Camera Austria International

90 | 2005

  • ANDREAS REITER RAABE
    Interview mit Daniel Buren
  • DANIEL BUREN
  • HILDEGUND AMANSHAUSER
    "Blak lik mi". Interview mit Destiny Deacon
  • DESTINY DEACON
  • NATASA ILIC
    Sanja Iveković: Die Politik des privaten Lehren
  • SANJA IVEKOVIC
  • SHAHEEN MERALI
    Peter Riedlinger: Vor der Mauer
  • PETER RIEDLINGER
  • TOM HOLERT
    Massenmedien-Akte (3)

Vorwort

Das Covermotiv der vorliegenden Ausgabe von Camera Austria zeigt zwei Aborigine-Frauen im spielerischen Kampf mit einer unterlegenen Weißen und führt direkt in die Thematik der Australischen Künstlerin Destiny Deacon ein: Deacon, selbst indigener Herkunft, „umkreist die Lebenswelt indigener australischer Frauen und den damit verbundenen Sexismus, die Auswirkungen von Kolonialismus, von Diskriminierung, von Armut und die kommerziellen und medialen Bilder, die von australischen UreinwohnerInnen existieren.“ Im Gespräch mit der Künstlerin zeigt Hildegund Amanshauser die Aborigine-Fantasien des weißen Australiens auf, denen die Künstlerin – die im europäischen Rezeptionszusammenhängen in der Hauptsache für ihre Fotografien, Videoarbeiten und Installationen (u. a. auf der „documenta“ 2002) bekannt wurde – einen anderen Kontext zu geben versucht.

Volltext

Camera Austria International 90 | 2005
Vorwort

Das Covermotiv der vorliegenden Ausgabe von Camera Austria zeigt zwei Aborigine-Frauen im spielerischen Kampf mit einer unterlegenen Weißen und führt direkt in die Thematik der Australischen Künstlerin Destiny Deacon ein: Deacon, selbst indigener Herkunft, „umkreist die Lebenswelt indigener australischer Frauen und den damit verbundenen Sexismus, die Auswirkungen von Kolonialismus, von Diskriminierung, von Armut und die kommerziellen und medialen Bilder, die von australischen UreinwohnerInnen existieren.“ Im Gespräch mit der Künstlerin zeigt Hildegund Amanshauser die Aborigine-Fantasien des weißen Australiens auf, denen die Künstlerin – die im europäischen Rezeptionszusammenhängen in der Hauptsache für ihre Fotografien, Videoarbeiten und Installationen (u. a. auf der „documenta“ 2002) bekannt wurde – einen anderen Kontext zu geben versucht.

Auch die Arbeit der kroatischen Künstlerin Sanja Ivekovic ist seit den frühen siebziger Jahren von einem feministischen Interesse geleitet: In ihr geht es um bildliche Repräsentationen insbesondere von Frauen und ihrer Subjektkonstitution durch das öffentliche, private, mediale und künstlerische Bild, wie Natasa Ilic in ihrem Beitrag verdeutlicht: „In ihren Performances, Videos, Installationen, Aktionen im öffentlichen Raum, Medienarbeiten und aktivistischen Projekten hat die Künstlerin eine Vielfalt persönlicher Themen in den Bereich der Öffentlichkeit und der Medien transponiert und dabei deren politisches Potenzial sowie deren soziale Auswirkungen aufgezeigt. Ihre Arbeiten untersuchen die Krisenzonen von Repräsentationsregimes und die ihnen zugrunde liegenden ideologischen Positionen“.

Anders als Destiny Deacon und Sanja Ivecovic, deren Arbeiten sich auch vor dem Hintergrund der eigenen Biografie entwickelt haben, versucht der deutsche Fotokünstler Peter Riedlinger aus der Position des neutralen Beobachters einen Einblick in die „dramatischen Veränderungen in den als Greater Jerusalem bekannten Außenbezirken der Stadt“ zu geben. Riedlingers Fotografien sind dabei „von dem politischen Willen getragen, Zeitzeugenschaft abzulegen, sie enthalten sich jedoch eines wertenden Kommentars. Diese Struktur der Präsentation und Repräsentation von Bildern und Macht lässt uns die wechselseitige Abhängigkeit der Gemeinden und das offensichtliche Kontroll- und Überwachungsdesign sowie das Kaputte des Ganzen erkennen“, kommentiert Shaheen Merali Riedlingers hier vorgestellte Serie „us / them II“.

Anders als die explizit von politischen Interessen geleiteten künstlerischen Arbeiten und theoretischen Beiträge in dieser Ausgabe, ist der große Beitrag von Daniel Buren eher kunst- und kulturtheoretisch gerahmt, geht es in ihm doch auch um eine kritische Reflexion künstlerischer Strategien in den sechziger Jahren. Seine aktuelle architektonische Intervention im New Yorker Guggenheim Museum war also nicht der unmittelbare Anlass für uns, Daniel Buren einzuladen. Vielmehr interessierte uns seine spezifische Verwendung des Mediums Fotografie, gibt dieses doch über seine temporären In-Situ-Arbeiten Auskunft, mit denen Buren vor allem bekannt wurde. Im Gespräch mit Andreas Reiter Raabe, erläutert er das erste Mal ausführlich seinen Gebrauch von und Zugang zu Fotografie und spricht weiters über die Funktion seiner Künstlerbücher. Speziell für Camera Austria hat Buren eine sechsseitige Bildstrecke mit seinen als „photos-souvenirs“ definierten Arbeiten gestaltet, die auch seine Anwendung von Farbe auf besondere Weise sichtbar werden lässt. Dem „Meer der Farben und der Fahnen“ im Rahmen jüngster politischer Debatten gilt das Interesse Tom Holerts, der im dritten Teil seiner Essayreihe einen weiteren Aspekt der visuellen Kultur scharfsinnig analysiert.

Christine Frisinghelli

Beiträge

Forum

NAOKI ISHIKAWA

MARK NOZEMAN

FRANK HERFORT

ANNE MARIE TROVATO

ARNO ROCANDA

ANDY HELLER

ROBERT FLEISCHANDERL

ALNIS STAKLE

Ausstellungen

Zur Vorstellung des Terrors: Die RAF
Kunst-Werke e.V. Berlin; Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum, Graz
MAREN LÜBBKE-TIDOW

Füllhorn der Bilder. 3. Triennale der Photographie Hamburg
Hamburg
KERSTIN STREMMEL

John Baldessari: A Different Kind of Order (1962 – 1984)
Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig, Wien
John Baldessari: Life’s Balance (1984 – 2004)
Kunsthaus Graz
FRIEDRICH TIETJEN

Martha Rossler: If Not Now, When?
Sprengel Museum, Hannover
SIGRID ADORF

Don’t just do it!
Lentos, Kunstmuseum Linz
REINHARD BRAUN

Documentary Creations
Kunstmuseum Luzern
The Need to Document
Kunsthaus Baselland, Muttenz; Halle für Kunst, Lüneburg
WOLFGANG BRÜCKLE

© Elfie Semotan
Landesmuseum Joanneum, Graz
REINHARD BRAUN

Drei Dispositive zwischen Kino, Videowand und Tafelbild
Agnes Varda: 3+3+15 = 3 Installations
Galerie Martine Aboucaya, Paris
CHRISTA BLÜMLINGER

Sascha Reichstein: Be my Guest
Fotohof Salzburg
SØNKE GAU

Behind the Facts. Interfunktionen 1968 – 1975
Kunsthalle Fridericianum, Kassel
HANS-JÜRGEN HAFNER

Spektakel, Lustprinzip oder das Karnevaleske?
Shedhalle, Zürich
ANDREA THAL

Facing History. Portraits of an Age. Photography in Germany and Austria 1900 – 1938
Neue Galerie, New York; Albertina, Vienna
RACHEL BAUM

An Aside: Selected by Tacita Dean
Camden Arts Centre, London
KIRSTY BELL

Sharjah Biennal 7
Sharjah
ANTONIA CARVER

Robert Frank: Storylines
Tate Modern, London; Museu d’Art Contemporani, Brcelona; Fotomuseum Winterthur, Fotostiftung Schweiz
ÆSA SIGURJONSDOTTIR

Larry Clark in Retrospect
International Center of Photography, New York
CARLO MCCORMICK

Bücher

David Goldblatt: fifty-one years
MACBA, Barcelona 2002
David Goldblatt: Particulars
Goddman Gallery Editions, Johannesburg 2003
SALLY STEIN

Jasper Sharp und Tom Mes: The Midnight Eye Guide to new Japanese Cinema
Stone Bridge Press, Berkeley 2004
Tom Mes: Agitator – The Cinema of Takashi Miike
FAB Press, Goldaming 2003
HIAS WRBA

Sample Minds. Materialien zur Samplingkultur
Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 2004
SANDRO DROSCHL

Hubert Fichte, Leonore Mau: Psyche, Annäherung an die Geisteskranken in Afrika
S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main
GISLIND NABAKOWSKI

Paul Albert Leitner: Städte, Episoden
Fotohof edition, Salzburg 2005
MANISHA JOTHADY

William Kentridge, Angela Breidbach: Thinking Aloud
Verlag und Buchhandlung Walther König Köln, Köln 2005
GISLIND NABAKOWSKI

Impressum

Herausgeber, Verleger und für den Inhalt verantwortlich: Manfred Willmann. Eigentümer: Verein CAMERA AUSTRIA, Labor für Fotografie und Theorie
Alle: Lendkai 1, A-8020 Graz

Redaktion Graz: Reinhard Braun, Christine Frisinghelli, Manisha Jothady
Redaktion Berlin: Maren Lübbke-Tidow

Lektorat: Marie Röbl
Übersetzungen: Wilfried Prantner, Richard Watts