Camera Austria International
62/63 | 1998
Symposion über Fotografie XVII
Agents and Agencies. Fotografie zwischen Diskurs und Dokument II
- GEOFFREY BATCHEN
Fotogenik - TIMOTHY DRUCKREY
Posthistoire, Postjournalismus, Postmoderne - DOUGLAS FOGLE
Stills - CHRISTIAN HOELLER
Image-Arbeit: Zur symbolpolitischen Dimension aktueller Bildproduktion - YVE LOMAX
Gemeinbegriffe - SUSANNE LUMMERDING
Darüber im Bild zu sein, im Bild zu sein - SAM SAMORE
Geschichten von multiplen Persönlichkeiten - MITRA TABRIZIAN
Minimale Utopie
- RICARDO ZULUETA
- ROLF SACHSSE
Marginalien zur bundesdeutschen Fotografie
Vorwort
Mit dem vorliegenden, als Doppelnummer konzipierten Heft, präsentieren wir die Beiträge zum letztjährigen SYMPOSION ÜBER FOTOGRAFIE, das seinen Ausgangspunkt in Fragestellungen über die Rolle fotografischer Bildproduktion im Rahmen der Konstruktionen von „Agents and Agencies“ genommen hat, ein Begriffspaar zur Beschreibung bzw. Bezeichung von (individuellen wie kollektiven) Instanzen gesellschaftlicher Autorenschaften, das in theoretischen Debatten der letzten Zeit eine Schlüsselrolle eingenommen hat. Gemäß der grundlegenden Intention des SYMPOSIONS ÜBER FOTOGRAFIE führen die Vorträge und Debatten erneut aus einem engen Bezugsfeld „künstlerischer Fotografie“ hinaus und stellen sie in den Rahmen eines allgemeinen Diskurses um Kultur und Medien, um Öffentlichkeit, um öffentliche Repräsentation gesellschaftlicher Interessen.
Volltext →Camera Austria International 62/63 | 1998
Vorwort
Symposion über Fotografie XVIII: Agents and Agencies
Mit dem vorliegenden, als Doppelnummer konzipierten Heft, präsentieren wir die Beiträge zum letztjährigen SYMPOSION ÜBER FOTOGRAFIE, das seinen Ausgangspunkt in Fragestellungen über die Rolle fotografischer Bildproduktion im Rahmen der Konstruktionen von „Agents and Agencies“ genommen hat, ein Begriffspaar zur Beschreibung bzw. Bezeichung von (individuellen wie kollektiven) Instanzen gesellschaftlicher Autorenschaften, das in theoretischen Debatten der letzten Zeit eine Schlüsselrolle eingenommen hat. Gemäß der grundlegenden Intention des SYMPOSIONS ÜBER FOTOGRAFIE führen die Vorträge und Debatten erneut aus einem engen Bezugsfeld „künstlerischer Fotografie“ hinaus und stellen sie in den Rahmen eines allgemeinen Diskurses um Kultur und Medien, um Öffentlichkeit, um öffentliche Repräsentation gesellschaftlicher Interessen.
Die theoretischen Beiträge – etwa jene von GEOFFREY BATCHEN, TIMOTHY DRUCKREY und DOUGLAS FOGLE, CHRISTIAN HÖLLER und SUSANNE LUMMERDING – drehen sich um die Klärung wesentlicher Verschiebungen in der Konstitution der Fotografie, wie sie durch medientechnologische Entwicklungen gleichermaßen verursacht wie angezeigt werden: anhand der Gegenüberstellung von Fotogenik und digitaler Fotografie analysiert Geoffrey Batchen die komplizierte „Identität“ der Fotografie, Timothy Druckey umkreist das Problem eines „fetischistischen Appetits auf Sichtbarkeit“ und entlarvt anhand einer Fallstudie Repräsentation als Werbung. Douglas Fogle skizziert eine „Genealogie“ konzeptueller fotografischer Positionen und präsentiert die Arbeiten einer Reihe von KünstlerInnen. Christian Höller konstatiert in seinem Beitrag den eminenten „Anrufungscharakter“ medialer Bilder als handlungsorientierende und -generierende Apparatur und diskutiert den „Pictorial Turn“ W. J. T. Mitchells. Susanne Lummerding bezieht sich kritisch auf Vorstellungen eines „Blickregimes“, das die Möglichkeiten aller visuellen Repräsentation festzulegen scheint.
Der Beitrag von YVE LOMAX dreht sich, als philosophische Zwiesprache mit Gilles Deleuze und Spinoza angelegt, um Kausalität, um Mannigfaltigkeiten, um Immanenz und Exmanenz – um die grundlegende Kon-stituierung des Seins also und wie diese so etwas wie „Handlungsfähigkeit“ überhaupt erst ermöglicht.
Die künstlerischen Beiträge – von SAM SAMORE, BEAT STREULI, MITRA TABRIZIAN und RICARDO ZULUETA – zeigen, wie wir meinen, mit dem thematischen Rahmen der „Handlungsfähigkeit“ verschränkte künstlerische Strategien, wenn es – wie im Fall der Projekte von Beat Streuli, um die Rückführung von Repräsentationen von Individuen in den öffentlichen Raum geht, oder – wie bei Ricardo Zulueta – um quasi soziologische Experimente mit teilnehmenden Akteuren, die die „Überbewertung von Signifikanten“ vor Augen führen. Sam Samore entwirft in seinen „Scenarios“ und auch den „Allegories of Beauty (Incomplete)“ Bildserien, wobei „wir in diese Bilder idiosynkratische Geschichten aus unserem eigenen subjektiven Geschichtsfundus projizieren“, wohingegen Mitra Tabrizian sich in ihrer Arbeit „Minimal Utopia“ direkt auf postmoderne Kontexte des Individuums bezieht, eine Stadt konstruiert, die gleichermaßen mit Individuen und Replikanten bevölkert ist, und gerade dadurch die Frage nach dem Subjekt und seiner Handlungsfähigkeit forciert.
Schließlich setzt ROLF SACHSSE in diesem Heft die Reihe der „Marginalien zur bundesdeutschen Fotografie“ fort, in welcher diesmal die Sprachlichkeit bzw. Nicht-Sprachlichkeit von Fotografie thematisiert wird.
Wir hoffen, Ihnen mit dem vorliegenden Heft erneut einen interessanten Bogen an Lektüre zur zeitgenössischen Fotografie präsentieren zu können. Ganz besonders freuen wir uns, Inge Morath, einer langjährigen Freundin und international geschätzten österreichischen Fotografin zu ihrem 75. Geburtstag zu gratulieren.
Manfred Willmann
Reinhard Braun
Juli 1998
Beiträge
Forum
ROGIER MAASKANT
DANIEL CANOGAR
FELICITAS KRUSE
ROLAND SCHAPPERT
TERESIA PRAMMER
HERBERT PREYER-BAYER
DAVID REID
ALFRED JANSEN
LOU ANNE GREENWALD
SIMON PRENTICE
ANJA TESKE
OLAF FIPPINGER
BERND EDGAR WICHMANN
DAVID SPERO
MATTHIAS SCHMIDT
BOAZ TAL
MANFRED SCHNEIDER
KLAUS PAMMINGER
DAVID BATE
Ausstellungen
Allan Sekula: „Dismal Science. Photo Works 1972 – 1997“
Münchner Kunstverein
PIA LANZINGER
„So schön, so scharfsinnig beobachtet, befriedigend und dauerhaft wie jedes lyrische Werk“ – Zur ersten deutschen Retrospektive des fotografischen Werks von Helen Levitt
Frankfurter Kunstverein; Rupertinum, Salzburg; Festspiele, Berlin; Museum Villa Stuck, München
MICHAEL WETZEL
Reality Bites
Shoreditch Biennale, London und Sheffield
RUTH MAURER
Nach 68 Verlangen & Begehren
Salle de Bal, Wien; Kunsthalle Exnergasse, Wien
KARIN PERNEGGER
Skulptur im Licht der Fotografie
Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien
MAREN LüBBKE-TIDOW
Tracey Moffatt
Kunsthalle Wien im Museumsquartier, Wien; Württembergischer Kunstverein, Stuttgart; Arnolfini Gallery, Bristol; AR/GE Kunst, Galerie Museum, Bozen; Vorarlberger Kunstverein, Bregenz
MAREN LüBBKE-TIDOW
Ralf Hoedt, Moira Zoitl: Chicago Research
Raum für Kunst, Graz
REINHARD BRAUN
„Jetzt Lächeln!“. Atelier-Fotografie am Beispiel Mathesie. Eine Enzyklo-Pädie
Neue Gesellschaft für Bildende Kunst, Berlin
PIA LANZINGER
David Griffiths: I Spy Stranger
Galerie Eugen Lendl, Graz
REINHARD BRAUN
Bücher
Arbeit am Fotografischen. Zu Gerhard Richters Porträtarbeiten
Springer Verlag, Wien-New York 1997
MICHAEL WETZEL
Jenseits des Lustprinzips. Neues von Araki
Cantz, Ostfildern-Ruit, Oktagon, Köln und Edition Stemmle, Zürich
MICHAEL WETZEL
„Keine Postkartenansichten!“
Berenice Abbott: Changing New York
Schirmer/Mosel Verlag, München 1997
PETRA MARIA RAINER
Martin Roemers: The Last Batch
Het Apollohius, Eindhoven 1996
REINHARD BRAUN
Henry Bond: The cult of the street
Emily Tsingou Gallery, London 1998
REINHARD BRAUN
Impressum
Herausgeber, Verleger und für den Inhalt verantwortlich: Manfred Willmann. Eigentümer: Verein CAMERA AUSTRIA, Labor für Fotografie und Theorie.
Alle: Lendkai 1, A-8020 Graz.
Redaktion: Christine Frisinghelli, Reinhard Braun
Assistenz: Eva Helfrich, Judith Schwentner
Übersetzungen: Bärbel Fink, Wilfried Prantner, Susanne Steinbacher, Richard Watts