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Karina Nimmerfall: 1953. Possible Scenarios of a Discontinued Future

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Karina Nimmerfall: 1953. Possible Scenarios of a Discontinued Future

Mit einem Text basierend auf historischen Aufzeichnungen: 1942 – 1962.
Edition Camera Austria, Graz 2015
48 Seiten, 21,6 x 27,9 cm, 38 Farbabbildungen mit einem 32-seitigen Textheft.
€ 26,-/ISBN 978-3-902911-16-2

 

Buchpräsentation:
Camera Austria
Kunstquartier Bethanien,
Raum Nr. 137,
Mariannenplatz 2, 10997 Berlin
25. Juni 2015, 19 Uhr

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Pressetext

»This is not a dream project« verteidigt Richard Neutra seinen Masterplan für Chavez Ravine – eine Stadt in der Stadt für etwa 17 000 BewohnerInnen, nur unweit nordwestlich von Downtown Los Angeles. Geplant als Kernstück und Prototyp für eine stadtweite »Slum Sanierung« repräsentiert das von Anfang an umstrittene Projekt (zum einen drohte der vorwiegend mexikanisch-amerikanischen Gemeinde in Chavez Ravine die Dislozierung und zum anderen wurde von Fachleuten die hohe Dichte der Verbauung kritisiert) den Wechsel von einer »Vision eines Community Modernism der Linken, zu einem Corporate Modernism« der politisch Rechten (Don Parson): Unterstützt durch die Red Scare Politik der McCarthy Ära entfachte Elysian Park Heights einen medienwirksamen Krieg um den sozialen Wohnungsbau, in dem die öffentliche Meinung geschickt durch Anti-sozialismus Polemik, dem Einfluss privater Bauunternehmer, der Immobilienlobby und der Los Angeles Times gelenkt wurde. Als sozialistisch denunziert wurde im Jahre 1953 schließlich nicht nur das Projekt selbst, vielmehr wurden auch soziale Wohnbauprogramme weit über Los Angeles hinaus gestoppt: »Public housing virtually ended in California state legislative hearings on un-American activities with key members of the housing authority baited as communists and the mayor later voted out of office« (Dana Cuff). Im Namen des Fortschritts wurde so gegen Ende des Jahrzehnts aus der sozialen Utopie von Elysian Park Heights das Dodger Stadium, die neuen Heimat des professionellen Major League Baseball-Teams aus Brooklyn.

1953. Possible Scenarios of a Discontinued Future widmet sich diesem politischen Wandel, der sowohl in der Architektur als auch in der urbanen Transformation von Chavez Ravine zum Ausdruck kommt. Ausgehend von aktuellen, vor Ort für das Projekt gefilmten Aufnahmen von Richard Neutras 1942 realisierten und in den späten 1970ern zerstörten, progressiven sozialen Wohnprojekts Channel Heights in San Pedro, folgt der Film wie auch die Publikation den Spuren der Geschichte über das Los Angeles County Museum of Art, nach Elysian Park und Dodger Stadium bis hin zu Richard Neutras eigenem Haus, dem VDL Research House. Dabei wird die gebaute Architektur gleichsam in die Landschaft von Elysian Park, also den vormals geplanten Standort des Wohnprojekts, »projiziert«.

Die Filmbilder werden mit einer fiktionalisierten Erzählung in Form eines Drehbuchs ergänzt. Dieses besteht aus inszenierten Diskussionen, zusammengesetzt aus ausschließlich historischen Zitaten – Aussagen und Überlegungen verschiedener politischer, kultureller und intellektueller Akteurinnen und Akteure, basierend auf vielfältigen Quellen (wie etwa persönlichen Aufzeichnungen von Richard Neutra, technischen Gutachten, Zeitungsartikeln, Kongressberichten, Newslettern, Architektur- und Lifestyle-Magazinen) aus der Zeit zwischen 1942 – 1962. Die so zueinander in Bezug gesetzten Zitate lassen Gespräche entstehen, die eingebettet in fiktive Szenarios sowohl die entgegengesetzten politischen Ideen und Visionen als auch die aufgeheizte Atmosphäre zu dieser Zeit zum Ausdruck bringen.

Durch Text und Film werden Orte sowohl räumlich als auch zeitlich überblendet, faktische und fiktive Räume verwoben und ein imaginäres Szenario entworfen. Bezug nehmend auf den heutigen spekulativen Immobilienwert des historischen Geländes und das Ansehen des Architekten, als auch die offensichtlichen Parallelen zu ähnlichen groß angelegten (und umstrittenen) öffentlichen Wohnbauprojekten, entsteht ein Portrait eines Raums, der einen Blick auf die unterschiedlichen Pläne und Vorstellungen der geografischen und kulturellen Vergangenheit, Gegenwart als auch Zukunft der Stadt bietet.

Die Arbeiten der österreichischen Künstlerin Karina Nimmerfall untersuchen die wechselseitige Beziehung von Architektur, Medien und Wahrnehmung von Raum sowie deren Bedingungen innerhalb eines Systems von kulturellen, politischen und ideologischen Repräsentationen. Dabei interessiert sie sich insbesondere für die Auswirkungen der medialen Bildproduktion auf den uns umgebenden (urbanen) Raum sowie die Vielzahl von Konzeptionen um die Konstruktion von Wirklichkeit, Erinnerung und Geschichte. Sie studierte Freie Kunst an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg (DE), und Kunstgeschichte an der Universität Wien (AT). Zuletzt war sie Visiting Artist am Valand Artistic Research Center der University of Gothenburg (SE, 2012) und Visiting Artist-in-Residence des Graduate Studies Programme am Art Center College of Design in Pasadena (US, 2010 – 2011). Sie erhielt Stipendienaufenthalte u.a. an der Cité Internationale des Arts in Paris (FR, 2007) und am MAK Center for Art and Architecture in Los Angeles (US, 2002). Einzelausstellungen (Auswahl): Las Cienegas Projects, Los Angeles (2011); BAWAG Contemporary, Vienna (2009); Kunstverein Medienturm, Graz (AT, 2008); and Landesgalerie Linz (AT, 2007). Gruppenausstellungen (Auswahl): Skirball Cultural Center, Los Angeles (2014); Kunsthaus Graz (2012); Kunsthalle Mainz (DE, 2011); Kasseler Kunstverein (DE, 2009); Bildmuseet, Umeå (SE, 2008); Camera Austria, Graz (2007).

 

Bildmaterial

Die honorarfreie Veröffentlichung ist nur in Zusammenhang mit der Berichterstattung über die Ausstellung und die Publikation gestattet. Wir ersuchen Sie die Fotografien vollständig und nicht in Ausschnitten wiederzugeben. Bildtitel als Download unter dem entsprechenden Link.

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