Camera Austria International

100 | 2007

  • CHRISTINE FRISINGHELLI, WALTER SEIDL
    Zum Projekt "I am not afraid"
  • DAVID GOLDBLATT
    Liebe Christine
  • JOYCE OZYNSKI
    Market Photo Workshop
  • PATRICIA HAYES
    Visual Emergency? Fusion und Fragmentierung in der Südafrikanischen Fotografie der 1980er Jahre
  • WILSON JOHWA
    The Back and Forth Projekt
  • RORY BESTER
    From the Market Photo Workshop
  • BONILE BAM
    Initiation of the Mind
  • JODI BIEBER
    David
  • ZANELE MUHOLI
    Faces & Phases
  • SABELO MLANGENI
    Invisible Women
  • LERATO MADUNA
    Diski 9/9 - Us and the Ball
  • NONTSIKELELO VELEKO
  • WILSON JOHWA
    Mpilonhle Mpilonde (Good Life, Long Life)
  • NONTSIKELELO VELEKO
    The Ikageng Women's Outreach Project
  • JO RACTLIFFE, PETER MCKENZIE, SEAN O'TOOLE
    Prä-post: Ein Kurs (in) Südafrikanischer Fotografie
  • JOHN FLEETWOOD
    Market Photo Workshop. Strategien für eine Fotografieausbildung

Vorwort

Für unsere Jubiläumsausgabe Camera Austria 100 wollen wir bewusst auf einen Rückblick auf die eigene Geschichte verzichten, sondern im Gegenteil in die Zukunft blicken. Wir widmen dieses Heft – das die gleichnamige Ausstellung begleitet – dem von David Goldblatt Ende der 80er Jahre in Johannesburg gegründeten Market Photo Workshop. Damit knüpft dieses Heft an einen programmatischen Schwerpunkt unserer Zeitschrift an: die gesellschaftlichen Gebrauchsweisen der Fotografie zu reflektieren, künstlerische Produktion direkt zu unterstützen und gerade auch den jüngsten Strömungen zeitgenössischer Fotografie und Medienkunst eine Plattform zu bieten.

2001 äußerte sich Pierre Bourdieu in einem Interview gegenüber Camera Austria zum Feld der kulturellen Produktion und beschrieb dieses als „verkehrte Welt der Ökonomie“. Je spezialisierter die jeweiligen kulturellen Felder seien, umso weniger seien diese kommerzialisierbar, im Gegenteil: Eine Fixierung auf spezifische Inhalte garantiere den jeweiligen kulturellen Feldern mehr Autonomie – eine Autonomie, die allerdings durch den Neoliberalismus mit seinem Streben nach Durchkommerzialisierung aller gesellschaftlichen Bereiche latent bedroht sei.

Im Gründungsjahr von Camera Austria – 1980 – sind Herausgeber und Redakteure dieser Zeitschrift angetreten, einen bis dahin (zumindest im europäischen Kunstgeschehen) marginalisierten Bereich im ohnedies kleinen Feld der zeitgenössischen künstlerischen Produktion zu stärken, indem sie mit Camera Austria eine Zeitschrift ins Leben riefen, die sich in der Hauptsache der Fotografie widmet. Dass sich unser Projekt im ebenso schützenden wie künstlerisch herausfordernden Rahmen des Forum Stadtpark entwickeln konnte, aber auch der Sonderstellung der Fotografie im künstlerischen Feld, haben wir einen großen Teil der Autonomie unserer Arbeit zu verdanken.

Volltext

Camera Austria International 100 | 2007
Vorwort

Für unsere Jubiläumsausgabe Camera Austria 100 wollen wir bewusst auf einen Rückblick auf die eigene Geschichte verzichten, sondern im Gegenteil in die Zukunft blicken. Wir widmen dieses Heft – das die gleichnamige Ausstellung begleitet – dem von David Goldblatt Ende der 80er Jahre in Johannesburg gegründeten Market Photo Workshop. Damit knüpft dieses Heft an einen programmatischen Schwerpunkt unserer Zeitschrift an: die gesellschaftlichen Gebrauchsweisen der Fotografie zu reflektieren, künstlerische Produktion direkt zu unterstützen und gerade auch den jüngsten Strömungen zeitgenössischer Fotografie und Medienkunst eine Plattform zu bieten.

2001 äußerte sich Pierre Bourdieu in einem Interview gegenüber Camera Austria zum Feld der kulturellen Produktion und beschrieb dieses als „verkehrte Welt der Ökonomie“. Je spezialisierter die jeweiligen kulturellen Felder seien, umso weniger seien diese kommerzialisierbar, im Gegenteil: Eine Fixierung auf spezifische Inhalte garantiere den jeweiligen kulturellen Feldern mehr Autonomie – eine Autonomie, die allerdings durch den Neoliberalismus mit seinem Streben nach Durchkommerzialisierung aller gesellschaftlichen Bereiche latent bedroht sei.

Im Gründungsjahr von Camera Austria – 1980 – sind Herausgeber und Redakteure dieser Zeitschrift angetreten, einen bis dahin (zumindest im europäischen Kunstgeschehen) marginalisierten Bereich im ohnedies kleinen Feld der zeitgenössischen künstlerischen Produktion zu stärken, indem sie mit Camera Austria eine Zeitschrift ins Leben riefen, die sich in der Hauptsache der Fotografie widmet. Dass sich unser Projekt im ebenso schützenden wie künstlerisch herausfordernden Rahmen des Forum Stadtpark entwickeln konnte, aber auch der Sonderstellung der Fotografie im künstlerischen Feld, haben wir einen großen Teil der Autonomie unserer Arbeit zu verdanken.

Dankbar und mit Freude, aber auch erstaunt, blicken wir jetzt mit dem Erscheinen unserer 100. Ausgabe auf nunmehr fast dreißig Jahre kontinuierliche Arbeit zurück und stellen fest, dass es gelungen ist, ein Projekt zu professionalisieren und dabei – wie wir finden – zu einem guten Teil den Zwängen der Ökonomie zu widerstehen. Camera Austria hat in Österreich wie international eine Position gefunden und ist ein wichtiges Forum innerhalb der Debatten rund um die Fotografie der Gegenwart geworden. Das hat, zusammen mit unserer Ausstellungspolitik und die für die theoretische Einbettung dieser Arbeit entscheidenden „Symposien über Fotografie“ auch dazu beigetragen, dass die Stadt Graz zu einem zentralen Punkt innerhalb eines Koordinatensystems rund um die Belange der zeitgenössischen künstlerischen Fotografie geworden ist, und dass gerade an diesem spezifischen Ort in Österreich die künstlerische, theoretische und publizistische Auseinandersetzung mit Fotografie im Kontext zeitgenössischer Kunst auf hohem Niveau geführt wird.

Dass es gelungen ist, diese Arbeit über einen so langen Zeitraum und erfolgreich zu realisieren, hat aber nicht nur mit dem besonderen Fokus dieser Arbeit und mit unserer Beharrlichkeit in der Sache zu tun, sondern auch mit der Unterstützung unseres ambitionierten Projektes durch Viele: Hier seien zuallererst die Künstler und Künstlerinnen genannt, denen das Projekt Camera Austria von Anfang an gewidmet war und denen es gewidmet bleibt. Mit ihrer Arbeit definieren sie die Schwerpunkte der jeweiligen Heftinhalte, darüber hinaus tragen sie durch die Gestaltung ihrer Beiträge wesentlich zum Erscheinungsbild der Zeitschrift bei. Unser Dank gilt gleichermaßen unseren Autoren und Autorinnen. Die Sicherung der Autonomie unseres kulturellen Feldes aber verdanken wir nicht zuletzt der Kulturpolitik in Österreich, im Bundesland Steiermark und der Stadt Graz. Jüngste Ereignisse in der österreichischen Kulturlandschaft haben gezeigt, wie unerwartet und schnell herausragende Institutionen, die allein durch die Wirtschaft und Private getragen werden, brüchig werden können, oder auch umgekehrt: wie sehr die Glaubwürdigkeit von (auch öffentlichen) Institutionen leiden kann, wenn Erfolge ausschließlich an Besucherzahlen gemessen werden und aus diesem Grunde von den Verantwortlichen kommerzialisierbare Projekte bevorzugt werden müssen. Auch Camera Austria war nicht frei von Anfeindungen und musste sich in wechselnden politischen Rahmenbedingungen behaupten und Freiräume immer wieder neu erkämpfen. Wir sind dankbar und froh, viele Freunde und Verbündete gefunden zu haben, die in ihrem politischen Verständnis der Autonomie im Feld kultureller Produktion einen hohen Stellenwert einräumen. Unser kompromisslos der künstlerischen Arbeit und ihrer gesellschaftlichen Bedeutung gewidmetes, an ein internationales und höchst anspruchsvolles Publikum gerichtetes Zeitschriften- und Ausstellungsprojekt könnte ohne solche Unterstützung nicht realisiert werden. Davon zeugt unter anderem der seit 1989 vergebene „Camera Austria-Preis der Stadt Graz für zeitgenössische künstlerische Fotografie“, der in diesem Jahr im Rahmen der Präsentation unserer 100. Ausgabe an die junge georgische Künstlerin Marika Asatiani vergeben wird, und mit dem nach außen ein deutliches Zeichen der Anerkennung unserer Arbeit gesetzt wird. Davon zeugt aber auch der Umzug in das Kunsthaus Graz im Jahr 2003, der nicht nur das Einrichten einer öffentlichen Studienbibliothek zur Folge hatte, sondern uns über die Publikation der Zeitschrift hinaus auch Ausstellungen größeren Umfangs und größerer Kontinuität als bisher möglich machte. Dafür sagen wir herzlichen Dank.

Dass dieses Projekt so weit gedeihen konnte ist aber auch ein Verdienst der vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in den vergangenen Jahren das Projekt Camera Austria mitgetragen haben. Sie haben – oft genug unter einer für diese Art von Projekten typischen, aber nichtsdestoweniger enormen Arbeitsbelastung – das redaktionelle Alltagsgeschäft ebenso wie die kuratorischen und ausstellungstechnischen Arbeiten mit großem Engagement und Kenntnis in der Sache bewältigt. Stellvertretend für Sie sei an dieser Stelle insbesondere Seiichi Furuya und Reinhard Braun gedankt, deren langjährige Mitarbeit unser Projekt entscheidend geformt hat. Wir denken in diesem Zusammenhang aber auch an Elisabeth Printschitz und Jörg Schlick, die leider so früh verstorben sind, und die durch ihre Freundschaft, ihre künstlerische Mitarbeit und editorische Genauigkeit das Profil unserer Tätigkeiten mit geprägt haben.

Um unsere aktuellen Projekte im Kontext unserer editorischen und kuratorischen Entscheidungen seit 1980 sichtbar zu machen, und gerade um auch unseren jüngeren LeserInnen Einblick in die künstlerischen und theoretischen Debatten zu bieten, publizieren wir zum gegebenen Anlass zusätzlich zur vorliegenden Ausgabe einen Index der Hefte Camera Austria Nr. 1 – 100: Von Nobuyoshi Araki bis Heimo Zobernig, von Diane Arbus bis Jeff Wall: In den 100 Ausgaben seit 1980 sind über 3000 österreichische und internationale Künstler und Künstlerinnen vorgestellt worden, annähernd 800 Autorinnen und Autoren haben in unserer Zeitschrift den kritischen Diskurs um die zeitgenössische Fotokunst weitergeführt, und dabei ihr Augenmerk auf aktuelle künstlerische Ansätze gerichtet, die sich vor dem Hintergrund gesamtkultureller Bedingungen und Entwicklungen mit den Dispositiven der Fotografie und neuer Bildtechnologien, mit deren Wirkungsweisen und Rezeptionsmustern beschäftigen.
Das kulturelle Feld ist größer geworden, das Interesse an der künstlerischen Fotografie hat deutlich zugenommen in den letzten Jahren. Der Index Camera Austria 1 – 100 ist so zu einem Nachschlagwerk geworden, das über die Entwicklung der internationalen Fotokultur Auskunft gibt sowie über die Inhalte von fast drei Jahrzehnten zeitgenössischer Kunstproduktion.

An dieser Stelle wollen wir schließlich unseren AbonnentInnen, LeserInnen und Inserenten herzlich für ihr so kontinuierliches Interesse an unserem Projekt danken: Durch Ihr Engagement sind Sie die eigentlichen Träger dieses so anspruchsvollen, so wenig marktgängigen wie kommerzialisierbaren Produktes, wie es die Zeitschrift Camera Austria darstellt.

Christine Frisinghelli
Maren Lübbke-Tidow
Manfred Willmann
November 2007

Beiträge

Forum

SANTU MOFOKENG

ROBIN A. FORTUNE

LEBOHANG MASHILOANE

INGRID MASONDO

MUSA NXUMALO

VATHISWA RUSELO

SAMANTHA SIMONS

SYDELLE SMITH

KUTLWANO MOAGI

MOSHE SEKETE

Impressum

Herausgeber, Verleger und für den Inhalt verantwortlich: Manfred Willmann. Eigentümer: Verein CAMERA AUSTRIA, Labor für Fotografie und Theorie
Alle: Lendkai 1, A-8020 Graz

Redaktion Graz: Christine Frisinghelli, Walter Seidl, Sabine Spilles, Rebekka Reuter
Redaktion Berlin: Maren Lübbke-Tidow

Lektorat: Marie Röbl
Übersetzungen: Wilfried Prantner, Richard Watts, Aileen Derieg