Camera Austria-Preis
für zeitgenössische Fotografie der Stadt Graz 2005
Walid Raad

Infos

Preisverleihung

25.11.2005
im Rahmen der Eröffnung der Ausstellung
David Goldblatt: Intersections

Camera Austria-Preis
für zeitgenössische Fotografie der Stadt Graz 2005

Walid Raad

 

 


Beschreibung

Walid Raads (geb. 1967 in Chbanieh, Libanon (RL), lebt in New York) Werk bildet einen der konsequentesten künstlerischen Zugänge zu Fragen der Geschichte, der Massenmedien und der künstlerischen Darstellung der arabischen Welt. Seine Arbeiten etablieren eine präzise Kritik der multikulturellen Narrative aller anderen, nicht zur kapitalistischen Ersten Welt gehörigen Welten. Sein Hauptbeitrag zur zeitgenössischen Kunst, Fotografie und zum Film besteht in seiner vielschichtigen Rekontextualisierung der Diskrepanz zwischen Fiktion und Fakten in der gegenwärtigen Fotografie und Bildproduktion der Massenmedien und zwischen existenziellen und strategischen Bedingungen zeitgenössischer Kunstprojekte. Walid Raads Arbeiten umfassen Textanalysen, Video, Performance und Fotografieprojekte, die sich hauptsächlich mit den Bürgerkriegen im Libanon, den arabisch-israelischen Konflikten und der Theorie und Praxis der Dokumentation beschäftigen. Zu seinen Aktivitäten zählt auch „The Atlas Group“, eine von ihm geleitete gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Beirut, die die libanesische Zeitgeschichte dokumentiert. Ferner ist Raad Gründungsmitglied der 1996 in Beirut gegründeten „Fondation Arabe pour l’Image“, die sich zum Ziel gesetzt hat, die historische Erforschung der visuellen Kultur der arabischen Welt und die experimentelle Videoproduktion in der Region zu fördern. Die Bedeutung von Walid Raads Werk liegt insbesondere in seiner klaren und tief reichenden Darstellung des Zusammenpralls zwischen den sich als dokumentarisch ausgebenden existenziellen Geschichten und der absolut antidokumentarischen visuellenVorgehensweise, die sich heute auf verschiedenen Ebenen der Bildproduktion zeigt. Raads Werk konfrontiert uns mit der mise-en-scène der Auftritte in Massenmedien, Geschichte und Kunst. Das Ergebnis ist eine sonderbare Erzählung, die nicht ganz stimmt, in der Wahrheit und Falschheit nicht ganz ausgewogen sind und die genau auf die Bedingungen der Konstruktion solcher Bilder und der ihnen zugrunde liegenden Geschichten verweist. So gesehen, lässt sich Raads Werk auch in Zusammenhang mit politischen Geschichtskonstruktionen und mit neuen Verbindungen zwischen Politik und Repräsentation bringen.

Jury
Marina Gržinić, Professorin, Akademie der bildenen Künste, Wien
Thomas Trummer, Kurator, Zentrum für zeitgenössische Kunst, Österreichische Galerie Belvedere, Wien
Bas Vroege, Herausgeber und Kurator, Edam (NL)
Manfred Willmann, Herausgeber von Camera Austria International, Graz

Vor dem Hintergrund all dieser Schichten von Walid Raads Werk, das den zeitgenössischen Betrachter dazu bringt, sich Fragen über Sichtbarkeit und über die Interpretation der zeitgenössischen Welt und ihrer Geschichten zu stellen, ist die Jury der festen Überzeugung, dass Walid Raads Werk ein bedeutendes OEuvre für unsere Zeit darstellt, das den Preis und eine besondere Präsentation verdient.

Über Walid Raad  ist ein Beitrag in Camera Austria International 80/2002 erschienen.

Der Camera Austria für zeitgenössische Fotografie Preis der Stadt Graz ist mit € 14.500,– dotiert und wird seit 1989 alle zwei Jahre an eine Künstlerin oder einen Künstler vergeben, die bzw. der einen monografischen Beitrag in der Zeitschrift Camera Austria International veröffentlicht hat.

 

Ansichten

  • Preisverleihung / Award Ceremony, 25.11.2005
    Ausstellungsraum / Exhibitions space Camera Austria
    David Goldblatt, Christine Frisinghelli, Walid Raad, Reinhard Braun
    Camera Austria 2005

  • Preisverleihung / Award Ceremony, 25.11.2005
    Ausstellungsraum / Exhibitions space Camera Austria
    Camera Austria 2005

  • Walid Raad, Sweet Talk (Plate 402), 2005.
    Courtesy: The Atlas Group / Sfeir Semler Galerie / Anthony Reynolds Gallery.

  • Walid Raad, I Only Wish That I Could Weep (Videostill), 2003.
    Courtesy: The Atlas Group / Sfeir Semler Galerie / Anthony Reynolds Gallery.

  • Walid Raad, I Was Overcome With a Momentary Panic at the Thought That They Might Be Right (Detail), 2004.
    Courtesy: The Atlas Group / Sfeir Semler Galerie / Anthony Reynolds Gallery.

  • Walid Raad, Civilizationally We Do Not Dig Holes To Bury Ourselves 2003.
    Paris 1958
    Courtesy: The Atlas Group / Sfeir Semler Galerie / Anthony Reynolds Gallery.

/