Fell klingt wie vel, was auf Niederländisch Haut und nicht Fell bedeutet. Fell klingt aber auch wie das Präteritum des englischen Worts »fall« – fallen. In der Ausstellung Stephan Keppel: Hard Copies bei Camera Austria (11. 6. – 15. 8. 2021) hängen vier große, von Keppel auf einem gebrauchten Océ-Drucker erstellte Fell-Drucke an der Wand als würden sie von der Decke zu Boden fallen. Jeder dieser Drucke unterscheidet sich ein wenig von den anderen. Der Drucker hat seine Macken, was sich Keppel zu eigen macht und Fehler zu Merkmalen erhebt. Vom Drucker ausgelassene Zeilen werden zu grafischen Bildelementen. Die Quelle des Fell-Bilds befindet sich Graz. Offenbar ist es der Name eines Friseursalons, aber spielt das in diesem Fall eine Rolle? Das Haar wurde durch Papierfasern ersetzt; die Haut besteht aus Toner. Wie alle Bilder Keppels ist Fell nicht an einen bestimmten Bildtyp gebunden. Das Bild kann in verschiedenen Gestalten erscheinen, in Ausstellungen und Büchern oder – wie anlässlich von Keppels Ausstellung – als Camera Austria-Edition. Der Tonerdruck wurde auf A4-Format gestutzt, ein refotografiertes Fragment des A0-großen »Originals«. Das Vorbild (der Friseur) befindet sich irgendwo in Graz, wo es dem Künstler bei seinem allerersten Graz-Besuch im Frühjahr 2021 während der Vorbereitung der Ausstellung ins Auge fiel. Keppel fotokopierte das Fell von der Wand und machte neue Vorbilder daraus – frei zu gehen, wohin der Wind sie weht.