Presseinformationen

Camera Austria International 144 | 2018

Infos

Präsentationen

13. 12. 2018
Kunstquartier Bethanien
Mariannenplatz 2, 1. Stock, Zimmer Nummer 137

14. – 17. 2. 2019
Frieze, Los Angeles

8. – 10. 3. 2019
Düsseldorf Photo Weekend

Pressetext

Schon seit Längerem lässt sich Fotografie nicht mehr auf klassische zweidimensionale Formate, deren Präsentation ausschließlich in Form von Wandarbeiten stattfindet, reduzieren. Der künstlerischen Arbeit geht eine aufwendige konzeptuelle und rechercheorientierte Praxis voraus, die wesentlicher Bestandteil der letztlich zu sehenden Arbeit ist. Demgemäß nähern sich auch die in Camera Austria International Nr. 144 vorgestellten KünstlerInnen der Fotografie aus einem oftmals prozessualen Interesse heraus an und befragen das Medium hinsichtlich seiner performativen, teilweise auch ins Digitale und Skulpturale reichenden Qualitäten.

Oliver Laric greift für seine Arbeiten auf Prozesse der digitalen 3D-Modellierung zurück. Im 3D-Druck-Verfahren lässt er oftmals auf antiken Statuen oder Reliefs basierende Skulpturen entstehen. Doch bilden diese nur einen Teilaspekt seines künstlerischen Schaffens ab. Ihnen vorgelagert ist ein umfassendes, von Laric selbst erstelltes Archiv von 3D-Scans, das er anderen Personen sowohl auf seiner Website als auch auf professionellen Plattformen wie Turbo-Squid kostenfrei zur Verfügung stellt. An das Erfassen der Originalobjekte schließen sich also »verschiedene Ebenen der Recherche, des Veröffentlichens und der Distribution«, wie Justin Hoffmann in seinem Beitrag schreibt, wodurch der Künstler »als Vermittler von Material für andere Kulturproduzent*innen fungiert.« Mit dieser Herangehensweise trägt Laric zu einer weiteren Demokratisierung des durch seine Reproduzierbarkeit, schnelle Zugänglichkeit und Wandelbarkeit geprägten Mediums Fotografie bei.

Auch Johanna Jaeger begibt sich in die Grenzbereiche des Fotografischen, dessen Entstehungsbedingungen und mediale Voraussetzungen sie in ihren Serien in den Blick nimmt. Aus verschiedenen Perspektiven kreist ihr Interesse um die Frage, wie Fotografie entsteht, welche Formen sie annehmen und wie sie sich wandeln kann – ins Zentrum rücken dabei auch jene Prozesse, die zwischen der Vorbereitung, Aufnahme und Fixierung einer Fotografie liegen. Jens Asthoff sieht den Aspekt der Zeit als eines der zentralen Merkmale von Jaegers Serien: »Sie entwickelt ihre künstlerische Arbeit entlang der Kerneigenschaft von Fotografie, ein (reproduktives) Zeitmedium zu sein. […] Ihre charakteristische Bildsprache kreist um Flüssig-Ephemeres wie Wolken, Farbverläufe und prozesshafte Auflösungen von Form, sie dockt bei Licht- beziehungsweise Belichtungsprozessen an oder thematisiert Feststofflich-Sedimentiertes […].« Diese Überlegungen setzen sich auch in der Präsentationsform Jaegers fein austarierter Ausstellungen fort.

Lebohang Kganye weitet ihre fotografische Praxis auch ins Performative und in die Inszenierung dreidimensionaler Räume aus. Als Ausgangsmaterial für ihre Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie sowie ihre Befragung des Mediums Fotografie dienen ihr die Fotoalben ihrer Familie. Während Kganye in der Serie »Ke Lefa Laka: Her-Story« (2013) Fotografien ihrer Mutter mit geisterhaft scheinenden Selbstporträts überblendet, in denen sie deren Kleider trägt, baut sie in späteren Arbeiten verschiedene im Familienalbum zu sehende Räume in Form von Miniatur-Bühnenbildern nach und lässt in diesen die im Album abgebildeten Personen mit »echten« zusammentreffen. Diese Vereinigung von Vergangenheit und Gegenwart führt den Evidenzcharakter der Fotografie ad absurdum, wie Francesco Zanot darlegt, denn trotz ihrer Präsenz im gleichen Bild kommen die Figuren nur bedingt zusammen: »Obwohl ihre Bilder Zeugnischarakter haben, gelangt man zu keiner umfassenden Gewissheit, sondern nur zu mehr oder weniger glaubhaften Hypothesen, die fragmentarischen Informationen entspringen.«

Hana Miletić nutzt die Fotografie als Orientierungsmedium in der Erkundung sozialer Realitäten, wobei sie ihre Praxis gern als »Street Photography« beschreibt, mittels derer sie ihre Umgebung dokumentiert. Doch schließen diese Erkundungen auch andere Medien ein, so bedient sich Miletić des erweiterten Raums der Fotografie und entwickelt in mitunter kollaborativen Prozessen textile Objekte. Für E. C. Feiss konstituiert die »Unterdrückung des Fotos im Dienst des Stoffs […] sowohl die Politik des Werks als auch seine Kritik der Fotografie. Die dokumentarischen Einzelheiten der Fotografien werden bei ihrer Umwandlung ins Textile transformiert, wobei soziale Details sowohl bewahrt als auch unterschlagen werden, absorbiert durch die von der Webtechnik vorgegebene Komposition.« Zum Tragen kommen in Hana Miletić’ »Street Photography« nicht zuletzt auch soziale Aspekte und die kollektive Teilhabe am künstlerischen Prozess, so entstand ihre Arbeit »txt, Is Not Written Plain« (2017) im Rahmen einer Residenz am Brüsseler Globe Aroma, wo sie gemeinsam mit einer Gruppe von Frauen Filzobjekte erarbeitete.

Mit dieser Ausgabe kommt die von Jan Wenzel ins Leben gerufene Rubrik »Revolving Bookshelf«, die Camera Austria International seit 2013 begleitet hat, zu einem Ende. Vor jeder neuen Ausgabe waren wir wohl nicht weniger als unsere LeserInnen gespannt darauf, welche Bücher der Co-Verleger von Spector Books wohl dieses Mal für seine vergleichende Lektüre auswählen würde. Doch freuen wir uns auch darauf, dass Erik van der Weijde ab der kommenden Ausgabe in einer Reihe von Interviews einen Einblick in das (Foto-)Büchermachen aus der Sicht von KünstlerInnen und VerlegerInnen geben wird.

Unsere AbonnentInnen finden wie gewohnt zum Jahresende eine Posterbeilage in unserer Zeitschrift – dieses Mal gestaltet von Sophie Thun, deren Arbeit wir in Camera Austria International Nr. 142 gerahmt von einem Text von Orit Gat vorstellen durften und die gemeinsam mit uns eine Pop-up-Ausstellung im Fotohaus Arles der ParisBerlin>fotogroup entwickelt hat. Nun trägt sie einen Teil dieses für uns sehr erfreulichen Austauschs wieder in den Raum der Zeitschrift.

Christina Töpfer und das Team von Camera Austria
Dezember 2018

Cover: Ondrej Zunka, Rendering for Camera Austria International No. 144 based on a 3D scan by Oliver Laric.

Bildmaterial

Die honorarfreie Veröffentlichung ist nur in Zusammenhang mit der Berichterstattung über die Ausstellung und die Publikation gestattet. Wir ersuchen Sie die Fotografien vollständig und nicht in Ausschnitten wiederzugeben. Bildtitel als Download unter dem entsprechenden Link.

  • Cover Camera Austria International 144/2018; Ondrej Zunka, Rendering für / for Camera Austria International 144 basierend auf / based on a 3D scan von / by Oliver Laric.
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  • Künstlerbeitrag / Artist feature in Camera Austria International 144/2018, S. / pp. 11–18.

    
Doppelseite / spread: Oliver Laric, S. / pp. 14–15.
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  • Künstlerbeitrag / Artist feature in Camera Austria International 144/2018, S. / pp. 19–26.

    
Doppelseite / spread: Johanna Jaeger, S. / pp. 22–23.
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  • Künstlerbeitrag / Artist feature in Camera Austria International 144/2018, S. / pp. 19–26.

    
Doppelseite / spread: Johanna Jaeger, S. / pp. 24–25.
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  • Künstlerbeitrag / Artist feature in Camera Austria International 144/2018, S. / pp. 27–34.

    
Doppelseite / spread: Lebohang Kganye, S. / pp. 28–29.

    Courtesy: AFRONOVA GALLERY, Johannesburg.
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  • Künstlerbeitrag / Artist feature in Camera Austria International 144/2018, S. / pp. 27–34.

    
Doppelseite / spread: Lebohang Kganye, S. / pp. 30–31.

    Courtesy: AFRONOVA GALLERY, Johannesburg.
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  • Künstlerbeitrag / Artist feature in Camera Austria International 144/2018, S. / pp. 35–42.

    
Doppelseite / spread: Hana Miletić, S. / pp. 36–37.
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  • Künstlerbeitrag / Artist feature in Camera Austria International 144/2018, S. / pp. 35–42.

    
Doppelseite / spread: Hana Miletić, S. / pp. 40–41.
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