Presseinformationen

Julia Gaisbacher: One Day You Will Miss Me

Infos

Hrsg. von Reinhard Braun.

Mit Textbeiträgen von Elke Krasny, Barbi Marković, Dubravka Sekulić / Jovana
Timotijević, Iva Čukić und Reinhard Braun (ger./eng.).
Bildsequenz von Alejandro Cartagena.
Edition Camera Austria, Graz 2021.
160 Seiten, 19 × 25,4 cm, zahlreiche SW- und Farbabbildungen.
€ 27,– / ISBN 978-3-902911-612

 

Buchpräsentationen

18. 9. 2021, Office for Photography, Zagreb

12. 10. 2021, Camera Austria, Graz

19. 10. 2021, Goethe-Institut, Belgrad

Pressedownloads

Pressetext

Von 2017 bis 2019 dokumentierte und analysierte Julia Gaisbacher in ihrer medienübergreifenden Werkserie One Day You Will Miss Me die durch das großräumige Immobilienprojekt Belgrade Waterfront ausgelösten urbanen Transformationsprozesse in Belgrad. Ihre Fotografien bilden den Kern ihrer räumlichen Bestandsaufnahmen und soziokulturellen Recherchen. 

Die gleichnamige Publikation umfasst neben dem fotografischen Einblick in Julia Gaisbachers Arbeit fünf Texte in deutscher und englischer Sprache. Elke Krasny, Professorin an der Akademie der bildenden Künste Wien, Kuratorin und Kulturtheoretikerin, Barbi Marković, Schriftstellerin, Dubravka Sekulić, Belgrader Architektin, unterrichtet als Senior Tutor am Royal College of Art London, Jovana Timotijević, gesellschaftspolitische Aktivistin aus Belgrad, Iva Čukić, Belgrader Raumplanerin und Aktivistin, und Reinhard Braun, Künstlerischer Leiter und Herausgeber, Camera Austria , bringen ein breites Spektrum an Perspektiven auf Gaisbachers Werk ein. Der renommierte mexikanische Fotograf Alejandro Cartagena konzipierte die Bildsequenz. 

Veränderungen sind ein immanentes Charakteristikum belebten, urbanen Raums. Während die städtischen Gefüge historischer Innenstädte meist organisch wuchsen, greifen Immobilienentwicklungsprojekte wie Belgrade Waterfront disruptiv ein. Finanziert durch die international tätige Investorengruppe Eagle Hills zählt es zu den größten Bauvorhaben in Europa und transformiert seit 2015 die gesamte Stadtlandschaft Belgrads nachhaltig. Großformatige Glas- und Stahlvolumen kontrastieren mit der historisch gewachsenen Stadt, zugleich dominiert das Bauprojekt stadtplanerisch, ökonomisch und visuell den Alltag Belgrads. Daraus resultieren nicht nur architektonische Verwerfungen, sondern ebenso sozioökonomische Spannungen. 

Julia Gaisbacher beschäftigte sich in diesem Projekt mit der fortlaufenden visuellen Dokumentation und Analyse der Belgrade Waterfront – für die Künstlerin ein exemplarisches Beispiel für viele Umbrüche der Gegenwart. In urbanen Porträts hielt Gaisbacher wiederkehrend die Umformung des Belgrader Stadtgefüges sowie die baulichen Veränderungen fest – ein Archiv des sich langsam verändernden Belgrads. 

Die entstandene Serie rückt in Schwarz-Weiß- und Farbfotografien die historische Belgrader Stadtlandschaft in den Mittelpunkt. Zum weithin sichtbaren Symbol werden dabei die Betonskelette der ersten Wohntürme der Belgrade Waterfront. Obgleich nie im Fokus der Aufnahmen, sind sie aufgrund ihrer Dimension und Materialität stets als Fremdkörper präsent. 

Zeitgleich trat Julia Gaisbacher einen Schritt näher an das Bauprojekt und seine Auswirkungen auf den Alltag der Bewohner*innen Belgrads heran. Aus dieser Perspektive fokussiert sie auf die Diskrepanz zwischen der Lebensrealität vieler Belgrader*innen und den Hochglanzsujets, Bewerbungs- und Vermarktungsstrategien der geplanten Wohnungen. Julia Gaisbachers Beobachtungen sind ebenso als visuelle Metapher politischer Entwicklungen und urbaner Transformationsprozesse im globalen Kontext lesbar. (Anna Resch)

Julia Gaisbacher, geb. 1983 in Grambach bei Graz (AT), lebt als freischaffende Künstlerin und Fotografin in Wien (AT). Sie studierte Kunstgeschichte an der Karl-Franzens-Universität Graz, Bildhauerei/Dreidimensionales Gestalten an der Hochschule für Bildende Künste Dresden (DE) und an der Hogeschool Sint-Lukas / LUCA School of Arts, Brüssel (BE). Julia Gaisbacher hat das Staatsstipendium Fotografie des Bundeskanzleramts Österreichs (2020), den Förderungspreis des Landes Steiermark für zeitgenössische bildende Kunst (2019), den Erste Bank MehrWERT-Kunst-Anerkennungspreis (2018) und den Fotoförderungspreis der Stadt Graz (2016) erhalten. Darüber hinaus ist sie für ein Förderstipendium der DZ Bank Kunstsammlung (DE) nominiert. Die Künstlerin präsentierte Auszüge aus One Day You Will Miss Me im Goethe-Institut, Belgrad (RS), in der Akademie Graz, der MUSA Startgalerie, Wien, sowie im weissen haus, Wien. Aktuell werden ihre Arbeiten in drei Ausstellungen gezeigt: Kunsthaus Graz, Fotohof, Salzburg (online, AT), Mobiler Pavillon der Steiermarkschau (AT).
www.juliagaisbacher.com 

 

Seit 2011 ist Reinhard Braun Künstlerischer Leiter von Camera Austria und Herausgeber der Zeitschrift Camera Austria International. Seine jüngsten kuratorischen Projekte umfassen Einzelausstellungen mit Sophie Thun / Mladen Bizumic, Peggy Buth, Jochen Lempert (alle 2019) und mit Isa Rosenberger (2020), wie auch das Projekt Die Stadt & Das gute Leben (2020). Als Herausgeber der Edition Camera Austria veröffentlichte er zuletzt Maria Hahnenkamp: Was heißt hier: Photographie? (2019) und Isa Rosenberger . . .  das weite Land woher sie kommt (2020).

Alejandro Cartagena lebt als Künstler, Fotograf und Büchermacher in Monterrey (MX). Seine Arbeit fokussiert auf Themen der Identität, der Stadt, der Grenzen und fotografischen Kulturen; sie wurde international ausgestellt und ist in verschiedenen privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten. Cartagena veröffentlichte zahlreiche Bücher und arbeitet auch mit anderen Künstler*innen als Redakteur und Designer. Er unterrichtet und lehrt auf dem amerikanischen Doppelkontinent und in Europa. 

Iva Čukić promovierte im Bereich Stadtplanung an der Fakultät für Architektur der Universität in Belgrad (RS). Ihre Interessensgebiete umfassen urbane Gemeinschaften, urbane Transformation und Selbstorganisation. Sie ist Mitbegründerin des Kollektivs Ministry of Space, das seit 2011 nach Spatial Justice strebt. Weiters ist sie Mitbegründerin der Don’t Let Belgrade D(r)own-Bewegung und war bis 2018 an deren Aktivitäten beteiligt.  

Elke Krasny, PhD, Professorin für Kunst und Bildung an der Akademie der bildenden Künste Wien (AT). Als Kulturtheoretikerin und Kuratorin arbeitet Elke Krasny zu Fragen von sozialer und ökologischer Gerechtigkeit, kritischen Raumpraxen und Erinnerungspolitiken. Ihr Buch Stadt und Frauen. Eine andere Topographie von Wien  (2008) stellt einen wesentlichen Beitrag zu feministischer urbaner Erinnerungsarbeit dar. Die mit Angelika Fitz kuratierte Ausstellung Critical Care. Architecture and Urbanism for a Broken Planet (2019) führt eine sorge-ethische Perspektive in die Architekturdebatte ein.

Barbi Marković geb. 1980 in Belgrad (RS), studierte Germanistik in Belgrad und Wien (AT), wo sie seit 2006 lebt. 2009 machte sie mit dem Thomas Bernhard-Remix-Roman Ausgehen (Izlaženje, 2006) Furore. Es folgten Kurzgeschichten, Theaterstücke, Hörspiele sowie zahlreiche Preise. 2016 erschien der Roman Superheldinnen im Residenz Verlag und im Herbst 2021 erscheint dort ihr neues Buch Die verschissene Zeit.

Dubravka Sekulić ist Architektin und Professorin, die die Frage wie Eigentumsverhältnisse und Rechtsordnungen die Gestalt heutiger Städte formen, untersucht – mit Fokus auf dem Verständnis der (gebauten) Umgebung als Archiv. Sie ist Senior-Tutorin an der School of Architecture, Royal College of Art, London (GB), und hat am Institut für Geschichte und Theorie der Architektur (gta) der ETH Zürich (CH) promoviert. Sie publiziert und lehrt regelmäßig in ganz Europa.

Jovana Timotijević ist Aktivistin und Wisschenschaftlerin der kritischen Stadtforschung und feministischen Theorie mit Fokus auf emanzipatorische Raumpraktiken und Wohnraumgerechtigkeit. Sie arbeitet als Programmkoordinatorin des Ministry of Space-Kollektivs und als Wisschenschaftlerin an der Fakultät für Politikwissenschaft der Universität in Belgrad (RS).

Bildmaterial

Die honorarfreie Veröffentlichung ist nur in Zusammenhang mit der Berichterstattung über die Ausstellung und die Publikation gestattet. Wir ersuchen Sie die Fotografien vollständig und nicht in Ausschnitten wiederzugeben. Bildtitel als Download unter dem entsprechenden Link.

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