Camera Austria International
56 | 1996
- BRENDA ATKINSON
Interview mit Candice Breitz. Pornografie neu beleuchten, das Begehren ins Bild setzen. - CANDICE BREITZ
The Rainbow Series - ZELIMIR KOSCEVIC
Petar Dabac - PETAR DABAC
Lieber Pero - HERTA WOLF
Normierte Aleatorik: Zum Bilderbuch der vergangenen Städte der Zukunft von Aglaia Konrad - AGLAIA KONRAD
- BERTIEN VAN MANEN
4 Männer - SABINE VOGEL
Geisterfahndung in den blauen Bergen. Fotosafari ins Herz der Finsternis - Auf der Suche nach dem neuen Südafrika
- SANTU MOFOKENG
Schattenjagd
Vorwort
Einmal mehr geht es im vorliegenden Heft von Camera Austria um verschiedene Funktionsweisen von Fotografie als künstlerisches Verfahren sozialer, politischer und urbaner Analysen wie als Methode der Konstruktion subjektiver visueller Topologien.
In einem Interview mit Brenda Atkinson verdeutlicht Candice Breitz – auch in der Ausstellung „Inklusion : Exklusion“ im steirischen herbst ’96 vertreten – ihre spezifisch feministische Perspektive einer Neubewertung der Rolle der Pornografie im Rahmen kollektiver Repräsentations? und Identifikationsmechanismen. Ihre „Rainbow Series“ reflektiert zugleich die gegenwärtige politische Situation Südafrikas (die „Rainbow Nation“), wie sie die Rolle des Begehrens bei der Konstruktion von (neuen) Identitäten thematisiert.
Der Textbeitrag von Zelimir Koscevic über Petar Dabac zeichnet dessen künstlerische Entwicklung seit den frühen 70er Jahren nach, eine Entwicklung, die eng mit der Fotogalerie im Forum Stadtpark verknüpft ist und die konsequent zu einer ständigen Auseinandersetzung mit einem „Zuviel an Realität“ führte, die die erlebten und gesehenen Bilder aussondert und versucht, „langsam“ ein Ganzes herzustellen, indem sich „die Bilder gegenseitig evozieren“ . Die Serie „Lieber Pero“, ein work in progress seit 1990, beschreibt diesen Prozeß, der auf Umwegen, keineswegs leicht, doch allmählich, stetig, von Bild zu Bild fortschreitet.
Camera Austria International 56 | 1996
Vorwort
Einmal mehr geht es im vorliegenden Heft von Camera Austria um verschiedene Funktionsweisen von Fotografie als künstlerisches Verfahren sozialer, politischer und urbaner Analysen wie als Methode der Konstruktion subjektiver visueller Topologien.
In einem Interview mit Brenda Atkinson verdeutlicht Candice Breitz – auch in der Ausstellung „Inklusion : Exklusion“ im steirischen herbst ’96 vertreten – ihre spezifisch feministische Perspektive einer Neubewertung der Rolle der Pornografie im Rahmen kollektiver Repräsentations? und Identifikationsmechanismen. Ihre „Rainbow Series“ reflektiert zugleich die gegenwärtige politische Situation Südafrikas (die „Rainbow Nation“), wie sie die Rolle des Begehrens bei der Konstruktion von (neuen) Identitäten thematisiert.
Der Textbeitrag von Zelimir Koscevic über Petar Dabac zeichnet dessen künstlerische Entwicklung seit den frühen 70er Jahren nach, eine Entwicklung, die eng mit der Fotogalerie im Forum Stadtpark verknüpft ist und die konsequent zu einer ständigen Auseinandersetzung mit einem „Zuviel an Realität“ führte, die die erlebten und gesehenen Bilder aussondert und versucht, „langsam“ ein Ganzes herzustellen, indem sich „die Bilder gegenseitig evozieren“ . Die Serie „Lieber Pero“, ein work in progress seit 1990, beschreibt diesen Prozeß, der auf Umwegen, keineswegs leicht, doch allmählich, stetig, von Bild zu Bild fortschreitet.
Herta Wolf schreibt in ihrem Text zu Aglaia Konrad über Ordnungs– und Strukturierungsmöglichkeiten des urbanen Raumes, der die Dimension gebauter Architekturen übersteigt. Diese Ordnungssysteme sind auch für das Repräsentationssystem Fotografie von Bedeutung: indem sich Aglaia Konrad immer wieder dem (nicht lokal definierten) Stadtraum zuwendet, reflektiert sie auch die unterschiedlichen Modelle der Stadt seit der Moderne und greift eine Reihe von Darstellungsmöglichkeiten auf, die in diesem Jahrhundert durchgespielt worden sind.
Die niederländische Fotografin Bertien van Manen ist in den letzten Jahren durch ihre umfangreichen Dokumentarserien bekannt geworden, u. a. das 1994 publizierte Projekt über Rußland A Hundred Summers A Hundred Winters. Wir haben sie eingeladen, im Zusammenhang mit ihren aktuellen Projekten einen Beitrag zu gestalten – „4 Männer“ ist das Resultat.
Sabine Vogel beschreibt die Arbeit des südafrikanischen Fotografen Santu Mofokeng vor allem als Konstruktion einer fiktiven Biografie, d. h. eines Referenzsystems für die Definition eigener Identität. Die „Fotosafari ins Herz der Finsternis“, an einen Ort der Initiation, des Kontaktes mit den Geistern der Vorfahren, wird zu einer Metapher für diese Suche nach einer Identität, die zugleich aber ein Versuch der Herstellung einer Geschichte der Bilder ist und in einem Zirkel von Projektion und Wahrheit befangen bleibt – eine ästhetische Geisterfahndung und Schattenjagd. Mit dem Beitrag des Studienbereichs Fotografie an der Höheren Schule für Gestaltung Zürich setzen wir unsere Beitragsreihe über Studienmöglichkeiten der Fotografie fort, durch die Fotoklassen die Möglichkeit erhalten, sich in einem selbst gestalteten Beitrag zu präsentieren.
Nach den ersten beiden Editionen mit Michael Schmidt und Sabine Bitter/Helmut Weber erscheint auch im Zusammenhang mit diesem Heft wieder eine „Edition für Camera Austria“: Candice Breitz hat aus der „Rainbow Series“ eine Arbeit speziell für uns produziert.
Für das kommende Heft sind Beiträge von Joachim Brohm und Volker Heinze (DE), Rineke Dijkstra (NL), Maya Goded (MX) und Christian Wachter (AT) sowie von Rolf Sachsse über Raoul Hausmann in Vorbereitung. Schließlich möchten wir auch dieses Jahr wieder allen Lesern für ihr Interesse an Camera Austria danken und ihnen ein erfolgreiches Jahr 1997 wünschen.
Manfred Willmann
Reinhard Braun
November 1996
Beiträge
Forum
MARION ROßNER
MARTIN WREDE
PETRA SCHEER
ANKA MANSHUSEN
ROSHINI KEMPADOO
ANNELIESE WILLMETT
STEPHEN JOHNSON
WOLFGANG KAMMERER
LISBET NIELSEN
DAN YOUNG
STEN LANGE
DAYANITA SINGH
OLIVER HEIDEN-ANDERS
ANN SHELTON
MARCUS WERRES
MONICA RICCO´PANCIROLI
ELLEN KOK
Ausstellungen
In/Sight: African Photographers, 1949 to the Present
The Guggenheim Museum, New York
ANNE BARCLEY MORGAN
Sommerliche Highlights. Solide Ausstellungen, etablierte Künstler/innen: der Salzburger Kunst-Sommer im Rückblick
DANIELE PABINGER
Bill Viola: Buried Secrets.
The Institut of Contemporary Art, Boston
ANNE BARCLEY MORGAN
Das „Theater der Grausamkeit“: „Szenenwechsel X“
Museum für Moderne Kunst, Frankfurt
MICHAEL WETZEL
Mediascape
The Guggenheim Museum Soho, New York
ANNE BARCLEY MORGAN
Gottfried Jäger und René Mächler – Konstruierte Fotoarbeiten
Galerie In Focus, Köln
REINHOLD MIßELBECK
Realität / Fiktion / Virtualität. Fotofestival in Arles 1996
Arles
JANA WISNIEWSKI
Zukunft des Museums?
Ars Electronica 1996
REINHARD BRAUN
Rotterdam als „Digital Territory“
„R’96“-Festival, Rotterdam
REINHARD BRAUN
Willie Doherty: „In the Dark. Projected Works“
Kunstverein München
PIA LANZINGER
Reisende Geister: Gerda Lampalzer, Manfred Oppermann
Südbahnhof, Wien
REINHARD BRAUN
Bücher
Boris Michailov
Oktagon Verlag, Stuttgart 1995
KERSTIN BRAUN
Gerald Van Der Kaap: Whereever you are on this Planet
1001 Publishers, Amsterdam 1996
REINHARD BRAUN
Hermann Claasen: Trümmer
Rheinland-Verlag, Köln 1996
REINHARD BRAUN
Esko Männikkö
Oktagon Verlag, Stuttgart 1996
JUDITH SCHWENDTNER
Skulptur als Programm
EA-Generali Foundation, Wien 1996
REINHARD BRAUN
Impressum
Herausgeber, Verleger und für den Inhalt verantwortlich: Manfred Willmann. Eigentümer: Verein CAMERA AUSTRIA, Labor für Fotografie und Theorie.
Alle: Sparkassenplatz 2, A-8010 Graz.
Redaktion: Christine Frisinghelli, Reinhard Braun
Redaktionelle Mitarbeit: Kerstin Hehmann, Judith Schwentner, Grelinde Stoni
Übersetzungen: Ted Gang, Nenad Popović, Wilfried Prantner, Richard Watts, Maja Zaninović