Maria Hahnenkamp: Sonderedition, 1995/2019
Infos
Eine Sonderedition besteht aus einem signierten Künstlerbuch Maria Hahnenkamp. Was heißt hier: Photographie? und einem abgeschmirgelten C-Print 18 × 12,5 cm in Pergamentpapier.
Auflage:
4 + 3 AE, signiert und nummeriert
Preis einer Einzelarbeit:
€ 750,– (inkl. USt.) + Versand
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Maria Hahnenkamp, Sonderedition, 1995/2019.
Beschreibung
Die bei Maria Hahnenkamp in vielen dieser Arbeiten vorherrschende Interpretationsweise bezieht sich auf die psychoanalytische Konzeption von Jacques Lacan, für den Aspekte des Begehrens (désir) mit Abwesenheit und Momenten des Mangels (manque) verbunden sind.¹ Für Lacan ist Begehren »weder der Wunsch nach Befriedigung noch der Anspruch auf Liebe, sondern die Differenz, die bleibt, wenn das erste vom zweiten subtrahiert wird«², wodurch es unmöglich erscheint, das Verlangen zu stillen, da es sich selbst immer weiter reproduziert. Jene Kausalitätskette des Begehrens verdeutlicht Hahnenkamp in ihrer Dramaturgie des Dargestellten und in einer Serialität des Ausschnitthaften, die die fotografische Debatte seit ihren Anfängen bestimmt. Die Arbeiten thematisieren jene Momente der Abwesenheit, die die Präsenz der Frau jahrhundertelang verweigerten und sie stattdessen auf ein Begehren des (männlichen) Körpers reduzierten, dessen Objekthaftigkeit spätestens seit den feministischen Forderungen der 1960er-Jahre revidiert wurde, wodurch schließlich die Frau als autonomes Subjekt eingefordert wurde. Für Hahnenkamp gilt es, jene Momente des Begehrens nach Weiblichkeit in ihrer aktuellen medialen Verfasstheit aufzugreifen und einer fotografischen Analyse zu unterziehen, indem »sie den imaginären Transformationsprozess zwischen Subjekt und Blick, Subjekt und Bild, zwischen Repräsentation und Konstituierung gleichsam am Laufen hält«³ und auf unterschiedlichen Ebenen erprobt, bei denen sie nicht nur das Bild der Frau, sondern auch das dafür belichtete Foto aus dem Sichtfeld der Betrachter*innen entfernt.
Letzteres zeigt sich, beziehungsweise verweigert sie in der vierteiligen Arbeit »O. T.« (1999), die auf von der Künstlerin aufgenommenen Fotografien von Frauen in ihnen stereotyp zugeschriebenen Situationen der Körperpflege basiert. Hahnenkamp löschte jedoch den Bildinhalt, indem sie die Oberfläche der Fotografien abschmirgelte und im Zentrum eine weiße, undefinierte Leere zum Vorschein kommen ließ, die nur mehr an den Rändern auf die einstige fotografische Oberfläche verweist.
Maria Hahnenkamp hat der Sonderedition ihres Künstlerbuches, Was heißt hier: Photographie?, ein Fotofragment aus ihrer Werkgruppe »Abgeschmirgelte und zusammengenähte Fotoarbeiten« (1991 – 2000) beigelegt. Dieses Original (ein abgeschmirgeltes Foto) öffnet in der Publikation zusätzlich eine haptische Ebene (1995/2019, Auflage 4 + 3 AE).
¹ Rainer Fuchs, »Ornament: Zum Inhalt des Inhaltslosen«, in: Maria Hahnenkamp, hrsg. von Salzburger Kunstverein, Wien: Schlebrügge.Editor 2009, S. 111.
² Vgl. Jacques Lacan. Écrits: a selection (Übers.: Alain Sheridan). London: Routledge 2001.
³ Jacques Lacan, Schriften, S. 691, zit. nach Dylan Evans, Wörterbuch der Lacan’schen Psychoanalyse, Wien: Turia + Kant 2002, S. 55.