Camera Austria International
39 | 1992
- NAN GOLDIN
Cookie Mueller - JULIAN SCHUTTING
Vers-Photographien - WLADIMIR KUPRIJANOW
- HERTA WOLF
Kurt Talos' Momentmuseen - KURT TALOS
- HILDEGUND AMANSHAUSER
Jeff Koons: Pornographische Szenen eines normalen Ehelebens - JEFF KOONS
Made in Heaven - JEAN-LOUIS SCHOELLKOPF
Vorwort
Neben der Unabhängigkeit, die sich die Künstler des FORUM STADTPARK erarbeitet haben, ist wohl eine der wesentlichsten Qualitäten dieses Hauses, daß es ein Ort der Produktion geblieben ist: Auch für das Entstehen seiner Zeitschriften „Manuskripte“ und CAMERA AUSTRIA ist die Konfrontation mit Positionen und Diskussionen, die in anderen Disziplinen geäßuertt und geführt werden, ein wesentliches Faktum. Die Ausgabe Nr. 39 von CAMERA AUSTRIA scheint uns ein gutes Beispiel für diesen Kontext: insbesondere der Zusammenhang, der zwischen dem Beitrag von Julian Schutting, und der Arbeit von Wladimir Kuprijanow hergestellt wurde, ist dieser direkten Konfrontation in unterschiedlichen Disziplinen arbeitender Künstler entstanden. Wenn Kuprijanow seine Portraits von Fabrikarbeiterinnen in Rußland die Zeilen eines Gedichtes von Pushkin unterlegt, so wird der Versuch einer zweifachen Brechung unternommen: die ästhetische Norm der Frauenportraits- im sowjetischen Alltagszusammenhang als Bilder der Ehrentafeln tüchtiger Arbeiterinnen wiedererkennbar- zeigt den Zugriff auf ein kollektives Bild und dessen Individualisierung durc die jeweils zugeordnete Gedichtszeile. Das Werk Puschkins – auf andere Weise kollektives Eigentum, und in der Aussage Ausdruck individueller Sehnsucht- wird durch die Zuordnung zu den Porträts an einer anderen als der durch die Zuordnung zu den Portraits an einer anderen als der durch die Zuordnung zu den Portraits an einer anderen als der beschriebenen Wirklichkeit gesessen. Der Schriftsteller Julian Schutting ist auf diese Arbeit vom Text aus zugegangen, ohne den Zusammenhang, dem das Bildgenre entnommen ist, a priori einzubeziehen. Seine Analyse gesteht den Bildern zuerst ihre Illustrationskraft zu der die sprachliche Aneignung erst nachzufolgen hat.
Volltext →Camera Austria International 39 | 1992
Vorwort
Neben der Unabhängigkeit, die sich die Künstler des FORUM STADTPARK erarbeitet haben, ist wohl eine der wesentlichsten Qualitäten dieses Hauses, daß es ein Ort der Produktion geblieben ist: Auch für das Entstehen seiner Zeitschriften „Manuskripte“ und CAMERA AUSTRIA ist die Konfrontation mit Positionen und Diskussionen, die in anderen Disziplinen geäßuertt und geführt werden, ein wesentliches Faktum. Die Ausgabe Nr. 39 von CAMERA AUSTRIA scheint uns ein gutes Beispiel für diesen Kontext: insbesondere der Zusammenhang, der zwischen dem Beitrag von Julian Schutting, und der Arbeit von Wladimir Kuprijanow hergestellt wurde, ist dieser direkten Konfrontation in unterschiedlichen Disziplinen arbeitender Künstler entstanden. Wenn Kuprijanow seine Portraits von Fabrikarbeiterinnen in Rußland die Zeilen eines Gedichtes von Pushkin unterlegt, so wird der Versuch einer zweifachen Brechung unternommen: die ästhetische Norm der Frauenportraits- im sowjetischen Alltagszusammenhang als Bilder der Ehrentafeln tüchtiger Arbeiterinnen wiedererkennbar- zeigt den Zugriff auf ein kollektives Bild und dessen Individualisierung durc die jeweils zugeordnete Gedichtszeile. Das Werk Puschkins – auf andere Weise kollektives Eigentum, und in der Aussage Ausdruck individueller Sehnsucht- wird durch die Zuordnung zu den Porträts an einer anderen als der durch die Zuordnung zu den Portraits an einer anderen als der durch die Zuordnung zu den Portraits an einer anderen als der beschriebenen Wirklichkeit gesessen. Der Schriftsteller Julian Schutting ist auf diese Arbeit vom Text aus zugegangen, ohne den Zusammenhang, dem das Bildgenre entnommen ist, a priori einzubeziehen. Seine Analyse gesteht den Bildern zuerst ihre Illustrationskraft zu der die sprachliche Aneignung erst nachzufolgen hat.
Die Familie – Die Fabrik: diese beiden Begriffe dienten als Klammer bei der Zusammenstellung der Beiträge für dieses Heft: In dem Maße als es auch Produktionszusammenhänge sind, in diesen Arbeiten eingesehen werden dann ist der Begriff von Fabrik und Familie im Sinne, wie Jean-Luc Godard ihn in „Numéro Deux“ einsetzt, gerechtfertigt: Jeff Koonsstellt seine Arbeit und seine Person auf eine Ebene mit den Mechanismen eines Marktes ,der Produktion und Konsum als einzige Instanzen anerkennt; Jean-Louis Schoellkopf geht, wenn er seine Sequenzen als „Typologien“ bezeichnet, auf serielle Produktionsweisen ein. Vielleicht ist es die Arbeit von Jeff Koons- „Made in Heaven“- die am ehesten imstande sein wird, die etablierte „natürliche“ Ordnung, in die unsere Konzepte von Familie, Beziehung, Körperlichkeit eingeschrieben sind, zu befragen. Jeff Koons mußte ,wie Sylvßere Lothringer sagt, niemals zur Rekonstruktion greifen um seinen Standpunkt klar zu machen: Die Kulturindustrie hat ihm das abgenommen…. Er ist Playboy und Playtoy der Westlichen Welt, alles in einem“. Der Essay von Hildegard Amanshauser geht auf die hier immer thematisierte Grande zwischen Kunst, Kitsch und Pornografie ein, die in Koons‘ Arbeit wesentlich konstituierendes Element ist.
Als ihre Familie hat Nan Golden die Gruppe von Freunden, von Personen, mit denen sie täglich Umgang hat und mit denen sie ihre Vorlieben teilt, bezeichnet. Ihre Portraits ist diese Zugehörigkeit anzusehen: Die Fotografin hat die Seite gewechselt: Sie stellt sich nicht auf die Ebene mit dem Betrachter , sonder mit den Porträtieren : und so sind eher sie es, die uns ansehen als daß das traditionelle Verhältnis aufrecht bliebe: Unser voyeuristisch forndener Blick fällt au uns selbst zurück.
Mit dem Essay von Herta Wolf über Kurt Talks, den jung verdorbenen Wiener Künstler, setzen wir unsere Serie über wesentliche Positionen der österreichischen Fotografie fort: Es ist im Formalen der inszenatorische Zusage zum Medium Fotografie ,der uns interessant für eine erneuerte (oder, im internationalen Kontext erste) Betrachtung schien. An den inhaltlichen Ausrichtung in Talks‘ Arbeit ist es die Untersuchung des Bildes der Macht, der Symbole von Herrschaft die zum Zeitpunkt ihres Entstehens größere Aufmerksamkeit verdient hätten- und der wir uns immer wieder zu widmen haben.
Christine Frisinghelli
Beiträge
Forum
Kathy Shorr
Boris Blase
Hilary Abraham
Barbara Herbert
Claus Bach (Text: Uwe Warnke)
Ed. Horwich
Bill Frazier
Ausstellungen
Thilo Koenig: Die dritte Dimension. Photographie/Sculpture. Ein lange vernachlässigtes Thema auf Pariser Ausstellungen. Photographie/Sculpture & Pascal Kern, Sculpture, Culture, Nature. Palais de Tokyo; L’oeuvre photographique considérée comme un état de sculpture. Galerie Michèle Chomette; Repaires de Reves. Musée Rodin; Ernst Scheidegger, Traces d’un amitié – Alberto Giacometti. Galerie Maeght; Territoires photographiques de la sculpture I, 1839 – 1990. Drouot-Richelieu, Paris
Thomas A. Wolff: Zeitgenössische Spanische Fotografie. Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia, Madrid
Reinhard Braun: Die Welt als Bildröhre. Nam June Paik. Museum des 20. Jahrhunderts, Wien
Reinhard Braun: Wahr genommen? Branko Lenart. Kulturhaus Graz; Museum der Moderne Rupertinum, Salzburg
Joachim Brohm: William Eggleston. Ancient and Modern. Barbican Art Gallery, London
Bücher
Jutta Steininger: Wiederholungsprinzip in einer Künstlergeschichte? Man Ray 1890 – 1976. Sein Gesamtwerk
Kerstin Braun: John Szarkowski. Photography Until Now
Gisela Bartens: It is living in the world. Craigie Horsfield
Reinhard Braun: Timm Starl. Im Prisma des Fortschritts
Gisela Bartens: Danny Lyon. Photo Film 1959 – 1990
Lewis Baltz. Five Projects 1983 – 1988; Latvian Photographers in the Age of Glasnost; Camera Lucida; Michael Rutschky. Mit Dr. Siebert in Amerika; A Dialogue about Recent American and European Photography; The Utopian Dream. Photography in Soviet Russia 1918 – 1939; Rodtschenko. Flying Objects
Impressum
Herausgeber, Verleger und für den Inhalt verantwortlich: Manfred Willmann.
Eigentümer: Verein CAMERA AUSTRIA, Labor für Fotografie und Theorie.
Alle: FORUM STADTPARK, Stadtpark 1, A-8010 Graz
Redaktion: Christine Frisinghelli
Redaktionelle Mitarbeit: Reinhard Braun, Jutta Mayer
Übersetzungen: Klaus Feichtenberger, Bärbel Fink