Camera Austria International

55 | 1996

  • RICHARD BILLINGHAM
  • SABINE BITTER / HELMUT WEBER
  • GEORG SCHÖLLHAMMER
    Was kann denn eine >>Stadt-Übung<< sein?
  • URSULA BOECKLER
    Generation >>Uscha<<
  • GEORG GRAW
    Georg Graw im Gespräch mit Ursula Böckler
  • LOUISE LAWLER
    Stellungnahmen von Marius Babias, Stefan Germer, Isabelle Graw, Justin Hoffmann, Pamela M. Lee, John Miller, Yvonne Volkart und Hedwig Saxenhuber, kuratiert von Christian Kravagna

Vorwort

Der Beitrag des jungen britischen Fotografen Richard Billingham, den dieser für Camera Austria gestaltet hat, umfaßt Bilder seiner Familie – diese repräsentieren dementsprechend einen unmittelbaren und intimen Blick auf die Personen, ohne jedoch als Dokumentation oder gar als Kritik intendiert zu sein. Die Fotografien erzählen dennoch stellvertretend von den sozialen und auch psychischen Verhältnissen der britischen Unterschicht. Ähnlich der Arbeit von Nick Waplington (vgl. Camera Austria 53/1995) – durch den der Kontakt mit Richard Billingham zustandekam – werden auch hier private, individuelle Umstände zu einer Metapher für allgemeine kulturelle und soziale Umstände – ohne jedoch durch Distanziertheit und Bemühungen um Objektivität die fotografierten Menschen zu einem Bildgegenstand zu transformieren.

Volltext

Camera Austria International 55 | 1996
Vorwort

Der Beitrag des jungen britischen Fotografen Richard Billingham, den dieser für Camera Austria gestaltet hat, umfaßt Bilder seiner Familie – diese repräsentieren dementsprechend einen unmittelbaren und intimen Blick auf die Personen, ohne jedoch als Dokumentation oder gar als Kritik intendiert zu sein. Die Fotografien erzählen dennoch stellvertretend von den sozialen und auch psychischen Verhältnissen der britischen Unterschicht. Ähnlich der Arbeit von Nick Waplington (vgl. Camera Austria 53/1995) – durch den der Kontakt mit Richard Billingham zustandekam – werden auch hier private, individuelle Umstände zu einer Metapher für allgemeine kulturelle und soziale Umstände – ohne jedoch durch Distanziertheit und Bemühungen um Objektivität die fotografierten Menschen zu einem Bildgegenstand zu transformieren. Ursula Böckler wiederum zeichnet mit „Generation Uscha“ gleichsam das Bild einer Generation, deren Protagonistin „Uscha“ stellvertretend „viele verschiedene Dinge mit vielen verschiedenen Menschen aus ganz unterschiedlichen Bereichen“ (aus dem Interview) erlebt. Anders als bei Richard Billingham geht es in dieser umfangreichen Serie – seit 1985 fotografiert Ursula Böckler „Uscha“ – dennoch um private Momente, um eine Form der Authentizität, wenngleich diese bereits auf Stereotypen, einen Lifestyle, zurückgeht: „Es geht mir um Images“ (Ursula Böckler). Diese Form der Dokumentation nach der Dokumentation ist mit ein Grund für den derzeitigen Erfolg von Ursula Böckler wie Richard Billingham. Sabine Bitter und Helmut Weber präsentieren ihre seit 1994 permanent erweiterte Projektreihe „Urban Exercises“, die sie im Dezember 1995 auch in einer Ausstellung von Camera Austria im Forum Stadtpark in Graz gezeigt haben. Die Zusammenarbeit von Camera Austria mit den Künstlern geht bereits auf eine Ausstellung Sabine Bitters im Jahr 1992 zurück, die auch durch eine Publikation in der „Edition Camera Austria“ dokumentiert ist (An die Wand, 1992). „Urban Exercises“ dreht sich um Fragen der Urbanität und Mobilität am Ende dieses Jahrhunderts, um die Rollen, die das Subjekt noch einnehmen kann bzw. um jene Umstände und Funktionsweisen, in die es gedrängt wird. Georg Schöllhammer schreibt in diesem Zusammenhang über Entfremdung und Isolation des Subjekts zwischen modernistischen Utopien und postmodernen Gegenentwürfen. Sabine Bitter und Helmut Weber haben aus diesem Projekt heraus die „Edition Nr. 2 für Camera Austria“ entwickelt: „Formation“ zeigt gewissermaßen Zustandsformen des Öffentlichen als fiktiven Entwurf, als eine Erfindung und Manipulation. Wir freuen uns, daß es neuerlich eine langjährige Zusammenarbeit möglich gemacht hat, diese Edition zu realisieren (siehe beiliegende Bestellkarte). Der Beitrag über Louise Lawler, von Christian Kravagna gewissermaßen kuratiert, verwickelt ihre Arbeit in einen kunstkritischen Diskurs: ausgehend von einer rhetorischen Frage, die sie aus Anlaß ihrer Ausstellung in der Neuen Galerie Graz auf dem Plakat drucken ließ, bat der Autor internationale Kritiker um Stellungnahmen, die sich um die Rolle des Besuchers drehen, der dadurch (scheinbar) zu einer Entscheidung eingeladen wird, aber auch um die Rolle der Künstlerin innerhalb des zeitgenössischen Kunstsystems: „Die Frage selbst ist die Kritik, die Subversion.“ (Justin Hoffmann) Die Beitragsreihe über Studienmöglichkeiten der Fotografie wird in diesem Heft mit der Vorstellung des Studiengangs Fotografie und Medien an der Fachhochschule Bielefeld fortgesetzt, wobei wiederum die künstlerischen Arbeiten der Sudierenden, die durch ein selbst gestaltetes Layout präsentiert werden, im Mittelpunkt stehen. Abschließend möchten wir Sie auf unser diesjähriges SYMPOSION ÜBER FOTOGRAFIE XVI aufmerksam machen, das zwischen 18. und 20. Oktober 1996 stattfinden wird. Manfred Willmann, Reinhard Braun, Juli 1996

Beiträge

Forum

BERNHARD MOOSBAUER TAMARA GRCIC WALTRAUD STEIMKE RUUD DE BROUWER IRMY WOLZ MARTIN JüRGENS/MARKUS SEEWALD CRISTINA NúNEZ KONRAD RAINER NORBERT MIGULETZ ANNIE VAN GEMERT META VAN ARKEL BORUT POPENKO SIEBE SWART FRANK AUMüLLER BIRGIT GELDER ANDREA HOLD-FERNECK

Ausstellungen

Absorption and Thomas Struth’s Photography MARK DURDEN Prospect 96: Photographie in der Gegenwartskunst Frankfurter Kunstverein MARGARETA FRIESEN The Dead Souls: An Interactive Virtual Reality Installation Postmasters Gallery, New York ANNE BARCLEY MORGAN Wachau-Bild Kunst.Halle.Krems MONIKA FABER The Sick Soul. Kunst zwischen Wissenschaft und voyeuristischer Faszination Grazer Kunstverein, Graz MICHAEL EISNER Fotografie als Stoff und als Medium Hans Danuser im Kunsthaus Zürich MARTIN SCHAUB Die Kultur des Alltags „Ortsbebilderung“ von Robert Milin Mauterndorf in Lungau/Salzburg DANIELE PABINGER Light Years – Eine Retrospektive von Ralph Gibson Frankfurter Kunstverein TIMM STARL

Bücher

Seiichi Furuya: Mémories 1995 Scalo Verlag, Zürich-Berlin-New York 1995 FRITS GIERSTBERG Film, Fernsehen, Video und die Künste. Strategien der Intermedialität Verlag J.B. Metzler, Stuttgart-Weimar 1994 MICHAEL WETZEL Fotografie im Faschismus Berlinische Galerie, Berlin 1995 KERSTIN BRAUN Kräuterufo Martin Schmitz Verlag, Kassel-Berlin 1996 WOLFGANG MüLLER Bodyvision: Lithuanian Nudes Edition Reuss, München 1996 REINHARD BRAUN Home, Sweet Home Fotografie, Schule für Gestaltung, Zürich, Zürich 1996 REINHARD BRAUN

Impressum

Herausgeber, Verleger und für den Inhalt verantwortlich: Manfred Willmann. Eigentümer: Verein CAMERA AUSTRIA, Labor für Fotografie und Theorie. Alle: Sparkassenplatz 2, A-8010 Graz. Redaktion: Christine Frisinghelli, Reinhard Braun Redaktionelle Mitarbeit: Kerstin Hehmann, Gerlinde Stoni Übersetzungen: Ted Gang, Wilfried Prantner