Peter Dressler
Greifbare Schönheit
Infos
Zeitraum
8.12.2006 – 25.2.2007
Eröffnung
7.12.2006, 18:00
Peter Dressler
Greifbare Schönheit
kuratiert von Seiichi Furuya & Manfred Willmann
Intro
Als „unspektakuläre Suche nach der Abbildhaftigkeit des Wanderns durch die Dinge“ hat der österreichische Fotokünstler Peter Dressler seine Arbeitsweise beschrieben. Die Bildserien, Sequenzen und Tableaux, die seit den frühen 70er Jahren entstanden sind, werden seit einigen Jahren von Bildgeschichten abgelöst, in denen der Künstler selbst auftritt und als deren ideale Präsentationsform er eine Reihe von Künstlerbüchern entwickelt hat.
Den Schwerpunkt der Ausstellung bilden Arbeiten, in denen sich der Künstler durch die zur Schau gestellte Warenwelt der großen Kaufhäuser bewegt und die Inszenierung von Schönheit zu begreifen sucht, durch die Dinge und Waren zu Objekten unseres Begehrens werden. Die Ausstellung „Greifbare Schönheit“ spannt einen Bogen zwischen den frühen Serien und aktuellen Arbeiten und gibt zum ersten Mal überhaupt einen Überblick über das Werk dieses bedeutenden österreichischen Fotografen.
Peter Dressler: Greifbare Schönheit
Die Ausstellung „Greifbare Schönheit“ spannt einen Bogen zwischen den frühen Serien und aktuellen Arbeiten und gibt erstmals einen Überblick über das Werk des bedeutenden österreichischen Fotografen Peter Dressler. Dresslers Arbeit zielt, mit unterschiedlichen Strategien und Prozessen, immer auf die Ver-Lebendigung des statischen Bildes ab, selten bleiben Fotografien als Einzelbilder auf ihre rein beschreibende Qualität reduziert. Durch verschiedene Bild-Bild- Kombinationen wird eine Dynamik zwischen den Bildern erzeugt, die auch den interpretierenden Blick des Betrachters in Bewegung hält. Ein wichtiger Aspekt in Dresslers Arbeit ist seine Vorliebe für prozessuale Anordnungen. Diese sind in den jüngeren Serien, oft in Künstlerbüchern, in einer Bild-Sequenz festgelegt: Bildgeschichten, die dem Einzelbild die Position eines Film-Stills zuweisen. Immer öfter wird der Künstler selbst um Akteur. Dressler agiert jedoch nicht als Darsteller seiner eigenen Befindlichkeit, er inszeniert sich nicht in narzisstischer Selbstbespiegelung, sein künstlerischer Gestus besteht darin, bei aller Fixierung auf seine Person, sich die Position der Figur, der Rolle zu erhalten und nicht auf der Identität von Ich und künstlerischem Produkt zu beharren. Die Intervention des Künstlers selbst im Bild – symbolisch mit seinem Namenszug in der frühen Arbeit „Montreal 1976“, oder als tatsächlich auftretende Figur in einer der Bild-Geschichten des letzten Jahrzehnts – ist gleichzeitig eine Intervention in die Bildwirklichkeit. Sie überzeichnet die Bedeutung der alltäglichen Dinge, deren Betrachtung sich der Akteur widmet („Greifbare Schönheit“, „Bleibende Werte“) oder die er explizit präsentiert, wie in „Eher seltene Rezepte“. Dabei bewegt sich Dressler immer durch vorgefundene Räume: Die Gemäldegalerie, das Kaufhaus, das Hotelzimmer, deren Nutzung ihm der Zufall zuspielt oder zu deren temporärem Gebrauch ihn eine plötzliche Eingebung verführt – nie werden diese Räume als Bühnenbild gestaltet.
Für seine Titel-gebende Serie „Greifbare Schönheit“ entstand ein Schlüsselbild in Paris: Im Bazar de l’Hôtel de Ville
entdeckt Dressler 1992 den Flaschentrockner, das idente Objekt, das Marcel Duchamp 1914 in gerade demselben
Kaufhaus erstanden und als objet trouvé zum Ready-made gemacht hat. Das Finden dieses Fundstückes, das die
Kunstgeschichte so fundamental erneuert hat, gab den Anstoß für Dresslers Kaufhaus-Serien, in denen er die Analogien zwischen Museum und Kaufhaus, von Kunstwerk und Ware, zu seinem Untersuchungsgegenstand über Jahre macht. Das „Greifbare“ der Schönheit im Kaufhaus meint bei Dressler ein erreichbares Erhabene, die bescheidene Erfüllung der Wünsche, sie adressiert die haptisch-visuelle in-Besitz-Nahme der Dinge eher als die Kritik am Konsumverhalten, am Kaufrausch und an der Fetischisierung der Ware. „Greifbare Schönheit“ weist uns aber auch den Weg zum eigentlich zentralen Thema von Dresslers Arbeit, der Frage nach dem Wesen der Kunst, nach dem Moment des Bild-Werdens, nach der tatsächlichen ästhetischen Erfahrung.