Einar Schleef
Kontaktbögen

Infos

Eröffnung
11.5.2007, 18:00
zur Ausstellung spricht Regine Herrmann, Akademie der Künste, Berlin

Zeitraum
12.5. – 24.6.2007

Einar Schleef
Kontaktbögen

kuratiert von Christine Frisinghelli & Regine Herrmann

EINAR SCHLEEF, o.T., o.J. © Schleef Erben.

Intro

Einar Schleef hat als Schriftsteller, Fotograf, oftmals angefeindeter Theaterregisseur, Bühnenbildner und Filmemacher ein umfangreiches, immer wieder polarisierendes Gesamtwerk vorgelegt, das seine Biografie – das Leben im geteilten Deutschland – spiegelt: „Was Schleef schreibt, malt, inszeniert, ist noch immer geprägt von der DDR-Situation: hart, kalt, unabdingbar. Wer zu sich kommen wollte, musste sich gegen die verordneten Formen stemmen, die eigene Sprache finden. […] Deutlichkeit, Denkmalstiftung für das hartgemachte Ich. Und auch für jene Welt, die jetzt am Vergehen ist.“ (Günther Rühle, Schleef oder Die Vielfalt, in: Republikflucht. Waffenstillstand, Heimkehr. Berlin: Argon 1992.)
Einar Schleef (geboren 1944 in Sangerhausen/Harz, gestorben 2001 in Berlin) hat das Konzept für die Ausstellung „Kontaktbögen“ 1999 entwickelt, als er mit der Zusammenstellung, Kommentierung und Editierung seiner Tagebücher (von denen die ersten beiden Bände, 1953 – 1963 und 1964 – 1976 bereits erschienen sind) beschäftigt war, die zum literarischen Schwerpunktprojekt seiner letzten Lebensjahre werden sollten. Das Konzept folgt der Chronologie des Lebenslaufes des Künstlers, und ist innerhalb dieses Ablaufes in thematische Kapitel zusammengefasst. Anders als vorhergegangene Ausstellungen Schleefs – z.B. „Republikflucht. Waffenstillstand. Heimkehr“ (Akademie der Künste Berlin, 1992) –, die Texte, Malerei, Zeichnungen und Fotografie kombinierten, und deren Räume Schleef immer selbst gestaltete, konzentriert sich diese Ausstellung auf seine Fotoarbeiten und gewährt erstmals Einblick in das gesamte Archiv.

Volltext

Einar Schleef: Kontaktbögen

Einar Schleef hat als Schriftsteller, Fotograf, oftmals angefeindeter Theaterregisseur, Bühnenbildner und Filmemacher ein umfangreiches, immer wieder polarisierendes Gesamtwerk vorgelegt, das seine Biografie – das Leben im geteilten Deutschland – spiegelt: „Was Schleef schreibt, malt, inszeniert, ist noch immer geprägt von der DDR-Situation: hart, kalt, unabdingbar. Wer zu sich kommen wollte, musste sich gegen die verordneten Formen stemmen, die eigene Sprache finden. […] Deutlichkeit, Denkmalstiftung für das hartgemachte Ich. Und auch für jene Welt, die jetzt am Vergehen ist.“ (Günther Rühle, Schleef oder Die Vielfalt, in: Republikflucht. Waffenstillstand, Heimkehr. Berlin: Argon 1992.)
Einar Schleef (geboren 1944 in Sangerhausen/Harz, gestorben 2001 in Berlin) hat das Konzept für die Ausstellung „Kontaktbögen“ 1999 entwickelt, als er mit der Zusammenstellung, Kommentierung und Editierung seiner Tagebücher (von denen die ersten beiden Bände, 1953 – 1963 und 1964 – 1976 bereits erschienen sind) beschäftigt war, die zum literarischen Schwerpunktprojekt seiner letzten Lebensjahre werden sollten. Das Konzept folgt der Chronologie des Lebenslaufes des Künstlers, und ist innerhalb dieses Ablaufes in thematische Kapitel zusammengefasst. Anders als vorhergegangene Ausstellungen Schleefs – z.B. „Republikflucht. Waffenstillstand. Heimkehr“ (Akademie der Künste Berlin, 1992) –, die Texte, Malerei, Zeichnungen und Fotografie kombinierten, und deren Räume Schleef immer selbst gestaltete, konzentriert sich diese Ausstellung auf seine Fotoarbeiten und gewährt erstmals Einblick in das gesamte Archiv.
Schleefs Fotoarbeiten im biografischen Kontext zu lesen, liegt nahe, zudem seine Themen immer mit ihm wichtigen Personen (seine Freundin Gabriele, seine Mutter) und den Orten seiner Arbeit verbunden sind: Sangerhausen, Berlin-Ost (u.a. fotografiert er dort verlassene Russenkasernen), Westberlin (wo er z.B. im Kapitel „Der Baum“ ein Porträt des Baumes vor seinem Fenster, und sein Verschwinden, beschreibt), Frankfurt (der Geburtsort des Vaters und erste Station seiner Theaterarbeit im Westen, wo er einen Selbstmord in der U-Bahn dokumentiert), Dänemark, New York.
Auch der Titel „Kontaktbögen“ wurde von ihm vorgeschlagen, und tatsächlich werden in der Ausstellung zahlreiche Kontaktbögen gezeigt, aus denen seine Vorgangsweise beim Fotografieren ersichtlich wird: „Ich arbeite immer in Serien, da es mir wichtig ist, bestimmte Situationen in ihrer Entwicklung festzuhalten.“

Schleef begann 1965 während seines Studiums an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee zu fotografieren. Seine erste Fotoserie zeigt seine Aufmerksamkeit für und Zuneigung zu seinen alten Nachbarinnen in einem Ostberliner Mietshaus, zeitgleich dokumentiert er Geschäftsauslagen in Berlin, ein Thema, das ihn an den Mangel der Kinderzeit erinnert und ihn seitdem fasziniert. Ab 1970 entsteht ein Porträt von Sangerhausen, Geburtsort seiner Mutter und seine Heimatstadt, diese Bilder werden 1981 in dem Bildband „Zuhause“ veröffentlicht, dem Schleef den Satz voranstellt: „Nie mehr zurück, das verwinden, fliehen bis man ein eigenes Zuhause hat, was einen erstickt und auffrisst.“ Das Erscheinen dieses Buches liegt zeitlich zwischen der Publikation seiner beiden ersten Textveröffentlichungen, „Gertrud I“ (1980) und „Gertrud II“ (1984), ein Monolog über seine Mutter, der in der Ausstellung mit „Mutter Tod“ ein berührendes Kapitel gewidmet ist.
Die Ausstellung „Kontaktbögen“ wurde nach den Skizzen von Einar Schleef von der Akademie der Künste 2006 realisiert und von Regine Herrmann kuratiert. Es ist für Camera Austria eine große Ehre, das fotografische Werk von Einar Schleef in dieser Ausstellung erneut vorstellen zu dürfen – bereits 1983 haben wir die Fotoserie „Zuhause“, in der ersten Ausstellung dieses singulären Künstlers überhaupt, damals im Forum Stadtpark, gezeigt.

Ausstellungsansichten

  • Kontaktbögen
    Camera Austria 2007
    Photo: Seiichi Furuya

  • Kontaktbögen
    Camera Austria 2007
    Photo: Seiichi Furuya

  • Einar Schleef, Berlin
    © Schleef Erben. Courtesy: Einar-Schleef-Archiv, Akademie der Künste, Berlin / Camera Austria, Graz.

  • Einar Schleef, Sangerhausen, vor 1976.
    © Schleef Erben. Courtesy: Einar-Schleef-Archiv, Akademie der Künste, Berlin / Camera Austria, Graz.

  • Einar Schleef, Alexanderplatz mit Fernsehturm, vor 1976.
    © Schleef Erben. Courtesy: Einar-Schleef-Archiv, Akademie der Künste, Berlin / Camera Austria, Graz.

  • Kontaktbögen
    Camera Austria 2007
    Photo: Seiichi Furuya

  • Kontaktbögen
    Camera Austria 2007
    Photo: Seiichi Furuya

  • Einar Schleef, aus "Die Nachbarn".
    © Schleef Erben. Courtesy: Einar-Schleef-Archiv, Akademie der Künste, Berlin / Camera Austria, Graz.

  • Kontaktbögen
    Camera Austria 2007
    Photo: Seiichi Furuya

  • Kontaktbögen
    Camera Austria 2007
    Photo: Seiichi Furuya

  • Kontaktbögen
    Camera Austria 2007
    Photo: Seiichi Furuya

  • Kontaktbögen
    Camera Austria 2007
    Photo: Seiichi Furuya

  • Einar Schleef, Kontaktbögen
    Camera Austria 2007
    Photo: Seiichi Furuya

  • Einar Schleef, Dänemark.
    © Schleef Erben. Courtesy: Einar-Schleef-Archiv, Akademie der Künste, Berlin / Camera Austria, Graz.

  • Einar Schleef, o.T., o.J.
    © Schleef Erben. Courtesy: Einar-Schleef-Archiv, Akademie der Künste, Berlin / Camera Austria, Graz.

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Eröffnung

  • Eröffnung / Opening, 11.5.2007 Camera Austria 2007 Photo: Seiichi Furuya

  • Eröffnung / Opening, 11.5.2007 Camera Austria 2007

  • Eröffnung / Opening, 11.5.2007 Camera Austria 2007 Photo: Seiichi Furuya

  • Eröffnung / Opening, 11.5.2007 Camera Austria 2007 Photo: Seiichi Furuya

  • Eröffnung / Opening, 11.5.2007 Camera Austria 2007 Photo: Seiichi Furuya

  • Eröffnung / Opening, 11.5.2007 Camera Austria 2007 Photo: Seiichi Furuya

  • Eröffnung / Opening, 11.5.2007 Camera Austria 2007 Photo: Seiichi Furuya

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