Camera Austria International
139 | 2017
- JEFF DERKSEN
Für Aufrichtigkeit. Eine kurze Einführung in die sozialen und ästhetischen Möglichkeiten der Aufrichtigkeit - ALTHEA THAUBERGER
- ANDREA STULTIENS
- JORDAN ABEL
- SABINE BITTER / HELMUT WEBER
- LINA LEONORE MORAWETZ
Abstraktes Geschehen. Ein Gespräch mit Georg Deggerich - MARGARET RANDALL
- AMELIE ZADEH
- JOKE ROBAARD
- DINA AL-KASSIM
Für Solidarität: Die Revolution des Anderen bezeugen
Vorwort
Im Jahr 2014 haben wir mit Urban Subjects (Sabine Bitter, Jeff Derksen und Helmut Weber) die Ausstellung »The Militant Image. Picturing What Is Already Going On, Or The Poetics of the Militant Image« sowie die gleichnamige Publikation produziert, innerhalb derer das militante Bild zugleich als Bedingung eines Bildes wie als Bild einer Bedingung in den Blick genommen wurde. An diese gemeinsame Forschung anknüpfend haben wir Urban Subjects eingeladen, als GastredakteurInnen über das Konzept für eine Ausgabe der Zeitschrift Camera Austria International nachzudenken. Nachdem sich zunächst aktuelle Fragen aufgedrängt hatten, erschien dennoch bald ein anderer Begriff geeignet, einen Zugriff auf Bilder, Texte und Öffentlichkeiten zu organisieren: sincerity. Die Idee der Aufrichtigkeit mag ein wenig anachronistisch erscheinen oder wie aus der Zeit gefallen, einer Subjektivität verpflichtet, die aufrecht zu erhalten uns nicht mehr recht gelingen mag. Doch Aufrichtigkeit durchquert nach wie vor das Ästhetische wie das Soziale und taucht an Orten auf, an denen wir sie nicht vermuten würden.
Volltext →Camera Austria International 139 | 2017
Vorwort
Im Jahr 2014 haben wir mit Urban Subjects (Sabine Bitter, Jeff Derksen und Helmut Weber) die Ausstellung »The Militant Image. Picturing What Is Already Going On, Or The Poetics of the Militant Image« sowie die gleichnamige Publikation produziert, innerhalb derer das militante Bild zugleich als Bedingung eines Bildes wie als Bild einer Bedingung in den Blick genommen wurde. An diese gemeinsame Forschung anknüpfend haben wir Urban Subjects eingeladen, als GastredakteurInnen über das Konzept für eine Ausgabe der Zeitschrift Camera Austria International nachzudenken. Nachdem sich zunächst aktuelle Fragen aufgedrängt hatten, erschien dennoch bald ein anderer Begriff geeignet, einen Zugriff auf Bilder, Texte und Öffentlichkeiten zu organisieren: sincerity. Die Idee der Aufrichtigkeit mag ein wenig anachronistisch erscheinen oder wie aus der Zeit gefallen, einer Subjektivität verpflichtet, die aufrecht zu erhalten uns nicht mehr recht gelingen mag. Doch Aufrichtigkeit durchquert nach wie vor das Ästhetische wie das Soziale und taucht an Orten auf, an denen wir sie nicht vermuten würden.
Man muss nicht unbedingt das viel diskutierte Thema der Fake oder Alternative News anschneiden, um heute auf die Frage nach Aufrichtigkeit zu stoßen – seit den 1990er Jahren ist sie virulent, als das Hereinbrechen des Digitalen jede Idee der Vertrauenswürdigkeit der Bilder zu unterminieren schien, seit die Bilder unter Generalverdacht geraten sind. Seitdem haben sich die Mechanismen der Authentifizierung der Bilder verschoben, steht oftmals ihre Wirkung im Vordergrund und nicht die Wahrheit des Dargestellten. Seitdem zeigen Bilder kein aufrichtiges Bild, sie performen es. Doch sie performen es niemals allein. Urban Subjects erweitern ihr Argument der Notwendigkeit von Aufrichtigkeit konsequenterweise in den Bereich der Sprache und der Poesie, vor allem aber in den Bereich der widerständigen politischen Praxis und betonen deren Verschränkung mit Bildern und Texten – gerade über die Praxis der Aufrichtigkeit, die keine Eigenschaft ist, sondern ein soziales Verhältnis, in das Bilder, Texte, Poesie, Körper und Handlungen eingebunden sind oder überhaupt erst die Gegenwart von Aufrichtigkeit ermöglichen. Jeff Derksen zeichnet in seiner Einführung einerseits die Geschichte von Aufrichtigkeit nach, andererseits setzt er die für diese Ausgabe ausgewählten KünstlerInnen in ein Verhältnis zu dieser Geschichte und zueinander.
Der Begriff der Aufrichtigkeit nötigt uns in seiner ansprechenden Klarheit ganz grundsätzlich, über unser Verhältnis zu fotografischen Bildern nachzudenken, seien sie in eine künstlerische Praxis eingebunden oder in alltagskulturelle Zusammenhänge: Warum begeistern uns fotografische Bilder nach wie vor? Warum sehen wir sie uns an? Was erwarten wir uns von ihnen? Mit diesen Fragen ist auch eine Hoffnung verbunden, dass nämlich Aufrichtigkeit imstande sein könnte, Akte der Aufrichtigkeit nicht nur zu repräsentieren, sondern auch zu produzieren, also nicht nur das Bild eines Zustands abzugeben, sondern ihn auch herbeizuführen.
Wir danken Urban Subjects für die mittlerweile langfristige gemeinsame Auseinandersetzung damit, wie sich die Visualität der Fotografie in immer neuer Weise in verschiedenste Handlungsräume unserer Gegenwart einmischt, und dafür, dass sie die Zeitschrift Camera Austria International mit ihrem Beitrag erneut zu einer Plattform des aktuellen Denkens über Fotografie machen.
Nachdem der Rezensionsteil in der vergangenen Ausgabe, die dem Archiv von Camera Austria gewidmet war, entfiel, bieten wir Ihnen mit dieser einen umfassenden Überblick über Ausstellungen der letzten sechs Monate.
Reinhard Braun und das Camera Austria-Team
September 2017
Cover: Jordan Abel, Seite aus: The Place of Scraps (Vancouver: Talonbooks 2013).
Beiträge
Ausstellungen
Ingeborg Strobl: Flora
Arbeiterkammer Wien
LUISA ZIAJA
Österreich. Fotografie 1970 – 2000 Albertina, Wien
Museum der Moderne Salzburg
MARGIT NEUHOLD
Ed van der Elsken: Camera in Love
Stedelijk Museum Amsterdam
Jeu de Paume, Paris
Fundación Mapfre, Madrid
TACO HIDDE BAKKER
Eiko Grimberg: The Pool
KV – Verein für Zeitgenössische Kunst Leipzig
AGNIESZKA ROGUSKI
Thomas Struth: Figure Ground
Haus der Kunst, München
CHRISTOPH SEHL
Viviane Sassen: Umbra
Deichtorhallen – Haus der Photographie, Hamburg
Fotografiska Museet, Stockholm
JENS ASTHOFF
Wolfgang Tillmans: 2017
Tate Modern, London
Wolfgang Tillmans
Fondation Beyeler, Basel
MARTIN HERBERT
Ericka Beckman: Game Mechanics
Secession, Wien
FRANZ THALMAIR
Anna Artaker: The Pencil of Nature
tresor, Bank Austria Kunstforum, Wien
WALTER SEIDL
Peggy Buth: Vom Nutzen der Angst
Arwed Messmer: RAF. No Evidence / Kein Beweis
Museum Folkwang, Essen
ARNE SCHMITT
57. Biennale d’Arte di Venezia
Venedig, verschiedene Orte
JÖRG SCHELLER
Bilingual Document. Reserves and Collections – An Other Mucem
Mucem, Marseille
MONIQUE DEREGIBUS und NICOLAS RUBY
Subjektiv
Malmö Konsthall
Kunstnernes Hus, Oslo
LAURA HATFIELD
Luke Willis Thompson: Autoportrait
Chisenhale Gallery, London
MERCEDES VICENTE
Marina Gržinić and Aina Šmid: Radical Contemporaneity
Kunstraum Lakeside, Klagenfurt
MIKA MARUYAMA
Tomáš Rafa: New Nationalisms
MoMA PS1, New York
ORIT GAT
Oh … Jakob Lena Knebl und die mumok Sammlung
Martin Beck: rumors and murmurs
watching sugar dissolve in a glass of water
mumok, Wien
MAREN LÜBBKE-TIDOW
General Idea: Photographs (1969 – 1982)
MAMCO Genf
MORITZ SCHEPER
Hanne Darboven: Kulturgeschichte 1880 – 1983
Dia:Chelsea, New York
Hanne Darboven: Korrespondenzen
Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, Berlin
MITCH SPEED
Akram Zaatari: Against Photography. An Annotated History of the Arab Image Foundation
MACBA, Barcelona
K21 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf
TEOBALDO LAGOS PRELLER
Beatriz González & José Alejandro Restrepo: Faire Face
Carré d’art – Musée d’art contemporain, Nîmes
Im Rahmen der Rencontres de la photographie d’Arles 2017
GISLIND NABAKOWSKI
Everything is Getting Better: Unknown Knowns of Polish (Post)Colonialism
Savvy Contemporary, Berlin
JAKUB MAJMUREK
4th Project Biennial D-0 ARK Underground
Konjic
Tito’s Bunker
Württembergischer Kunstverein, Stuttgart
SABINE WEIER
How to Live Together
Kunsthalle Wien
STEPHEN ZEPKE
documenta 14
Athen, verschiedene Orte
Kassel, verschiedene Orte
ANA TEIXEIRA PINTO
Impressum
Herausgeber: Reinhard Braun
Verlag, Eigentümer: Verein CAMERA AUSTRIA. Labor für Fotografie und Theorie.
Lendkai 1, 8020 Graz, Österreich
Redaktion: Margit Neuhold, Christina Töpfer, Sabine Weier.
ÜbersetzerInnen: Dawn Michelle d’Atri, Nicholas Huckle, Amy Klement, Otmar Lichtenwörther, Lina Leonore Morawetz, Katrin Mundt, Sabine Weier.
Englisches Lektorat: Dawn Michelle d’Atri.
Dank: Jordan Abel, Dina Al-Kassim, Sabine Bitter, Anja Bogojević, Georg Deggerich, Jeff Derksen, Arno Gisinger, Liz Howard, Lena Leeb-Lundberg, Margarethe Makovec, Lina Leonore Morawetz, Tony Power, Amila Puzić, Margaret Randall, Joke Robaard, Ian Song, Kate Strain, Nina Strand, Talonbooks, Althea Thauberger, Helmut Weber, Amelie Zadeh.
Copyright © 2017
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck nur mit vorheriger Genehmigung des Verlags. Für übermittelte Manuskripte und Originalvorlagen wird keine Haftung übernommen.
ISBN 978-3-902911-36-0
ISSN 1015 1915
GTIN 4 19 23106 1600 5 00139