David Goldblatt
Intersections
Infos
Eröffnung
25.11.2005, 18:00
Zeitraum
26.11.2005 – 26.2.2006
Im Rahmen der Eröffnung der Ausstellung wird der Camera Austria-Preis für zeitgenössische Fotografie der Stadt Graz 2005 an Walid Raad vergeben.
Intro
David Goldblatt (geb. 1931 Randfontein (ZA), lebt in Johannesburg ) hat in seiner Arbeit die sozialen und politischen Strukturen sowie die gesellschaftlichen Spannungen Südafrikas vom Beginn der Apartheid bis in die Gegenwart als Fotograf und Autor dokumentiert und analysiert. Dabei entstand ein beeindruckendes fotografisches Zeugnis der südafrikanischen Kultur, gleichzeitig ein überzeugender Korpus an Arbeiten, die David Goldblatt zu einem der bedeutendsten dokumentarisch arbeitenden Fotografen der Gegenwart machen. Mit der aktuellen Werkgruppe der „Intersections“ verlässt David Goldblatt einerseits die SW-Fotografie, andererseits führt er die Untersuchung darüber fort, in welcher Weise die Ideologie der Apartheid nachhaltig die Städte und besonders die Landschaft Südafrikas überformt hat.
„David Goldblatt: Intersections“ ist eine Kooperation mit dem museum kunst palast, Düsseldorf. Kuratiert von Christoph Danelzik-Brüggemann. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, mit Texten von Michael Stevenson und Christoph Danelzik-Brüggemann, sowie einem Interview mit dem Künstler von Mark Haworth-Booth, Prestel Verlag, München-Berlin-London-New York 2005.
Volltext →David Goldblatt: Intersections
David Goldblatt (geboren 1930 in Randfontein, Republik Südafrika, lebt in Johannesburg) hat in seiner Arbeit die sozialen und politischen Strukturen sowie die gesellschaftlichen Spannungen Südafrikas, vom Beginn der Apartheid bis in die Gegenwart, als Fotograf und Autor dokumentiert und analysiert. Dabei entstand ein beeindruckendes fotografisches Zeugnis der südafrikanischen Kultur, gleichzeitig ein überzeugender Korpus an Arbeiten, die David Goldblatt zu einem der bedeutendsten dokumentarisch arbeitenden Fotografen der Gegenwart machen.
In seinem Buch The Structure of Things Then, 1998, das auf eine, sich über 15 Jahre erstreckende, fotografische Arbeit zurückgeht und Ausdruck und Nachweis des weißen, christlichen Nationalismus und der Apartheid ist, hat David Goldblatt bereits die gesellschaftsformenden Kräfte in Südafrika umfassend dokumentiert. Seine Aufnahmen von Fabriken, Wohnanlagen, Amtsgebäuden, Friedhöfen, Kirchen, Denkmälern, von architektonischen Versatzstücken wie Beleuchtungskörpern oder Türen zeugen von einem Land, das bis in die alltäglichsten Dinge hinein von der Ideologie der Apartheid geprägt war: „The smell and taste and touch, and the social weight of things here“, schreibt Nadine Gordimer. Zahlreiche Architekturen – Barracken, Läden, Häuser, Schulen, Moscheen, Kirchen, Friedhöfe, Parks, Denkmäler, Schilder und nicht wenige Ruinen – zeugen aber gleichzeitig vom Überlebens- und Widerstandskampf der schwarzen Bevölkerung, von ihren Anstrengungen, diese Ideologien zu überwinden. Mit der aktuellen Werkgruppe der „Intersections“ verlässt David Goldblatt einerseits die Schwarzweißfotografie, andererseits führt er die Untersuchung darüber fort, in welcher Weise die Ideologie der Apartheid nachhaltig die Städte und besonders die Landschaft Südafrikas überformt hat: aufgelassene Asbestminen, die Einzäunungen der riesigen Grundbesitze, jene infrastrukturellen Merkmale, die die Grundlage der Eroberung der Natur und der Untedrückung der First Nations waren. Gegenwärtig werden diese Zeugnisse der weißen Herrschaft, Zeugnisse einer tragischen Geschichte von Eingriffen, verändert, doch stehen diese nach wie vor in einem engen Zusammenhang mit der Ära der Apartheid: neue Denkmäler, die Rückeroberung der Städte durch schwarze Billiglohn-Dienstleister, der Prozess der Landrückgabe und die AIDS Problematik schreiben allgegenwärtig ihre Spuren in die Städte und Landschaften ein. Die „Intersections“ stellen mitunter verblüffende visuelle Beweise der sozialen, ökonomischen und politischen Interventionen dar, und bilden mit den Resten der Apartheid eine widersprüchliche Geologie des südafrikanischen Lebens, dem David Goldblatt seine Arbeit widmet.
David Goldblatts Arbeiten wurden in den letzten Jahren auf der „documenta XI“, im Museum of Modern Art, New York, im Museu d’Art Contemporani de Barcelona sowie in der South African National Gallery gezeigt. Camera Austria verbindet mit David Goldblatt eine besondere Beziehung: 1994 und 1995 publizierte er „The Structure of Things Here“ und „Das Archiv eines Südafrikaners“ in unserer Zeitschrift, 1995 erhielt David Goldblatt den „Camera Austria-Preis der Stadt Graz für zeitgenössische Fotografie“.