Darcy Lange
Infos
Zeitraum
17.4.2010 – 27.6.2010
Eröffnung
16.4.2010, 18:00
Vortrag im Vorfeld der Ausstellung
15.4.2010, 18:00
Mercedes Vicente
„Darcy Lange: Beyond Observation“ (in engl. Sprache)
Darcy Lange
Kuratiert von Mercedes Vicente.
Diese Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit der Govett-Brewster Art Gallery, New Plymouth, mit Unterstützung des Darcy Lange Estate und des New Zealand Film Archive realisiert.
Intro
Darcy Lange kehrte 1971 seiner formalen Ausbildung und ersten Karriereschritten als Bildhauer den Rücken und begann mit Film, Fotografie und Video Menschen bei der Arbeit in englischen Fabriken, Bergwerken und Schulen zu dokumentieren. In Großbritannien, Neuseeland und Spanien führte Lange immer wieder strenge und breit angelegte Studien zum Thema Arbeit durch. Während sich seine Zeitgenossen konzeptuell mit Video auseinandersetzten, hielt er an der „Verantwortung“ fest, „Wesen und Wirkung des Realismus weiter zu befragen“. Der Beschäftigung mit ArbeiterInnen als Motiv und mit Arbeit als Tätigkeit kam auch sein Bahn brechender Stil ungeschnittener, unvermittelter, anhaltender Echtzeit-Beobachtungen entgegen, der zum Kennzeichen seiner Serie „Work Studies“ (1972 – 1977) werden sollte. Mit ihr versuchte er, „das Bild der Arbeit als Arbeit, Beruf, Tätigkeit, Schöpfertum und Zeitvernichterin zu zeichnen“.
Volltext →Darcy Lange
Darcy Lange kehrte 1971 seiner formalen Ausbildung und ersten Karriereschritten als Bildhauer den Rücken und begann mit Film, Fotografie und Video Menschen bei der Arbeit in englischen Fabriken, Bergwerken und Schulen zu dokumentieren. In Großbritannien, Neuseeland und Spanien führte Lange immer wieder strenge und breit angelegte Studien zum Thema Arbeit durch. Während sich seine Zeitgenossen konzeptuell mit Video auseinandersetzten, hielt er an der „Verantwortung“ fest, „Wesen und Wirkung des Realismus weiter zu befragen“. Der Beschäftigung mit ArbeiterInnen als Motiv und mit Arbeit als Tätigkeit kam auch sein Bahn brechender Stil ungeschnittener, unvermittelter, anhaltender Echtzeit-Beobachtungen entgegen, der zum Kennzeichen seiner Serie „Work Studies“ (1972 – 1977) werden sollte. Mit ihr versuchte er, „das Bild der Arbeit als Arbeit, Beruf, Tätigkeit, Schöpfertum und Zeitvernichterin zu zeichnen“.
In „A Documentation of Bradford Working Life“ (1974), experimentierte Lange mit den strukturellen Möglichkeiten des Bewegungs- und des Standbilds und suchte nach Möglichkeiten, seine Gegenstände so abzubilden, dass sie Anhaltspunkte für die vergleichende Analyse abgaben. Er wählte vier (von ihm als „Situationen“ bezeichnete) Fabriken in Bradford aus, in denen er (von ihm als „Studien“ bezeichnet) je drei bis fünf Arbeiter- Innen dokumentierte. Jede der insgesamt 15 Studien bestand aus einer Videoaufnahme von 10 Minuten Dauer, zwei 16-mm-Filmaufnahmen (von der ersten und letzten halben Minute des Videos) und einem Schwarzweißfoto. Um die formalästhetischen Unterschiede zwischen diesen Medien herauszuarbeiten, wurden alle parallel und in ein- und derselben Bildkomposition aufgenommen, wobei aber Kamera- und Tontechnik an den Rhythmus der jeweils dargestellten Tätigkeit angepasst waren.
In seiner Beschäftigung mit dem Thema versuchte Lange alle Hierarchien aufzubrechen oder sichtbar zu machen. Die mit den frühen tragbaren Videogeräten auftauchende Möglichkeit zur Wiedergabe und Aufzeichnung von Live-Feedback, die bei Film und Fotografie nicht gegeben war, legte deren Einsatz als Kritik- und Analysemedium sowie als Katalysator für soziale Veränderungen nahe. Das wird zum zentralen Element seiner „Work Studies in Schools“, (1967 – 1977). Lange achtete bei der Auswahl der Institutionen darauf, dass sie unterschiedliche soziale Schichten repräsentierten, und wählte die teilnehmenden LehrerInnen nach ihren Unterrichtsfächern aus: Kunst, Geschichte, Naturkunde. Er erweitert die Dokumentation allerdings um die Videoaufzeichnung von Lehrer- und Schülerreaktionen und wird selbst zu einem integralen Bestandteil des Dokuments. Mit diesen Arbeiten versuchte Lange, eine Veränderung für die von ihm dargestellten Personen herbeizuführen und durch die Aufforderung zur kritischen Beobachtung ein radikales Potenzial für gesellschaftliche Veränderungen zu schaffen.
In den späten 1970er Jahren, während der so genannten Māori-Renaissance, verbündete sich Lange mit dem Kampf von Māori-Aktivisten um ihre Landrechte und entwickelte im Zuge dessen sein ambitioniertes „Māori Land Project“ (1977 – 1981). Nach einem Umzug in die Niederlande 1979 arbeitete er mit René Coelho, dem Gründer von Montevideo / Time Based Arts, an einem auf dem „Māori Land Project“ beruhenden Programm für das niederländische Fernsehen und mit Professor Leonard Henny vom Centre for International Development Education am Soziologieinstitut der Universität Utrecht an „The Māori Land Struggle“. Die Ergebnisse dieser Zusammenarbeit: eine 30-minütige Fernsehdokumentation, eine dreiteilige soziologische Analyse mit der Universität Utrecht und eine Dokumentation von Lange, wurden 1980 in der Ausstellung „The Land of the Māori“ am Van Abbemuseum in Eindhoven und am Internationaal Cultureel Centrum in Antwerpen gezeigt.