Camera Austria – Labor für Fotografie und Theorie am Sparkassenplatz 2002
Infos
AUSSTELLUNGEN
Alexandra Vogt (DE)
»Stay With Me«
21.4. – 17.5.2002
Allan Sekula (US)
»Waiting For Tear Gas«
Verleihung Camera Austria-Preis für zeitgenössische Fotografie der Stadt Graz 2001
4. – 18.10.2002
Michael Schuster (AT)
»DROMBEG«
27.10. – 24.11.2002
PUBLIKATIONEN
Hans-Peter Feldmann: Graz Edition Camera Austria, Graz;
3 Möven Verlag, Düsseldorf 2002.
Intro
Alexandra Vogt (DE)
Mit »stay with me« zeigen wir in den Ausstellungsräumen der Galerie Camera Austria erstmals in Österreich (parallel mit der Galerie Fotohof in Salzburg) Videos und fotografische Arbeiten der deutschen Künstlerin Alexandra Vogt (geb. 1970). Der Ausstellung ist ein monographischer Beitrag in der Ausgabe Camera Austria Nr. 77 / 2002 vorausgegangen. Diese erste umfassende Publikation der jungen Künstlerin ist international auf beträchtliches Echo gestoßen, auch das Interesse an der kommenden Ausstellung ist bereits groß.
Allan Sekula (US)
Die Arbeitsidee war, mich, wenn es sein musste, vom Morgengrauen bis drei Uhr nachts mit dem Strom des Protests zu bewegen – und die Flauten, das Warten und das Geschehen am Rand der Ereignisse aufzunehmen. Die Faustregel für diese Form des Anti-Fotojournalismus: kein Blitz, kein Zoomteleobjektiv, keine Gasmaske, kein Autofokus, kein Presseausweis und kein Druck, auf Teufel-komm-raus das eine definitive Bild dramatischer Gewalt einzufangen.
Michael Schuster (AT)
DROMBEG. CLOCH-CHEARCAL AGUS CAIRN
Lat: 51°.6 W 247 352
10 miles WSW of Clonakilty, 3 miles W of Ross Carbery, 1 1/2 miles E of Glandore. On Ross Carbery-Glandore road at W 249 357 turn S. Take lane for 3/4 mile. Parking. In State care, no charge. Short walk.
Camera Austria – Labor für Fotografie und Theorie am Sparkassenplatz 2002
Alexandra Vogt (DE)
Mit »stay with me« zeigen wir in den Ausstellungsräumen der Galerie Camera Austria erstmals in Österreich (parallel mit der Galerie Fotohof in Salzburg) Videos und fotografische Arbeiten der deutschen Künstlerin Alexandra Vogt (geb. 1970). Der Ausstellung ist ein monographischer Beitrag in der Ausgabe Camera Austria Nr. 77 / 2002 vorausgegangen. Diese erste umfassende Publikation der jungen Künstlerin ist international auf beträchtliches Echo gestoßen, auch das Interesse an der kommenden Ausstellung ist bereits groß.
Alexandra Vogts Arbeiten, in denen Pferde und junge Mädchen die Hauptrolle spielen, entstehen in enger und kontinuierlicher Zusammenarbeit mit den Protagonistinnen auf dem ehemaligen »Gutshof der englischen Fräulein« im bayerischen Mindelheim, wo die Künstlerin lebt und arbeitet. Vogts Werke sind »durch eine Spannung bestimmt«, so Jan Verwoert in seinem Essay zu den Arbeiten Vogts, »die sich durch das Aufeinandertreffen von zwei fotografischen Ästhetiken aufbaut: der überhöhten Inszenierung einer Geschichte und der nüchternen fotografischen Abbildung. Was man sieht, lässt sich einerseits als die Dokumentation von Szenen verstehen, die sich so oder anders auf realen Pferdehöfen abspielen könnten, andererseits als die Re-Inszenierung durch Märchenbücher oder -filme vermittelter Fantasien. Gerade dieses Hin- und Herpendeln zwischen Realität und Fantasie aber kennzeichnet die Welt, die Alexandra Vogt beschreibt. Die Welt von Teenagern, die im Umgang mit Pferden ihre Fantasien und Sehnsüchte ausleben.
In ihre Foto- und Videoarbeiten stellt Alexandra Vogt das mit den Pferden ausgelebte Körpergefühl jedoch nicht nur als befreiendes, sondern zugleich auch als extrem verunsicherndes dar. Die Pferde in ihren Bildern vermittlen exzessive Körperlichkeit. Dieser Exzess drückt sich zum einen durch ein Übermaß an Kraft und Vitalität aus, zum anderen aber auch in Verletzungen. (…) Sie vermitteln ein unbehagliches Köpergefühl der Versehrtheit, das die unversehrte Welt der Pferderomantik in Frage zu stellen scheint. Letztlich aber zerstört das Moment der Körperlichkeit die Fantasiewelt nicht, sondern gibt ihr erst ihre Erfahrungsdichte. (…) Das Besondere dabei ist: Die Bilder wirken traumatisch, sie identifizieren jedoch kein bestimmtes Trauma. Gerade dieser Mangel an Eindeutigkeit versträrkt die Eindringlichkeit ihrer Wirkung.«
Wir freuen uns auf die Ausstellung dieser Newcomerin auf dem internationalen Parkett.
Allan Sekula (US)
Die Arbeitsidee war, mich, wenn es sein musste, vom Morgengrauen bis drei Uhr nachts mit dem Strom des Protests zu bewegen – und die Flauten, das Warten und das Geschehen am Rand der Ereignisse aufzunehmen. Die Faustregel für diese Form des Anti-Fotojournalismus: kein Blitz, kein Zoomteleobjektiv, keine Gasmaske, kein Autofokus, kein Presseausweis und kein Druck, auf Teufel-komm-raus das eine definitive Bild dramatischer Gewalt einzufangen.
Später bei der Arbeit am Leuchtpult und bei der Lektüre der zunehmend stereotypen Beschreibungen des neuen Gesichts des Protests, erkannte ich noch mehr, dass eine einfache deskriptive Physiognomie geboten war. Das Bündnis auf der Straße war sogar noch eigenartiger, vielfältiger und inspirierter, als es die nette Alliteration von »teamsters« und »turtles« (Transportarbeiter und Schildkröten) vermitteln konnte.
Beschreibe die Haltung von Menschen, die, manchmal bewusst nackt in der winterlichen Kälte, auf das Gas, die Gummigeschosse und die Schockgranaten warten. Es gab Momente ziviler Feierlichkeit, urbaner Angst und Momente des Karnevals.
Wieder bleibt etwas sehr Einfaches unverstanden, wenn dies als eine im Cyberspace gegründete Bewegung beschrieben wird: Der menschliche Körper behauptet sich in den Straßen der Stadt gegen die Abstraktion des globalen Kapitals. Die Kundgebung hatte eine starke feministische Dimension, und sie hatte auch eine Dimension, die in der Erfahrung der Arbeit gründete. Schließlich waren es die in den Docks arbeitenden Männer und Frauen, die den Strom der Container unterbrachen – gestützt auf das individuelle Wissen, dass auf der anderen Seite des Meeres immer ein anderer Körper steht, der dieselbe Arbeit verrichtet, dass der gesamte globale Handel nicht nur die Sache eines Mausklicks ist.
Eine flüchtige Halluzination ließ sich nicht fotografieren. Während die Explosionen der Schockgranaten zwischen den Hochhäusern des Stadtzentrums widerhallten, lieferte jemand mit einer Boom-Box umsichtig die musikalische Begleitung dazu: Jimi Hendrix‘ spöttisch-hysterische Version der amerikanischen Nationalhymne. In diesem Augenblick kehrte Hendrix in die Straßen von Seattle zurück und karikierte schlau die aufgeblasene Souveränität der einzig verbliebenen Supermacht der Welt.
Allan Sekula
(Übersetzung: Wilfried Prantner)
Michael Schuster (AT)
DROMBEG. CLOCH-CHEARCAL AGUS CAIRN
Lat: 51°.6 W 247 352
10 miles WSW of Clonakilty, 3 miles W of Ross Carbery, 1 1/2 miles E of Glandore. On Ross Carbery-Glandore road at W 249 357 turn S. Take lane for 3/4 mile. Parking. In State care, no charge. Short walk.
Die Arbeit DROMBEG bildet den Anfang eines neuen Werkabschnittes von Michael Schuster und geht auf Ergebnisse einer Irland-Reise zurück. Wie in allen Projekten Schusters werden die technischen Gegebenheiten, das Werkzeug und sein Funktionieren (hier: des Fotoapparates) zum Gegenstand der »Betrachtung«. Sie bilden den konzeptuellen Ausgangspunkt für die Arbeit als Prozess und werden im Ergebnis der Arbeit, dem Werk, mit abgebildet. Der mittels fotografischer Technik aufgezeichnete Wirklichkeitsausschnitt, das Bild, und seine Rück-Übersetzung in ein Ausstellungsobjekt, sind demnach als ästhetisches Resultat von den technischen Gegebenheiten mit bedingt. Für DROMBEG sind die Gegebenheiten die folgenden: Die Roundshot-Kamera, ihre technischen Dispositive, deren Anwendung und der Ausstellungsraum.