Camera Austria International

104/103 | 2008

  • ELKE KRYSTUFEK
    NEIN. Warum gibt es kein genitales Tapp- und Tastkino?
  • ELKE KRYSTUFEK
  • CHRISTIANE ZINTZEN
    Margherita Spiluttini: Fotografische Fährten
  • MARGHERITA SPILUTTINI
  • REINHARD BRAUN
    Nicole Six & Paul Petritsch: Von Flugzeugen, Bildern, Grenzen, Politik und Kunst
  • NICOLE SIX & PAUL PETRITSCH
  • MICHAEL PONSTINGL
    Sissi Farassat: Posen Er-fahren, Posen Durch-Leben
  • SISSI FARASSAT
  • SYLVERE LOTRINGER
    Iris Klein: Phantomgesten
  • IRIS KLEIN
  • MAREN LÜBBKE-TIDOW
    Prinz Gholam
  • PRINZ GHOLAM
  • MONIKA FABER
    Caroline Heider: Das gefaltete Mädchen
  • CAROLINE HEIDER
  • JERRY TARTAGLIA
    The Legacy of Jack Smith. That's The Way The Roachcrust Crumbles
  • ALICE CREISCHER, ANDREAS SIEKMANN
    Zensurengel. Über das Verhältnis von Bildproduktion, Hegemonie und Gewalt I

Vorwort

Elke Krystufek’s Methoden der Selbstinszenierung, aber auch die Hinterfragung ihrer Subjektposition im Verwertungssystem und »Luxus- Business Kunst« haben zum ironisch-offensiven Titel ihrer Einzelausstellung geführt: »Für das Glück zuständig«, die sie bei Camera Austria im Kunsthaus Graz gestaltet hat. Gleichsam als Antwort auf diese (selbst-)behauptete Zuständigkeit (die Bezug nimmt auf das Thema des Festivals »steirischer herbst« 2008) lautet der Titel ihres Buches, das zu dieser Ausstellung in der Edition Camera Austria erschienen ist und in dem erstmals Texte der Künstlerin gesammelt veröffentlicht werden: NEIN. In der performativen und inszenierenden Arbeitsweise von Elke Krystufek – das zeigt auch ihr Text- und Bild-Beitrag im vorliegenden Heft – wird alles zum Material: Schrift, Sprache, Fotografie, Malerei, Film und Skulptur verbinden sich zu einer reflektierenden Befragung künstlerischer Haltung und Arbeitsweise und bilden als Werk auch gleichzeitig den Prozess seines Entstehens mit ab.

Unterschiedliche Formen der (Selbst-) Inszenierung lassen sich als inhaltlicher Schwerpunkt in dieser ausnahmsweise als Doppelnummer konzipierten Ausgabe von Camera Austria ablesen. Es war uns auch ein Anliegen, hier die Arbeiten von KünstlerInnen zusammenzuführen, die wir zum Teil in den letzten zwei Jahren bereits in Ausstellungen vorgestellt haben. Unsere AbonnentInnen haben in den letzten Wochen den Index Camera Austria Nr. 1 – 100 zugeschickt bekommen, und damit ein wichtiges Nachschlagewerk über die Inhalte von 100 Ausgaben Camera Austria erhalten. Mit der Ihnen jetzt vorliegenden Ausgabe von Camera Austria möchten wir Sie auf einen ebenso zentralen Aspekt unserer Arbeit hinweisen: das Ausstellen. Dass in dieser Ausgabe zudem ein Fokus auf österreichische Positionen liegt, ist der Tatsache geschuldet, dass das Thema und die Techniken der Inszenierung nach wie vor einen wichtigen Aspekt in der zeitgenössischen österreichischen Kunst darstellen. Dies zeigen etwa die Arbeiten der österreichischen Künstlerinnen Iris Klein, Sissi Farassat oder Caroline Heider, in denen es um Inszenierungstechiken des weiblichen Körpers geht: Alle drei Künstlerinnen setzen sich in ihrer Arbeit mit dem Bild der Frau auseinander. Sylvère Lotringer begleitet dabei die Arbeiten von Iris Klein auf textlicher Ebene und analysiert deren Umgang mit der Puppe, die im Mittelpunkt ihrer Dramaturgie steht. Monika Faber wiederum analysiert in ihrem Text »Das gefaltete Mädchen« Caroline Heiders Umgang mit Modellen, deren fotografische Aufnahmen von der Künstlerin durch Faltungen im Fotopapier bearbeitet werden. Das Fotopapier als Träger der Bildinformation ist auch das Thema der neuen Arbeit von Sissi Farassat, die durch die Betonung der Rückseiten des Fotos auch mit Strategien der Verweigerung arbeitet. Michael Ponstingl führt in diese konzeptuelle Arbeit ein.

Volltext

Camera Austria International 104/103 | 2008
Vorwort

Elke Krystufek’s Methoden der Selbstinszenierung, aber auch die Hinterfragung ihrer Subjektposition im Verwertungssystem und »Luxus- Business Kunst« haben zum ironisch-offensiven Titel ihrer Einzelausstellung geführt: »Für das Glück zuständig«, die sie bei Camera Austria im Kunsthaus Graz gestaltet hat. Gleichsam als Antwort auf diese (selbst-)behauptete Zuständigkeit (die Bezug nimmt auf das Thema des Festivals »steirischer herbst« 2008) lautet der Titel ihres Buches, das zu dieser Ausstellung in der Edition Camera Austria erschienen ist und in dem erstmals Texte der Künstlerin gesammelt veröffentlicht werden: NEIN. In der performativen und inszenierenden Arbeitsweise von Elke Krystufek – das zeigt auch ihr Text- und Bild-Beitrag im vorliegenden Heft – wird alles zum Material: Schrift, Sprache, Fotografie, Malerei, Film und Skulptur verbinden sich zu einer reflektierenden Befragung künstlerischer Haltung und Arbeitsweise und bilden als Werk auch gleichzeitig den Prozess seines Entstehens mit ab.

Unterschiedliche Formen der (Selbst-) Inszenierung lassen sich als inhaltlicher Schwerpunkt in dieser ausnahmsweise als Doppelnummer konzipierten Ausgabe von Camera Austria ablesen. Es war uns auch ein Anliegen, hier die Arbeiten von KünstlerInnen zusammenzuführen, die wir zum Teil in den letzten zwei Jahren bereits in Ausstellungen vorgestellt haben. Unsere AbonnentInnen haben in den letzten Wochen den Index Camera Austria Nr. 1 – 100 zugeschickt bekommen, und damit ein wichtiges Nachschlagewerk über die Inhalte von 100 Ausgaben Camera Austria erhalten. Mit der Ihnen jetzt vorliegenden Ausgabe von Camera Austria möchten wir Sie auf einen ebenso zentralen Aspekt unserer Arbeit hinweisen: das Ausstellen. Dass in dieser Ausgabe zudem ein Fokus auf österreichische Positionen liegt, ist der Tatsache geschuldet, dass das Thema und die Techniken der Inszenierung nach wie vor einen wichtigen Aspekt in der zeitgenössischen österreichischen Kunst darstellen. Dies zeigen etwa die Arbeiten der österreichischen Künstlerinnen Iris Klein, Sissi Farassat oder Caroline Heider, in denen es um Inszenierungstechiken des weiblichen Körpers geht: Alle drei Künstlerinnen setzen sich in ihrer Arbeit mit dem Bild der Frau auseinander. Sylvère Lotringer begleitet dabei die Arbeiten von Iris Klein auf textlicher Ebene und analysiert deren Umgang mit der Puppe, die im Mittelpunkt ihrer Dramaturgie steht. Monika Faber wiederum analysiert in ihrem Text »Das gefaltete Mädchen« Caroline Heiders Umgang mit Modellen, deren fotografische Aufnahmen von der Künstlerin durch Faltungen im Fotopapier bearbeitet werden. Das Fotopapier als Träger der Bildinformation ist auch das Thema der neuen Arbeit von Sissi Farassat, die durch die Betonung der Rückseiten des Fotos auch mit Strategien der Verweigerung arbeitet. Michael Ponstingl führt in diese konzeptuelle Arbeit ein.

Die Arbeiten von Nicole Six & Paul Petritsch waren 2006 schon im Ausstellungszusammenhang bei Camera Austria zu sehen. Der Wiederaufführungscharakter der Arbeiten des österreichischen Künstlerpaars ist konzeptuellen Praktiken verpflichtet, wie Reinhard Braun in seinem Text herausarbeitet. Auch der Beitrag des deutsch/libanesischen Künstlerpaars Wolfgang Prinz und Michel Gholam nimmt Bezug auf eine Ausstellung, die wir bei Camera Austria im März diesen Jahres mit einer Performance der Künstler eröffnet haben. Maren Lübbke-Tidow stellt ihre Arbeit vor, die einen interessanten Aspekt in die aktuelle Debatte um das Reenactment als zeitgenössische künstlerische Strategie einbringt.

Margherita Spiluttinis Arbeiten schließlich – von der Fotografin zu einer Bildstrecke zusammengestellt – werden von Christiane Zintzen kommentiert: Wir freuen uns, mit ihr eine Autorin gefunden zu haben, die das Werk dieser wichtigen österreichischen Fotografin in seiner dokumentarischen Sorgfalt wie ästhetischen Wirkungskraft zu würdigen weiß. Für unsere neue Kolumne, die mit diesem Heft startet, haben wir in Alice Creischer und Andreas Siekmann zwei Künstler/Autoren eingeladen, die hier und in den nächsten drei Ausgaben über das Verhältnis von Bildproduktion, Hegemonie und Gewalt kritisch reflektieren und im Folgenden Überlegungen zu den Bedingungen von künstlerischer Produktion in den neuen Machtmetropolen der globalisierten Welt anstellen.

Christine Frisinghelli
Maren Lübbke-Tidow
November 2008

Beiträge

Forum

CORINNE L. RUSH

LISA AJTAY

NATHAN BAKER

DOROTHEE VON BODELSCHWINGH

LOTTE REIMANN

GöRAN GNAUDSCHUN

RITA NOWAK

GREGOR SAILER

Ausstellungen

Vojin Bakic und drei Interventionen von Luca Frei, Marine Hugonnier, Sean Snyder
Grazer Kunstverein, Graz
ULRICH TRAGATSCHNIG

Susan Hiller: Outlaw Cowgirl and Other Works
BAWAG Foundation, Wien
DENISE ROBINSON

Imagetransfer
Fotografis: collection reloaded
Bank Austria Kunstforum, Wien
ULRIKE MATZER

Die Weite des Eises. Arktis und Alpen 1860 bis heute
Albertina, Wien
SABINE SPILLES

Miklós Erdély und die Indigo Gruppe. Arbeiten aus den 1970er und 80er Jahren
Kisterem, Budapest
Georg Kargo Box, Wien
HANS-JÜRGEN HAFNER

Mladen Stilinovic
Galerie im Taxispalais, Innsbruck
HILDEGUND AMANSHAUSER

Wer will aufs Gesellschaftsbild?
Klaus Mettig: Don’t be left behind
Neue Gesellschaft für Bildende Kunst, Haus am Kleistpark, Berlin
Museum Kunst Palast, Düsseldorf
RAINER BELLENBAUM

Silke Wagner: Neueröffnung N.B.K.
Neuer Berliner Kunstverein, Berlin
RAIMAR STANGE

Hito Steyerl: Red Alert
Kunsthalle Winterthur
SØNKE GAU

Der Trust trumpft auf
Man Ray: Unbekümmert, aber nicht gleichgültig
Museo Colecciones ICO, Madrid
Fundación Caixa Galicia, A Coruña
Pinocathèque de Paris
Martin-Gropius-Bau, Berlin
Museo d´Arte Provincia di Nuoro
Fotomuseum Den Haag
CAROLIN FÖRSTER

Blicke und Begehren
Der Fotograf Herbert Tobias (1924 – 1982)
Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin
Haus der Photographie, Deichtorhallen, Hamburg
REBEKKA REUTER

Sex brennt
Medizinhistorisches Museum der Charité, Berlin
SIGRID ADORF

Dies ist (k)eine Frau
Female Trouble. Die Kamera als Spiegel und Bühne weiblicher Inszenierung
Pinakothek der Moderne, München
ANDREA GNAM

Seeking for a Place of Oblivion
Art Pavillon, Zagreb
ANA VUKADIN

55. Carnegie International: Life on Mars
Carnegie Museum of Art, Pittsburgh
KIRSTY BELL

Szenarien statt Inszenierung
Manifesta 7
Rovereto/Bolzano/Trento/Fortezza, Trentino-Südtirol
MARION PIFFER-DAMIANI

PhotoEspaña 08
PHotoEspaña, Madrid
ALBERTO MARTÍN

Mode und Fotografie
39. Rencontres Internationales de la Photographie
Arles
INGRID HÖLZL

From Joburg: David Goldblatt, Pieter Hugo and Santu Mofokeng
Santu Mofokeng: >>Homeland Security<<, Johannesburg Art Gallery
David Goldblatt: >>Joburg<<, Goodman Gallery, Johannesburg
Pieter Hugo: >>Nollywood<<, Warren Sieberits, Johannesburg
Santu Mofokeng: >>Warren Siebrits, Johannesburg
RORY BESTER

Bücher

Aglaia Konrad: Desert Cities
JRP Ringier, Basel 2008
WOUTER DAVIDTS

Flüchtig
Beograd Gazela, Reiseführer in eine Elendssiedlung
Drava Verlag, Klagenfurt 2008
JOCHEN BECKER

Sture Chronologie – oder Dokument der Leidenschaften? Zwei unterschiedliche Bücher zum Archiv von Harald Szeemann im Tessin.
Edition Voldemeer, Zürich
Springer, Wien, New York 2007
GISLIND NABAKOWSKI

Ata Kando, Diana Blok, Sacha de Boer: The living other
Veenman Publishers, Rotterdam
MIRIAM ROSEN

Victor Burgin:
Components of a practice
Skira, Milan 2008
ANTONELLO FRONGIA

Impressum

Herausgeber, Verleger und für den Inhalt verantwortlich: Manfred Willmann. Eigentümer: Verein CAMERA AUSTRIA, Labor für Fotografie und Theorie.
Alle: Lendkai 1, A-8020 Graz.

Redaktion Graz: Christine Frisinghelli, Sabine Spilles
Assistenz: Kathrin Lazarus, Heidi Oswald
Redaktion Berlin: Maren Lübbke-Tidow

Lektorat: Marie Röbl
Übersetzungen: Dawn Michelle d’Atri, Steve Gander, Andy Jelcic, Don Mader, Wilfried Prantner, Josephine Watson, Richard Watts