Presseinformationen

To What End?

Infos

Eröffnung:
 26.9.2015, 17:00

Zeitraum: 
27.9.–22.11.2015

KünstlerInnen:
Heba Y. Amin (EG)
Takashi Arai (JP)
Mohamed Bourouissa (DZ/FR)
Hrair Sarkissian (SY)
Vangelis Vlahos (GR)

Kuratiert von
Gülsen Bal (GB/TR) & Walter Seidl (AT)

Öffnungszeiten:
Di – So 10:00 – 17:00

Koproduziert von steirischer herbst

Pressetext

Die Ausstellung »To What End?« wirft Fragen nach zukünftigen Existenzmodellen auf, indem sie ihr Augenmerk auf Länder richtet, die – hervorgerufen von allen denkbaren Mächten der Intervention – von unterschiedlichen Momenten politischer, sozialer und ökonomischer Krisen erschüttert wurden (Ägypten, Griechenland, Japan, Bergkarabach, die USA). In der Auseinandersetzung mit neuen Denkansätzen über die Handlungsfähigkeit des Subjekts und einem speziellen Fokus auf das sich ständig ändernde Verständnis von kulturellen Paradigmen erproben die vertretenen KünstlerInnen die Möglichkeiten postnationaler Formen der Zugehörigkeit in ihren sowohl lokalen als auch globalen Ausprägungen. Auf der Suche nach dem Einfluss der Vergangenheit und deren Auswirkungen auf die Gegenwart fokussiert die Ausstellung Momente aktueller Geschichte, die Veränderungen auf globaler Ebene bewirkten und ebenso Einfluss auf globale politische Debatten nahmen (etwa die ökonomische Krise Griechenlands, der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan, die nukleare Katastrophe in Fukushima oder die ägyptische Revolution).
Dies führt zu jenen Momenten, in denen die Ausstellung »To What End?« die aus einer Reihe von Machtkämpfen resultierenden Brüche in unterschiedlichen kulturspezifischen »Erben« aufgreift und untersucht. Die Ausstellung verhandelt historisch gewachsenes Bewusstsein hinsichtlich der bedrohlichen politischen und wirtschaftlichen Auswirkungen, die zerstreute Erfahrungen des Selbst begleiten. Gleichzeitig lotet sie die Vorstellungen darüber aus, was kulturelles »Erbe« unter den Bedingungen veränderlicher Formen von Einzigartigkeit bedeutet, die ihrerseits eine Marginalisierung sozialer und nationaler Kontexte bewirken.
»To What End?« beschäftigt sich mit Auffassungen von »Erbe« als einem Instrument zur Rückgewinnung von und Wiederanknüpfung an historisches Erinnerungsvermögen, indem sie sich um eine Kritik an dominanten Narrativen und kulturellen Prämissen bemüht. Diese Auffassungen reflektieren ausgeprägte Stufen gelebter Erfahrung, die persönliche Geschichten anhand unterschiedlicher visueller Regime betrachten und diese durch den Blick in die Augen eines »Anderen« oder mit den Augen eines »Anderen« analysieren. Die KünstlerInnen setzen sich insofern mit der Frage nach dem Verständnis von »Erbe« auseinander, als es um die Möglichkeit vielfältiger Stimmen geht, die auf verschiedene kulturelle und – mitunter – unterdrückte Kontexte verweisen. Hauptsächlich mit produktiven Lebensentwürfen verbunden, thematisieren die KünstlerInnen gebräuchliche bzw. gewöhnliche Handlungsmodelle, um einen radikalen Bruch mit diesen in ihren Arbeiten zu formulieren. Ergebnis dieser Auseinandersetzung sind kritische Stimmen über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, die anhand einer Neudefinition struktureller Grenzen entwickelt werden. Diese Stimmen führen zu bestimmten Behauptungen bzw. einer Bestimmung des politischen Subjekts, die den Blick auf die Schnittmengen einer sich ständig erweiternden Regulierung durch »universelle« soziale, politische und ökonomische Codes ermöglicht.
Abgesehen von der Mehrdeutigkeit anderer Problematiken treibt »To What End?« kritische Stellungnahmen über Vergangenheit und Gegenwart voran. Diese eröffnen das Potenzial für neue Denkansätze angesichts gegenwärtiger identitärer Formationen und untersuchen, wie Einzelpersonen sich gegenüber aktuellen Sichtweisen durchsetzen. Anstatt lediglich auf ihr je eigenes (Herkunfts-)Land zu blicken, verschieben manche der KünstlerInnen die Aufmerksamkeit auf andere Schauplätze und darauf, wie historisch gewachsene Konflikte die gegenwärtige Kartografie von Identitätszuschreibungen geprägt haben. Wie beeinflusst sodann der Gebrauch von Bildern unsere Sicht auf Identität, die doch angeblich bar jeder nationalen Verortung zu sein scheint, jedoch in den Fokus einer globalen Vermessung des politischen Terrains geriet?
Auf dem Spiel stehen die wechselnden Parameter von transnationalen Fragen von Zugehörigkeit, die ein Bewusstsein für globale Formen der Machtverschiebung erforderlich machen. Während Mikroterritorien oftmals den Anstoß für universelle Formen von Konflikten liefern, gibt es vielfältige Faktoren, die mittels politischer Interventionen die Vorstellungen von Staatlichkeit und »individueller« Macht unterwandern.
Die in der Ausstellung gezeigten Arbeiten hinterfragen jegliche Form von Raum als Ort der Intervention und Unterbrechung, um die rasanten Veränderungsprozesse im Rahmen verschiedener his-torischer Wendepunkte zu enthüllen. Diese Interventionen kommen nicht immer von Außen, sondern sind oftmals das Resultat interner Machtkämpfe, um die Möglichkeit zur Selbstartikulation und Selbstermächtigung durchzusetzen. Die Kamera als Medium hilft dabei, derartige Ereignisse und Situationen zu dokumentieren und eine Vielfalt an visuellen Konnotationen zu generieren. Dadurch zielen die KünstlerInnen der Ausstellung auf spezifische Momente der gegenwärtigen Geschichte, die ein notwendiges Verständnis für aktuelle Veränderungen einfordern, um visuelle Paradigmen und Medienkanäle und deren vorherbestimmte Argumentationsweisen herauszufordern.
Unter Bezugnahme auf verschiedene Konfliktgebiete der Welt, die nicht auf jeweils nur ein einzelnes Problem reduziert werden können, hinterfragt »To What End?« die Bedingungen, die zu Formen des Widerstands und zu einer Neupositionierung des Selbst angesichts der politischen Forderungen eines postnationalen, neoliberalen Wirtschaftsgefüges führen. Die Ausstellung destabilisiert die einstige Debatte um Zentrum und Peripherie und bezieht sich auf unterschiedliche soziopolitische und ökonomische Territorien, in denen Konflikte aus einem Mikrokosmos an deregulierten Machtverhältnissen entstehen. In solch umkämpften Zonen werden Individuen dazu aufgefordert, ihr Territorium zu behaupten, was wiederum Fragen nach globalen Bestrebungen der Nivellierung von ökonomischen und politischen Standards aufwirft. Vom Krieg zerrüttete Enklaven bilden nur ein Beispiel für den Kampf um Territorien, der auf gewohnheitsmäßigen Ressourcen und politischer Einflussnahme basiert. Die prinzipielle Frage hängt damit zusammen, wie jenen Konflikten ein Ende bereitet werden kann, die aus vielen unterschiedlichen Gründen entstanden sind, Konflikte, die nicht immer kontrolliert werden können, jedoch gelöst werden müssen, um der kulturellen Vielfalt erneut Geltung zu verschaffen.

Heba Y. Amin
»Project Speak2Tweet« (2011)
Am 27. Januar 2011 gelang es den ägyptischen Behörden als Reaktion auf die zunehmenden öffentlichen Proteste, den Zugang zu internationalen Internetportalen im Land zu unterbrechen. Während eines Wochenendes entwickelte eine Gruppe von Programmierern die Plattform »Speak2Tweet«, die es ÄgypterInnen ermöglichte, neueste Meldungen von Twitter trotz der Internetblockade mittels Sprachnachrichten zu übermitteln. Das Resultat bildeten tausende herzzerreißende Mitteilungen von ÄgypterInnen, die ihre Emotionen per Telefon aufzeichneten. Die Revolution dauerte zwar noch einige Jahre an, doch die Mitteilungen waren der Öffentlichkeit nicht länger zugänglich. Heba Y. Amin sammelte diese Nachrichten und richtete ein Archiv textueller und phonetischer Dokumente ein, die über das Erbe des Mubarak-Regimes berichten sowie jene Fragen aufgreifen, die sich viele über ein mögliches Ende dieses Regimes stellten. »Speak2Tweet« stellt ein beachtliches Archiv einer kollektiven Psyche dar, deren Stimmen in den Tiefen des Cyberspace verloren gingen. Das Projekt brachte einzigartige Narrative hervor, die nun erneut an einen physischen Raum gebunden werden. Das Projekt »Speak2Tweet« bildet sowohl ein Rechercheprojekt als auch ein ständig wachsendes Archiv experimenteller Filme, die auf »Speak2Tweet«-Nachrichten zurückgreifen, die noch vor dem Fall des Mubarak-Regimes am 11. Februar 2011 gesendet wurden, und stellt diese den verkommenen Strukturen gegenüber, die die Langezeiteffekte einer korrupten Diktatur widerspiegeln. Das Projekt hinterfragt erneut die Vorstellung eines urbanen Mythos, der die Stadt aus einer persönlichen Perspektive heraus im Hinblick auf die hochproblematischen Konstruktionen (un)demokratischer Mittel visualisiert. Es erforscht das Entstehen einer imaginierten Stadt anhand von inneren Monologen und untersucht historische Narrative, die durch die Störungen der digitalen Erinnerung hervorgerufen wurden. In einer Vielfalt an räumlichen Verhältnismäßigkeiten versucht das Projekt, die Psychologie des urbanen Raumes aufzugreifen. Im Rahmen einer ständigen Erweiterung des Archivs verändert »Speak2Tweet« einen sich ständig im Wandel befindenden Raum, der einer Täuschung durch die innere Stimme unterliegt. Fotos von verlassenen Gebäuden werden Nachrichten, die die Öffentlichkeit wieder verlassen haben, gegenübergestellt. Zusammen bilden diese die geisterhafte Struktur einer vergangenen politischen Realität, die den Blick auf die Vergangenheit und Gegenwart des ägyptischen Staates veränderte.

Takashi Arai
»Here and There« (2011–2012)
Innerhalb der Vielzahl an FotografInnen, die die Effekte des Tsunamis und der Reaktorexplosion im Fukushima Daiichi-Kernkraftwerk am 11. März 2011 dokumentierten, nimmt Takashi Arai durch die Art und Weise, wie er die radioaktiv verseuchte Landschaft und ihre BewohnerInnen porträtiert, eine besondere Stellung ein. Anstatt konventionelle fotografische Techniken in einem digitalen Zeitalter zu nutzen, geht Arai zurück zu einer der ersten Techniken, die die fotografische Repräsentation im 19. Jahrhundert ermöglichten: die Daguerreotypie. Die Betrachtung von Daguerreotypien erweckt andere Empfindungen als es die Betrachtung einer gewöhnlichen Fotografie vermag. Eine spiegelglatt polierte Kupferplatte wird mit Dämpfen behandelt, um die Oberfläche für die Kamera lichtempfindlich zu machen. Das daraus resultierende Bild ist nicht auf der Oberfläche des Metallträgers gefestigt, sondern scheint in einem von Glas bedeckten Raum zu schweben. Die abgebildeten Personen und Gegenstände sind somit von einer unheimlichen Aura geprägt, die sich auch in Arais Daguerreotypien aus der Region um Fukushima wiederfindet. Eine geisterhafte Landschaft erscheint vor der Kamera, in der Bäume und Äste im Sonnenlicht zu strahlen scheinen, wie im Fall eines Kakibaums. Nächtliche Dämpfe tauchen vor einem Family-Mart-Supermarkt auf, der, einsam in einer dunklen Landschaft gelegen, rund um die Uhr geöffnet ist. Mit dem Daguerreotypie-Verfahren visualisiert Arai das Potenzial radioaktiver Strahlung und evoziert ein faszinierendes bildliches Szenario, das zwischen Realität und Fiktion oszilliert. ArbeiterInnen und BewohnerInnen der Region posieren wohlauf für die Kamera, als ob es keinen Vorfall gegeben hätte. Diese spezielle fotografische Technik, die 1839 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurde, erweckt bei BetrachterInnen den Eindruck einer Zeitreise in die Vergangenheit, etwa beim Anblick eines Fischerdorfs, das aus Holzhütten besteht. Der Künstler bezieht sich somit auf jene Dialektik zwischen Vergangenheit und Gegenwart, die sich auch im Titel der Arbeit »Here and There« widerspiegelt. Darüber hinaus stellen sich Fragen über die Vergangenheit und ihre nicht vorhersehbaren Auswirkungen auf die Gegenwart, die sich auch in dem speziell entwickelten, dunkeln Ausstellungskontext ergeben.

Mohamed Bourouissa
»Shoplifters« (2014–2015)
Die Serie »Shoplifters« von Mohamed Bourouissa besteht aus überarbeiteten Fotografien von Polaroid-Schnappschüssen, die in New Yorker Lebensmittelläden aufgenommen wurden. Die Fotografien zeigen Personen, die vom Sicherheitspersonal beim Stehlen von Artikeln aus den Regalen ertappt wurden. In den Fotos lächeln diese Personen in die Kamera und zeigen jene Produkte, die sie zu stehlen versuchten. Daraufhin wurden die Schnappschüsse auf Tafeln beim Ein- bzw. Ausgang montiert, um die Personen beim erneuten Betreten des Lokals identifizieren zu können. Die Tafeln verweisen somit auf eine Kartografie von Kleinkriminalität, die die ProtagonistInnen in analoger, direkter Weise ähnlich wie in Polizeiakten identifizieren. Dieser Ansatz fotografischer Repräsentation dient als unmittelbares Beweismittel im öffentlichen Raum, das jedoch einige Zeit später als zulässige Praxis verboten wurde. Bourouissas Arbeit verweist auf den Untergang des Kapitalismus und die zunehmende Verwehrung des Zugangs zu Allgemeingütern für viele. Seit den 1990er Jahren haben die Gentrifizierungsprozesse in New York viele aus dem Zentrum in leistbarere Gegenden wie Brooklyn getrieben, das auch den Ort von Bourouissas Beobachtungen bildet. Auch dieser Stadtteil war in den letzten Jahren von drastischen Veränderungen betroffen, die für viele BewohnerInnen einen Kampf ums tägliche Überleben bedeuten. Obwohl die Mehrheit der in den Fotografien abgebildeten Personen Afro-AmerikanerInnen sind, hat die Realität des Lebens in einer der kapitalistischsten Städte der Welt viele zur Suche nach Alternativen gezwungen, um mit den ständig im Steigen begriffenen finanziellen Anforderungen an Wohnungs- und Lebensverhältnisse zurecht zu kommen. Wie werden die demografischen Veränderungen in den kommenden Jahren aussehen, wenn Manhattan sein alternatives Potenzial verloren hat, das es speziell für KünstlerInnen innehatte, und schließlich nur mehr einen Zufluchtsort für Finanzmagnaten bildet, die von jeglicher finanziellen Krise unberührt bleiben? Innerhalb des Ausstellungsszenarios werfen die Fotos aus der Serie »Shoplifters« Fragen nach der Komplizenschaft in Bezug auf die Posen der einzelnen ProtagonistInnen auf. Während New York seine Position als Finanzzentrum weiterhin bekräftigt, sind viele Mikroterritorien von einem ständigen Wandel betroffen, bei denen der soziale Gebrauch von Bildern als Dokument die Realität neu interpretiert.

Hrair Sarkissian
»Front Line« (2007/2015)
Die Arbeit des syrischen Künstlers Hrair Sarkissian setzt sich oftmals mit dem persönlichen Hintergrund des Künstlers auseinander, der sich auf die armenische Diaspora bezieht. Seine Arbeit »Front Line« entstand ursprünglich im Jahr 2007, wurde jedoch erstmals 2015 gezeigt, ein Jahrhundert nach dem Genozid an den Arme­nierInnen, für den sich türkische Truppen während und nach dem Ers­ten Weltkrieg verantwortlich zeigten. Wie so oft lenkt der Künstler seine Aufmerksamkeit auf Gebiete außerhalb Armeniens und fokussiert in diesem Fall auf die vom Krieg zerrüttete Enklave zwischen Armenien und Aserbaidschan, die selbst ernannte Republik Bergkarabach, die zwischen 1988 and 1994 einen Unabhängigkeitskrieg führte. Der ursprüngliche Wunsch der armenischen Bevölkerung, sich mit Armenien zu vereinigen, blieb unerfüllt, dennoch gewährte Aserbaidschan einen Waffenstillstand und anerkannte die Republik Bergkarabach im Jahr 1994. Seit Ende des Krieges führten die Regierungen von Armenien und Aserbaidschan Friedensgespräche über den umstrittenen Status der Region, in der ökonomische Blockaden in einer Auseinandersetzung zwischen dem türkisch unterstützten Aserbaidschan und den russisch unterstützten armenischen Kräften resultierten. Heute befinden sich über eine Million AserbaidschanerInnen und ArmenierInnen disloziert, während sich die westlichen Mächte um eine Langzeitlösung in einem Territorium bemühen, das nach wie vor von politischen Unruhen geprägt ist. Sarkissians Fotografien zeigen sowohl die Stille der Landschaft als auch Porträts der armenischen Freiheitskämpfer, die sich während des Krieges für die Befreiung der Region einsetzten. Ihre Porträts werden auf dreidimensionalen Glaskuben in einem Wald aus Podesten gezeigt, um die ungezügelte Bereitschaft für den Kampf um Unabhängigkeit aufgrund ihrer ethnischen und nationalen Dislokation zu betonen. Eine großformatige Wandtapete zeigt die Landschaft, in der die Männer sich während des Kampfes befanden. Das Setting evoziert jenes entfremdete Territorium, in dem sie um Anerkennung kämpften. Die Isoliertheit in einem Gebiet, das keinen klar definierten Status besaß, definiert jenen Kampf um voreingenommene Auffassungen von Erbe sowie die Auflösung historisch bedingter kultureller Werte.

Vangelis Vlahos
»The Bridge« (2013–2015)
Vangelis Vlahos’ Arbeit setzt sich mit vorgefundenem fotografischen und textuellen Material auseinander, das historisch dokumentierte Fakten benutzt, um neue, dezentrale Narrative der jüngsten Geschichte zu erzeugen. »The Bridge« ist eines von Vlahos’ aktuellen Projekten, das sich auf ein Handelsabkommen zwischen Griechenland und Syrien aus den 1970er und 1980er Jahren bezieht. Dieses Handelsabkommen wurde beschlossen, um einen direkten Handelsweg zwischen dem griechischen Hafen Volos und dem syrischen Hafen Tartus zu errichten. Diese Schiffsverbindung diente im erweiterten Sinn als Bindeglied zwischen Europa und dem Nahen Osten sowie der arabischen Welt. Zu jener Zeit war diese spezielle Route als wichtigstes und einfachstes Mittel für den Transport von Waren gedacht. Die Handelsroute zwischen Volos und Tartus, die zwischen 1977 und 1988 bestand, wurde schließlich aufgrund der unsicheren politischen Situation im Nahen Osten eingestellt, was sich bereits in den 1980er Jahren abzeichnete. In der Recherche über die Geschichte und die Narrative, die hinter dieser Schiffsverbindung stehen, operiert Vlahos mit gefundenen Fotografien jener Zeit, um den Fahrten zwischen den beiden Häfen nachzuspüren und sie zu rekontextualisieren. Die Anordnung der Bilder, die nebeneinander auf einer 15 Meter langen Wand platziert sind, folgt vage der ursprünglichen Route eines Schiffs von Volos nach Tartus. Mit diesem Projekt verfolgt Vlahos aktuelle politische Probleme in beiden Ländern hinsichtlich der jüngsten Geschichte und ihrer Konflikte in Ost- und Südosteuropa sowie dem Nahen Osten, die sich bereits seit Jahrzehnten abzeichneten. »The Bridge« setzt sich mit historischem Bewusstsein und der Akzeptanz von nationalen und politischen Veränderungen auseinander, die aktuelle Momente der Krise heraufbeschwören. Wie kann sich eine Aufhebung historischer Beschlüsse und Taten auf die Gegenwart auswirken? Wie haben sich kulturell bedingte Abmachungen aufgelöst und wie kann historisches Versagen künftige Beziehungen wieder aktivieren? Einige dieser Fragen ergeben sich bei dieser Vertiefung in die jüngste Vergangenheit, deren Auswirkungen noch nicht erkennbar waren, aber in nationalen und politischen Bestrebungen bereits ihre Ansätze zeigten.

Bildmaterial

Die honorarfreie Veröffentlichung ist nur in Zusammenhang mit der Berichterstattung über die Ausstellung und die Publikation gestattet. Wir ersuchen Sie die Fotografien vollständig und nicht in Ausschnitten wiederzugeben. Bildtitel als Download unter dem entsprechenden Link.

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