Presseinformationen

Unexpected Encounters

Infos

Eröffnung:
21. 9. 2013, 14:00

Ausstellungsdauer:
22. 9. – 17. 11. 2013

Mit:

0gms (Sofia)
Kamen Stoyanov, Ivan Moudov in collaboration with Nemanja Cvijanović, Anetta Mona Chisa & Lucia Tkáčová, Pravdoliub Ivanov

Beirut (Cairo)
Jens Maier-Rothe, Sarah Rifky, Antonia Alampi, Habiba Effat in collaboration with Malak Helmy, Hassan Khan, Mada Masr, Jasmina Metwaly

Kontekst collective (Belgrade)
in collaboration with Nina Höchtl, KURS, Bojana Piškur & Ðorđe Balmazović (REC / Škart)

Koproduktion steirischer herbst
www.steirischerherbst.at

Pressetext

Unter dem Leitmotiv »Liaisons Dangereuses« stellt das Festival steirischer herbst die vielen – notwendigen (?) strategischen, vorübergehenden, prekären – Allianzen und Kooperationen zur Disposition, die »nach der Revolution« eingegangen werden, um die künstlerische wie kulturelle – und vor allem die politische – »Produktion« unter veränderten Bedingungen zu entwerfen und fortzusetzen. Welche Räume des Politischen haben sich neu eröffnet, sind nach wie vor umkämpft oder drohen, rasch wieder zum Verschwinden gebracht zu werden? Haben sich neue Akteure etabliert? Hat sich die Handlungsfähigkeit zwischen Akteuren neu verteilt? Wer beginnt, die Geschichte der Umbrüche zu schreiben und in eine neue Ordnung des Gesellschaftlichen zu implementieren? Welche Kontinuitäten und Diskontinuitäten werden wirksam? Wie kann es künstlerischen Praktiken überhaupt gelingen, die komplexen politischen, institutionellen und sozialen Antagonismen in eine Materialität der Repräsentation zu überführen?

»Unexpected Encounters« ist eine Metapher für den Versuch, den institutionellen Raum von Camera Austria für die Dauer von acht Wochen in ein Feld der unerwarteten Auseinandersetzung über diese Fragen zu verwandeln, die zunächst von Fehleinschätzungen, unangemessenen Annahmen und fragwürdigen kulturellen Differenzen gekennzeichnet sein mögen: Eine Reihe von Initiativen und Gruppen aus unterschiedlichen Ländern – deren »Revolutionen« und politische/gesellschaftliche Umbrüche zum Teil bereits mehr als 20 Jahre zurückliegen, werden eingeladen, in Kollaboration mit Camera Austria zunächst das Format für einen Transfer zu entwickeln: Wie lassen sich diese politischen Fragestellungen ins Feld kultureller Produktion übertragen, ohne dabei das Politische durch das Kulturelle zu ersetzen und zum Verschwinden zu bringen?

»In der Politik entscheidet sich alles bereits in der Beschreibung dessen, was als Situation, Problem oder Krise bezeichnet wird.« (Jacques Rancière) – Oder als gesellschaftlicher Umsturz, als Phase des Übergangs zu neuen gesellschaftlichen und politischen Realitäten. Die Frage nach den »Liaisons Dangereuses« beginnt also bereits bei der Beschreibung des gesellschaftlichen Feldes, in dem diese möglicherweise eingegangen werden. Dabei ist entscheidend, von wo aus und in welchem Kontext diese Beschreibung vorgenommen bzw. problematisiert wird – wobei nicht angenommen werden muss, dass mit der Entfernung zu den Ereignissen das Wissen um sie automatisch geringer wird. Es geht also nicht noch einmal um Fragen nach Wahrheit, Wirklichkeit oder Authentizität, sondern um Fragen nach den Parametern der Wahrnehmung gesellschaftlicher und politischer Ereignisse, es geht um Fragen der Interpretation, der Übersetzung, von Erwartungen, Prioritäten und strategischen Entscheidungen.

Müssen sich KünstlerInnen und kulturelle Initiativen oder Institutionen, die in Ländern gesellschaftlicher Konflikte und Umbrüche agieren, automatisch über diese Konflikte definieren? Ist nicht schon diese Erwartung allein eine unerhörte Zuschreibung kultureller und politischer Identität? Das Projekt hat einen offenen Ausgang, zur Sprache und zur Darstellung gelangen ausschließlich jene Themen, mit denen sich die einzelnen Kollektive vor Ort auseinandersetzen. Wir erwarten uns davon keinen Zugewinn an Authetizität, aber den Beginn einer Debatte voller unerwarteter Aufeinandertreffen von Ideen und Konzepten, um jene Zuschreibungen zu verlassen, anhand derer wir derzeit die Welt in religiöse, politische, kulturelle und ethnische Antagonismen unterteilen.

Bildmaterial

Die honorarfreie Veröffentlichung ist nur in Zusammenhang mit der Berichterstattung über die Ausstellung und die Publikation gestattet. Wir ersuchen Sie die Fotografien vollständig und nicht in Ausschnitten wiederzugeben. Bildtitel als Download unter dem entsprechenden Link.

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