Alice Maude-Roxby, Stefanie Seibold: Censored Realities / Changing New York. The complete reclaimed texts of art critic and political journalist Elizabeth McCausland intended for photographer Berenice Abbott’s 1930s seminal book Changing New York
Infos
Preis
Mit Texten von Elizabeth McCausland, Zoe Leonard, Alice Maude-Roxby, Stefanie Seibold (eng.).
Redaktion: Joan Giroux, Sabine Weier.
Edition Camera Austria, Graz 2018.
186 Seiten, 16,5 × 22 cm, 15 SW-Abbildungen.
ISBN 978-3-902911-39-1
Buchpräsentation
21. 12. 2018, 19:00
nGbK, Veranstaltungsraum, 1. OG, Oranienstraße 25, 10999 Berlin
Präsentation in englischer Sprache mit Stefanie Seibold und Alice Maude-Roxby, Moderation Sabine Weier
Beschreibung
Die Forschung zu weiblichen/sapphischen Kollaborationen der Moderne deckt fortlaufende Prozesse der »Auslöschung« oder des »Aus-der-Kunstgeschichte-heraus-Schreibens« weiblicher Protagonistinnen auf. Ein Beispiel ist die von Dutton publizierte Buchausgabe des Projekts »Changing New York« der Fotografin Berenice Abbott und der Autorin Elizabeth McCausland aus dem Jahr 1939. Es ist kaum bekannt, dass Dutton sowohl die Originaltexte, die McCausland zu Abbotts Fotografien geschrieben hatte, als auch die von den beiden entwickelte innovative Text-Bild-Gestaltung ablehnte. Stattdessen entschied sich der Verlag für eine konservative Gestaltung und redigierte McCauslands Texte so radikal, dass lediglich knappe, inhaltsleere, mit den Originaltexten kaum mehr vergleichbare Bildunterschriften übrigblieben. So verflachte er auch die Sicht auf Abbotts Fotografien, die in der publizierten Version nur mehr wie Illustrationen eines New-York-Stadtführers erschienen.
Im Museum of the City of New York stießen Alice Maude-Roxby und Stefanie Seibold auf das vollständige Konvolut der Originaltexte, die Elizabeth McCausland, eine Kommunistin und sozialkritische Journalistin sowie langjährige Partnerin Abbotts, für das Buch geschrieben hatte. Im Archiv waren sie seit 1939 intakt und mehr oder weniger unberührt geblieben. Die kritischen Texte verorten die Fotografien im größeren politischen und sozialen Kontext der Großen Depression in den USA der 1930er-Jahre. In ihrem ursprünglichen Konzept hatten Abbott und McCausland die Texte und die Fotografien in Bezug auf die Produktion von Wissen und/oder als Werkzeug kritischer Reflexion in gleicher Weise gewürdigt. Das Buch sollte die erschütternden sozialen Bedingungen und Ungleichheiten des New Yorks der 1930er-Jahre kommentieren.
McCauslands vollständige Texte erscheinen nun erstmals in dem Buch Censored Realities / Changing New York in der Edition Camera Austria. Ein eigens für das Projekt konzipiertes Index-System ermöglicht es den Leser*innen, jeden der 100 Originaltexte den entsprechenden Fotografien Berenice Abbotts zuzuordnen, die in der ersten Changing New York-Ausgabe von Dutton und in späteren von Dover publiziert wurden. Ein ausführlicher Text und mehrere Originalbriefe geben Einblick in die Recherche der beiden Autorinnen und in die Geschichte dessen, was sie im Rahmen eines größeren Rechercheprojekts als »Sapphic Modernity« bezeichnen.
Alice Maude-Roxbys Tätigkeiten als Autorin und Kuratorin sowie ihre fotografische Praxis sind in »live« und »ortsspezifisch« ausgeführte Untersuchungen von Fragen zur Fotografie- und Kunstgeschichte eingebettet. Diese umfassen Interviews und die Recherche in Archiven. Zu ihren Publikationen zählen Anti-Academy (John Hansard Gallery), Marcia Farquhar’s 12 Shooters (Live Art Development Agency), Performing Memory (Kunstraum Niederösterreich, Wien), Live Art on Camera (John Hansard Gallery), On Record: art, advertising and the actions of Gina Pane (Artwords Press) und »The Delicate Art of Documenting Performance« in: Art, Lies, and Videotapes: Exposing Performance (Tate Liverpool). Zusammen mit Stefanie Seibold erarbeitet sie derzeit das Ausstellungsprojekt »Sapphic Modernism: resist, be modern (again)«, zu sehen 2019 in der John Hansard Gallery. Sie ist Fine Art Programme Leader an der Middlesex University.
Stefanie Seibold ist eine in Wien ansässige Künstlerin. Sie arbeitet in den Bereichen Performance, Installation, Objekt, Archiv, Video, Sound und Text. Ihre Praxis umfasst zudem kuratorische Ansätze und Projekte. Sie ist Co-Autorin des Kompendiums Performance in Vienna since the 1960s, in dem bedeutende weibliche und queere Positionen präsentiert sind. Zusammen mit Alice Maude-Roxby erarbeitet sie derzeit das Ausstellungsprojekt »Sapphic Modernism/Transatlantic Crossings«. Ihre Arbeiten waren in unterschiedlichen Institutionen zu sehen, darunter das De Appel arts centre, Amsterdam, das 21er Haus, Wien, die Akademie der Künste, Berlin, Camera Austria, Graz, der Württembergische Kunstverein, Stuttgart. Derzeit lehrt sie an der Akademie der bildenden Künste in Wien Performancekunst und Bildhauerei.
Mit freundlicher Unterstützung von:
Bundeskanzleramt Österreich BKA
Stadt Graz und Steiermärkische Landesregierung
Akademie der bildenden Künste Wien
Middlesex University