Mara Novak
one to one goes one to ten

Infos

Eröffnung
aktuelle kunst in graz – Galerientage 2019
3.5.2019, 18:00

Im Anschluss Eröffnung
Mara Novak
one to one goes one to ten

Zeitraum
4.5. – 26.5.2019

Öffnungszeiten
Di – So, 10:00 – 17:00

Sonderöffnungszeiten
aktuelle kunst in graz

Freitag, 3.5.2019, bis 22:00
Samstag, 4.5.2019, bis 19:00
Sonntag, 5.5.2019, bis 17:00

Geführter Rundgang 
mit Alexandra Grausam
Samstag, 4.5.2019
Treffpunkt:
11:00, RHIZOM, Annenstraße 52, 8020 Graz
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Mara Novak, Detail aus: one to ten goes one to one, 2018.

Intro

»one to one goes one to ten« schließt einen Prozess ab, der im Frühjahr 2018 mit der Ausstellung »one to ten goes one to one« in der Gotischen Halle in Graz begann. Charakteristisch für Mara Novaks Schaffen ist, dass sie ihre Bilder oft mit und in konkreten Räumen entwickelt und präsentiert, als eine materielle Praxis vor Ort, die die Bilder in einem konkreten Zusammenhang hält, aus dem sie nicht beliebig entfernt können und der nicht beliebig verändert werden kann. Aus diesem Grund hat sie für die Präsentation bei Camera Austria manche der in der Gotischen Halle präsentierten Arbeiten neu »gerahmt«, sowohl konzeptuell als auch materiell.

Volltext

Mara Novak
one to one goes one to ten

In den Rauminstallationen von Mara Novak befinden wir uns zumeist in einer »Umgebung«, die die Bilder selbst beziehungsweise ihre Entstehung ermöglicht und bedingt haben. Die Art und Weise, wie die Bilder zustande kommen (Belichtungen von Fotopapieren vor Ort) und weitere Elemente dieser Bildproduktion (Filter, Modelle, Beleuchtungen) treffen auf die Bilder selbst. Wo immer möglich, erarbeitet sich die Künstlerin die Bilder und die Präsentationsformate direkt am Ausstellungsort. Wo dies nicht möglich ist, werden Räume vermessen, Modelle angefertigt und die Fotopapiere im Atelier belichtet. Diese Art der Vermessung und der experimentellen Belichtung vor Ort oder ihrer Übersetzung im Atelier, eine Art doppelter Aneignung der Räume, ist ein zentraler Aspekt ihrer Projekte, eine Praxis in und mit spezifischen Räumen, eine Performance mit fototechnischen und fotochemischen Elementen, um sich den Raum zu eigen zu machen und ihn als Produktionsraum zu nutzen: der Ausstellungsraum als Atelier? Kehren die Bilder dann in diese Räume zurück (so sie diese jemals verlassen haben) und werden in Verbindung mit architektonischen und/oder installativen Elementen präsentiert, befinden wir uns mit ihnen im selben Raum der Herstellung und ihres Herzeigens. Wir sehen diese Bilder möglicherweise unter denselben Bedingungen, unter denen sie entstanden sind. Sie entführen uns nicht in weit entfernte Welten oder Ereignisse, sie führen uns zurück an diesen selben Ort, der ihre Entstehung mitdefiniert, der Ort, den diese Bilder immer schon umkreist haben.

Was auf den Bildern selbst zu sehen ist, lässt sich mitunter kaum entscheiden, und es lässt sich auch nur mit Mühe entziffern – wenn es denn etwas zu entziffern gibt. Jedenfalls lässt sich davon ausgehen, dass kein Ergebnis der Belichtungen vor Ort je einem anderen gleichen wird. Mit Hilfe dieser experimentellen Praxis lässt sich so etwas wie eine Kopie nur annäherungsweise als Variante herstellen. Eine grundsätzliche Offenheit gegenüber dem je besonderen Resultat ist nötig – dieselbe Geschichte lässt sich womöglich niemals zweimal auf dieselbe Art und Weise erzählen. Diese prekäre Situation zwischen Kontrolle und Unvorhersehbarkeit, das nahezu Abstrakte der dabei entstehenden Bilder, die doch nichts weniger als abstrakt sind, sondern konkret, sehr konkret, zeugt von einer Materialität der Anordnung von Licht, von chemischen Prozessen, von Körpern, ihren Schatten und ihren Volumen; sie zeugt von Gesetzmäßigkeiten, aber auch von den Unwägbarkeiten, die diese Anordnungen und Experimente mit sich bringen. Damit stehen die dabei entstehenden Bilder in einem auffallenden Gegensatz zu vielen anderen Bildern, die uns heute umgeben. Nur zu gut kennen wir jene anderen Bilder, die versuchen, sich aufzudrängen, unsere Aufmerksamkeit zu erregen, uns von ihrer Bedeutung, von ihrer Besonderheit oder vom Ereignis, auf das sie sich zu beziehen versuchen, zu überzeugen.

Die Überzeugung, von der die Arbeit Mara Novaks möglicherweise »spricht«, ist eine andere. Sie zeigt uns, dass Fotografie nach wie vor eine materielle Praxis ist, dass die Bilder einen konkreten Ort in einem konkreten Zusammenhang besitzen, aus dem sie nicht beliebig entfernt werden können oder der nicht beliebig verändert werden kann. Sie zeigt uns, dass die Bilder hergestellt sind, in eine Kette vielfältiger Praktiken verwoben, und nur aus diesem Zusammenhang einer Praxis an und mit den Bildern verstanden werden können. Schließlich zeigt sie uns, dass die Bilder selbst immer noch auch einen Körper haben, einem Material verhaftet sind, auf einer Materialität beruhen, auf einem Austausch, einer Übertragung vielleicht, einem Übergang, und dass es also andere Bilder sind als jene »armen Bilder«, von denen Hito Steyerl spricht, die durch den virtuellen Raum von Websites vagabundieren, umgerechnet werden, umgewandelt, konvertiert werden, um als Geister ihrer selbst, ortlos, in den endlosen Welten einer vermeintlichen Informationsumgebung umher zu spuken.

Mara Novaks Bilder sind wirklich, sie sind hier und jetzt, sie sind nur hier und jetzt, sie befinden sich mit uns in einem Raum, mit anderen Materialien in einem Raum, in einem Verhältnis zu diesem Raum und zu uns, sie werden auf Flächen oder Gestellen präsentiert, liegen flach oder sind – niemals fix – mit diesen Gestellen verbunden. Diese Ensembles von Bildern, Materialien und Objekten machen, obwohl sie sehr deutlich für die jeweiligen konkreten Orte realisiert wurden, immer den Eindruck, als befänden sie sich in einem instabilen Zustand, als handelte es sich um flüchtige Interventionen. Die gesamte Anordnung ist konkret, räumlich, körperlich, materiell, und zugleich filigran, vorübergehend, tastend, suchend. Die Ausstellung ist bei Mara Novak also ein Raum einer ambivalenten Präsenz und Lesbarkeit der fotografischen Bilder. Wenn wir uns nicht erwarten, die Welt in einem Spektakel der Bilder vorgeführt zu bekommen, die uns noch dazu glauben machen wollen, dass wir immer schon wissen, was wir eigentlich sehen, dann liegt es an uns, sich auf diese Ambivalenz, diese andere Art der Verkörperungen und Aufführungen von Bildern einzulassen.

Die Präsentation »one to one goes one to ten« bei Camera Austria schließt einen Prozess ab, der im Frühjahr 2018 mit der Ausstellung/Installation »one to ten goes one to one« in der Gotischen Halle in Graz begann. Da Novaks Bilder, wie zu zeigen versucht wurde, zumeist in konkreten Räumen entwickelt und präsentiert werden, aus denen sie nicht beliebig entfernt werden können, hat die Künstlerin für die Präsentation bei Camera Austria manche der in der Gotischen Halle erarbeiteten und präsentierten Arbeiten neu »gerahmt«, sowohl konzeptuell als auch materiell.

Reinhard Braun

Ausstellungsansichten

  • Mara Novak: one to one goes one to ten
    Camera Austria 2019
    Foto: Markus Krottendorfer

  • Mara Novak: one to one goes one to ten
    Camera Austria 2019
    Foto: Markus Krottendorfer

  • Mara Novak: one to one goes one to ten
    Camera Austria 2019
    Foto: Markus Krottendorfer

  • Mara Novak: one to one goes one to ten
    Camera Austria 2019
    Foto: Markus Krottendorfer

  • Mara Novak: one to one goes one to ten
    Camera Austria 2019
    Foto: Markus Krottendorfer

  • Mara Novak: one to one goes one to ten
    Camera Austria 2019
    Foto: Markus Krottendorfer

  • Mara Novak: one to one goes one to ten
    Camera Austria 2019
    Foto: Markus Krottendorfer

  • Mara Novak: one to one goes one to ten
    Camera Austria 2019
    Foto: Markus Krottendorfer

  • Mara Novak: one to one goes one to ten
    Camera Austria 2019
    Foto: Markus Krottendorfer

  • Mara Novak: one to one goes one to ten
    Camera Austria 2019
    Foto: Markus Krottendorfer

  • Mara Novak: one to one goes one to ten
    Camera Austria 2019
    Foto: Markus Krottendorfer

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