird von Chris Sharp vorgestellt, der in seinem Essay den Bogen spannt zwischen Aspekten des Indexikalischen in Lemperts Verwendung des Mediums Fotografie (etwa in Bezug auf Rosalind Krauss‘ Definition des Index-Begriffs) und des Archivs (etwa in Bezug auf Carl Blossfeldts Naturstudien). Ebenso lohnend ist es, über die technischen Aspekte (laut Sharp ein Anachronismus) dieses Werks nachzudenken, wie es spannend ist, die Aktualität der Fotografien in unserer Auseinandersetzung mit Natur, mit ihrer Wahrnehmung und der Formen ihres Überlebens im urbanen Raum zu überprüfen.
Der in Peking lebende Künstler Zhao Liang bezieht in einem Gespräch mit Hildegund Amanshauser (an dem sich auch Alice Creischer und Andreas Siekmann beteiligt haben) neben anderen Projekten auch zu seinem neuesten Dokumentarfilm „Petition“ Stellung. An diesem Film, der auch in Cannes und Locarno gezeigt wurde, hat Liang über zehn Jahre gearbeitet: Er begleitet Menschen aus ganz China, die nach Peking kamen, um in einem Büro für Petitionen ihre Anliegen vorzubringen. Sie beschweren sich über Unrecht, das ihnen bei der Arbeit oder privat widerfahren war und fordern Gerechtigkeit. Da diese Verfahren oft jahrelang dauern, ist in Peking ein regelrechter Slum, das „Petitioners‘ Village“ entstanden, in dem die ProtagonistInnen dieses Films überleben. Das Gespräch bezieht sich sowohl auf den gesellschaftspolitischen Kontext, in dem Liangs Arbeit steht, auf die chinesische Öffentlichkeit, an die seine Arbeit adressiert ist, sowie auf die unterschiedliche Rolle und Rezeption seiner Arbeit wie von zeitgenössischer Kunst insgesamt in China und Europa.
In dieser Ausgabe beginnen wir auch eine neue Kolumne, für die wir Jeff Derksen, Schriftsteller und Kritiker aus Vancouver, gewinnen konnten. Er beschäftigt sich mit der Rolle von Kunst und dem Verhalten von Städten bei Mega-Ereignissen (wie der Olympischen Winterspiele 2010 in Vancouver): Im Verlauf dieser vierteiligen Serie wird er über die Formen von Öffentlichkeit berichten, die sich an solchermaßen umkämpften, von Hoffnungen, Erwartungen und Widerstand geprägten Orten herausbilden.
Wir danken unseren LeserInnen und AbonnentInnen für das Interesse an Camera Austria und hoffen, dass Sie uns auch im nächsten Jahr die Treue halten werden. Vor allem jedoch danken wir den KünstlerInnen und AutorInnen für ihre Bereitschaft, sich an der Gestaltung und Umsetzung ihrer Beiträge zu beteiligen und damit Camera Austria als künstlerisches Projekt und als temporären Produktionspartner zu verstehen.
Christine Frisinghelli
November 2009
Beiträge
Forum
TALIA CHETRIT
YVON CHABROWKSI
PHILIP GAISSER
VANJA VUKOVIC
ANIKÓ ROBITZ
ANATOLIY BABIYCHUK
ANTOINE TURILLON
JULI SING
Ausstellungen
Modernologies
MACBA, Barcelona
ALBERTO MARTÍN
See This Sound
Lentos Kunstmuseum Linz
SUSANNE NEUBURGER
11th Istanbul Biennial
MAREN LÜBBKE-TIDOW
Die Moderne als Ruine
Generali Foundation, Wien
Kunstmuseum Liechtenstein
REINHARD BRAUN
Gustav Metzger: Decades 1959 – 2009
Serpentine Gallery, London
BART VAN DER HEIDE
Gabriele und Helmut Nothhelfer: Momente und Jahre
SK-Stiftung Kulture, Köln
CAROLIN FÖRSTER
Aglaia Konrad, Armin Linke: Concrete & Samples
Museum für Gegenwartskunst, Siegen
KERSTIN STREMMEL
Le Printemps de Septembre
LUCIA PESAPANE
Tomorrow Started
steirischer herbst, Graz
ANNE FAUCHERET
The Annenberg Space for Photography
Los Angeles
SANDRA WAGNER
William E. Jones
ar/ge kunst, Bozen
MARION PIFFER-DAMIANI
Dennis Hopper: Signs of the Times
Tony Shafrazi Gallery, New York
CARLO MCCORMICK
Anabasis. Rituals of Homecoming
Ludwik Grohman Villa, Łódź
MONIKA SZEWCZYK
Ursula Biemann: Videogeografien
Helmhaus Zürich
SØNKE GAU
Bücher
On the Camera Arts and Consecutive Matters
MIT Press, Cambridge, Massachusetts 2009
NAOKO KALTSCHMIDT
Dani Gal: Chanting Down Babylon. Recorded Accounts of El Al Flight 1862. Amsterdam October 4, 1992.
GISLIND NABAKOWSKI
Simryn Gill
Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 2008
RIKE FRANK
Video Edition Austria. Release 02
Medienwerkstatt, Wien 2008
SANDRO DROSCHL
Impressum
Herausgeber, Verleger und für den Inhalt verantwortlich: Manfred Willmann. Eigentümer: Verein CAMERA AUSTRIA, Labor für Fotografie und Theorie.
Alle: Lendkai 1, A-8020 Graz
Redaktion: Christine Frisinghelli, Daniela Billner, Tanja Gassler
Redaktion Nachrichten: Heidi Oswald
Lektorat: Marie Röbl
Englisches Lektorat: Dawn Michelle d’Atri
Übersetzungen: John Doherty, Yoshiaki Kai, Emilia Ligniti, Wilfried Prantner, Josephine Watson, Richard Watts, Su Wei