Camera Austria International

59/60 | 1997

Symposion über Fotografie XVII
Allan Sekula: Agents and Agencies. Fotografie zwischen Diskurs und Dokument I

  • MICHAEL ASHER
  • HARTMUT BITOMSKY
    Der VW Komplex
  • JOCHEN BECKER
    >>Los-Angeles-Platz, Privateigentum<<. Über die Zuchrichtung der Innenstädte und ihrer Bewohner/innen
  • RENATE LORENZ
    Der Fernseher vor dem Sie stehen ist ein Sony
  • KRISTIN ROSS
    La Belle Américaine. Autokultur im Nachkriegsfrankreich
  • ALLAN SEKULA
    Über >>Fish Story<<: Der Sarg lernt tanzen
  • ALLAN SEKULA
    Dead Letter Office (Work in Progress)
  • JAMES WELLING
  • BRIGITTE WERNEBURG
    In der Bucht von Vigo. Anmerkungen zu Allan Sekulas >>Fish Story<<
  • HERTA WOLF
    Technizität oder Diskursivität: Fragen zu Allan Sekulas >>The Traffic in Photographs<<
  • BILLY WOODBERRY
    Segne ihre kleinen Herzen

Vorwort

Mit einiger Verzögerung, die auch darauf zurückzuführen ist, daß CAMERA AUSTRIA als Labor für Fotografie und Theorie gleichzeitig mit der Zeitschrift eine Reihe weiterer Projekte vorantreibt, nicht zuletzt das SYMPOSION ÜBER FOTOGRAFIE XVII: „Agents and Agencies. Fotografie zwischen Diskurs und Dokument II“, das von 17.– 19. Oktober 1997 stattfindet, freuen wir uns, die Publikation des letztjährigen Symposions vorlegen zu können, deren Umfang und Inhalt, wie wir glauben, den erheblichen redaktionellen Aufwand rechtfertigt.
Im Mittelpunkt steht das Projekt „Fish Story“ als Ausgangspunkt eines jetzt textuellen Dialogs mit Künstlern und Autoren, ein Dialog, der schon das Symposion selbst gekennzeichnet hat und auch dazu geführt hat, daß die Autoren ihre vorgetragenen Texte im Hinblick auf die Publikation überarbeiteten (leider war es Chang–Kyong Park aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich, seinen Beitrag fertigzustellen): „Während der drei Tage lernten wir Arbeiten kennen, die sowohl eine kritische Lektüre als auch eine ästhetische Interpretation technischer und instrumenteller Systeme – Fabriken, Maschinen, Materialflüsse, Produktionsweisen – aufzubauen suchen. Darüberhinaus sahen wir Projekte, die sich mit der Konstruktion von Subjektivität – auf der Ebene des einzelnen, aber auch von Nation, Klasse, Geschlecht und Rasse – im und gegen den Fluß dieser technischen und instrumentellen Systeme auseinandersetzen.“ (Allan Sekula) Mit „Dead Letter Office“, einem work in progress, zeigt ALLEN SEKULA im Anschluß an eine detaillierte Positionierung von „Fish Story“ innerhalb verschiedener Kontexte auch ein neues Projekt, das die Befragung des globalen Phänomens der Industrialisierung fortsetzt.

Volltext

Camera Austria International 59/60 | 1997
Vorwort

Mit einiger Verzögerung, die auch darauf zurückzuführen ist, daß CAMERA AUSTRIA als Labor für Fotografie und Theorie gleichzeitig mit der Zeitschrift eine Reihe weiterer Projekte vorantreibt, nicht zuletzt das SYMPOSION ÜBER FOTOGRAFIE XVII: „Agents and Agencies. Fotografie zwischen Diskurs und Dokument II“, das von 17.– 19. Oktober 1997 stattfindet, freuen wir uns, die Publikation des letztjährigen Symposions vorlegen zu können, deren Umfang und Inhalt, wie wir glauben, den erheblichen redaktionellen Aufwand rechtfertigt.
Im Mittelpunkt steht das Projekt „Fish Story“ als Ausgangspunkt eines jetzt textuellen Dialogs mit Künstlern und Autoren, ein Dialog, der schon das Symposion selbst gekennzeichnet hat und auch dazu geführt hat, daß die Autoren ihre vorgetragenen Texte im Hinblick auf die Publikation überarbeiteten (leider war es Chang–Kyong Park aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich, seinen Beitrag fertigzustellen): „Während der drei Tage lernten wir Arbeiten kennen, die sowohl eine kritische Lektüre als auch eine ästhetische Interpretation technischer und instrumenteller Systeme – Fabriken, Maschinen, Materialflüsse, Produktionsweisen – aufzubauen suchen. Darüberhinaus sahen wir Projekte, die sich mit der Konstruktion von Subjektivität – auf der Ebene des einzelnen, aber auch von Nation, Klasse, Geschlecht und Rasse – im und gegen den Fluß dieser technischen und instrumentellen Systeme auseinandersetzen.“ (Allan Sekula) Mit „Dead Letter Office“, einem work in progress, zeigt ALLEN SEKULA im Anschluß an eine detaillierte Positionierung von „Fish Story“ innerhalb verschiedener Kontexte auch ein neues Projekt, das die Befragung des globalen Phänomens der Industrialisierung fortsetzt.

MICHAEL ASHERS Projekt für die „D&S Ausstellung“ in Hamburg richtet sich auf Strukturen der Ökonomie anhand des Verschiebens von Abfall über die (mittlerweile historischen) Grenzen zwischen West? und Ostdeutschland. HARTMUT BITOMSKYS „VW Komplex“ und auch JAMES WELLINGS „Wolfsburg“–Projekt zeichnen anhand des VW?Werkes in Wolfsburg die komplexen Verhältnisse von Individuum, Ökonomie und technisierter Umwelt der Gegenwart nach und vor allem die Verknüpfung dieser Verhältnisse mit nationalsozialistischer deutscher Geschichte, in der Industrialisierung als Herrschaftsmittel evident wurde. BÜROBERT richten sich in ihren Beiträgen anhand städteplanerischer Entwicklungen in Berlin bzw. anhand des Deutschen Museums in Bonn vehement gegen eine Technologisierung des Alltages, die, ideologisch als konsumentenfreundlich, dienstleistungsorientiert und die Sicherheit erhöhend vermittelt, zu neuen Formen gesellschaftlicher Ausgrenzung und Kontrolle mutiert.
KRISTIN ROSS zeigt anhand der Automobilkultur in Frankreich der Nachkriegszeit die Verquickung von industrieller Produktion mit dem symbolischen Umbau einer ganzen Gesellschaft: als zentrale „Figur“ in Filmen, Romanen und in der Presse als wunders ames, geradezu mythisches Objekt begann das Auto, den Alltag wie das Begehren der lndividuen zu strukturieren. BRIGITTE WERNEBURG richtet sich auf „Fish Story“ als aktuelle dokumentarische Erzählung, als ein Wiedererfinden des Dokumentarismus, und thematisiert kunstimmanente Bezüge und Referenzen, wohingegen HERTA WOLF Technizität und Diskursivität als Momente einer philosophischen Debatte aufzeigt, auf die sich Allen Sekula in seinem wichtigen Essay „The Traffic in Photographs“ bezieht. BILLY WOODBERRY schließlich, zeichnet in seinem Film „Bless Their Little Hearts“ die „klaustrophobische Enge einer Geografie der Arbeitslosigkeit in South Central Los Angeles“ anhand der eindringlichen Geschichte einer schwarzen Familie nach.
Abschließend finden Sie wie immer einen umfangreichen Informationsteil über Arbeiten junger Fotograf/innen (FORUM), zu aktuellen AUSSTELLUNGEN und BÜCHERN, sowie NACHRICHTEN über die internationale Fotoszene. Das KALENDARIUM gibt einen Überblick über Ausstellungen im Bereich Fotografie und Medien des zweiten Halbjahres 1997. Eine spannende Lektüre wünschen Ihnen

Manfred Willmann, Reinhard Braun, October 1997

Beiträge

Forum

MICHAEL JANISZEWSKI

CHRISTA ZAUNER

ERICH WEISS

ILYA RABINOVICH

HANS WEISS

MARTIN TUSCH

ANDRé LüTZEN

STEPHEN GILL

MICHELLE LUKE

NATALIE BEWERNITZ

THOMAS ZIKA

ELISABETH WöRNDL

INGEBORG MARTENS

MATTHIAS WEBER

DAVID MURRAY

PATRICK SHANAHAN

MICHAEL NAGL

NICO BICK

JONGMYUNG LEE

ILDAR NAZYROV

JENS PREUSSE

VERONIKA HOFINGER

HAMBURG KERSTIN & FRANK WESTERMEYER

CHRISTY SHAW

Ausstellungen

New Yorker Frühling: Mode, Maschinen, Körper, Fantasien
Hanne Darboven, Dan Graham, Juan Munoz und Fred Sandback, DIA Center for the Arts
REINHARD BRAUN

Rrose is a Rrose is a Rrose. Gender Performance in Photography
SolomonR. Guggenheim Museum, New York
ANNE BARCLEY MORGAN

Deutsche Fotografie 1870 – 1970. Macht eines Mediums
Kunst und Ausstellunghalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn
REBECCA PICHT

New York: Lorna Simpson
Miami Art Museum of Dade County, Miami
ANNE BARCLEY MORGAN

Artists & Photographs: Kunstbüro
Museum für Literatur am Oberrhein, Karlsruhe
BARBARA HESS

Documenta X
Kassel
BRIGITTE HUCK

Kurzsichtige Korrespondenzen. Catherine Davids Taumel zwischen Politik und Poetik
MICHAEL WETZEL

Virtuelle Schwerkraft. VideoPositive 97: Escape Gravity
ANDREAS BROECKMANN

Der Ort in der Fotografie. Eine Bestandsaufnahme der zeitgenössischen französischen Fotografie
„Les Lieux du NON-Lieu“, Künstlerwerkstatt Lothringerstraße, München
GERHARD FRIEDL

Fazal Sheikh and Gilles Peress. „Representation of the political and humanitarian crisis in Central Africa“, Nedlands Foto Instituut, Rotterdam
RIK SUERMONDT

Frank Eugene
Hanns Otte
Rupertinum, Salzburg
DANIELE PABINGER

The Beyond and the Ridiculous. John Hilliard, Naomi Salaman & Hermione Wiltshire, Cambridge Darkroom Gallery.
DAVID CAMPANY

Paradoxe Bilder(er)Welten
DANIELE PABINGER

Kunst-Stops empfohlen
Arnulf Rainer, Kunst.Halle.Krems und Stift Dürnstein
DANIELE PABINGER

Arles 1997. Recontres Internationales de la Photographie
Arles
WOLFGANG VOLLMER

Bücher

Richard Kern: New York Girls
Taschen Verlag Köln, 1997
REINHARD BRAUN

Das Problem des Lebens
Bonner Kunstverein
WOLFGANG VOLLMER

Was bleibt
Frank Müller: Die Russen – Gedächtnisbilder
JUDITH SCHWENDTNER

Bernd Arnold: Das Kölner Heil
Schaden Verlag, Bornheim 1997
WOLFGANG VOLLMER

Roni Horn: You Are the Weather
Scalo Verlag, Zürich-New York-Berlin 1997
REINHARD BRAUN

Eintracht?
Verlag der Buchhandlung Walter König, Köln 1997
WOLFGANG VOLLMER

Hundertsiebenundfünfzig Fotos
Salon Verlag, Köln 1997
ERHARD KLAUS

Impressum

Herausgeber, Verleger und für den Inhalt verantwortlich: Manfred Willmann. Eigentümer: Verein CAMERA AUSTRIA,
Labor für Fotografie und Theorie.
Alle: Sparkassenplatz 2, A-8010 Graz.

Redaktion: Christine Frisinghelli, Reinhard Braun
Assistenz: Judith Schwentner, Ruth Kümmel

Übersetzungen: Bärbel Fink, Ted Gang, Susanne Steinbacher, Richard Watts