First the artist defines the meaning
Zum Paradigma des Konzeptuellen

Infos

Eröffnung
7.7.2006, 18:00

Zeitraum
8.7.2006 – 10.9.2006

 

Mit
Miles Coolidge (CA), Ralf Hoedt (DE), Joachim Koester (DK), Peter Piller (DE), Nicole Six & Paul Petritsch (AT), Christine Würmell (DE)

kuratiert von Reinhard Braun & Maren Lübbke-Tidow

NICOLE SIX & PAUL PETRITSCH, aus: Two by Four, 2004.

Intro

First the artist defines meaning*. Das titelgebende Zitat zur Ausstellung beschreibt auf verschiedenen Ebenen die Interessensfelder, die die Vorbereitung dieser Ausstellung begleitet haben: So geht es einerseits darum zu zeigen welche methodischen Zugänge eine jüngere Generation von bildenden KünstlerInnen zu ihren Themenfeldern entwickelt, die – und das ist ein verbindendes Moment in der Auswahl der künstlerischen Arbeiten – alle von konzeptuellen Überlegungen ausgehen. In Auseinandersetzung mit den Strategien der Concept art der 1960er und 70er Jahre, die im Rahmen eines Ausstiegs aus dem Bild, einer Überwindung des Objekts und der Kommerzialisierung von Kunst initiiert wurden, zeigt sich ein grundsätzliches Spannungsverhältnis zwischen Methode und Ästhetik, das gegenwärtig viele KünstlerInnen zu einer erneuten Durcharbeitung von Fragestellungen bringt, die bereits die historische Konzeptkunst thematisierte.
Andererseits wurden die Überlegungen zu dieser Ausstellung von der Frage begleitet, inwiefern sich auf der Ebene der Beschreibung aktueller künstlerischer Positionen Modelle etabliert haben und sich Begriffe – wie Konzept oder Neo-Konzept – verfestigt haben, ohne eine nähere Konkretisierung zu erfahren. Mit Konzept und konzeptuellen Verfahren in der zeitgenössischen Kunstproduktion beschreiben wir inzwischen tatsächlich auch weniger eine spezifische künstlerische Methode, wie sie die historische Konzeptkunst mit ihren auch formal stringenten Verfahrensweisen ausgebildet hat, sondern verbinden mit ihnen vor allem den Aspekt des medium- und systemkritischen bzw. -reflexiven Arbeitens. Gerade aber diese Form der Diversifizierung, die das Konzeptuelle als künstlerische Strategie heute für unterschiedlichste mediale Zugriffe und formale Lösungen verfügbar hält, verführt in der gegenwärtigen Debatte dazu, den Begriff des (Neo-) Konzepts allzu sehr zu strapazieren oder auszuweiten. Darüberhinaus zeigt das Durcharbeiten eines zentralen Paradigmas der Kunst des 20. Jahrunderts – der konzeptuellen Praktik – nicht zuletzt die komplexe Verschränktheit von Bild und Text, Bild und Bildwissen, Rezeption, Kontext und Ästhetik und die beständige Notwendigkeit einer begrifflichen und theoretischen (Neu-) Verortung von aktuellen Bildpraktiken.
Die Ausstellung bildet somit eine grundsätzliche und fortwährende Beschäftigung mit jenen zeitgenössischen Kunstproduktionen ab, die sich mit ihrer Arbeit in einem medienkritischen und auch in einem politischen Kontext bewegen. Schließlich eröffnet das Statement, dass es zunächst die KünstlerInnen sind, die einen Raum der Bedeutung öffnen, auch eine Pespektive auf Kunst, die das theoretischen Potential der Werke selbst ins Spiel bringt und versucht, erneut die Kontexte von Produktion und Rezeption zu befragen.

* Aus: Dan Graham, „Thoughts on Two Structures by Sol LeWitt“ (1966), in: Dan Graham, Selected Works, 1965 – 72, 1972.

Volltext

First the artist defines the meaning* Zum Paradigma des Konzeptuellen

First the artist defines meaning*. Das titelgebende Zitat zur Ausstellung beschreibt auf verschiedenen Ebenen die Interessensfelder, die die Vorbereitung dieser Ausstellung begleitet haben: So geht es einerseits darum zu zeigen welche methodischen Zugänge eine jüngere Generation von bildenden KünstlerInnen zu ihren Themenfeldern entwickelt, die – und das ist ein verbindendes Moment in der Auswahl der künstlerischen Arbeiten – alle von konzeptuellen Überlegungen ausgehen. In Auseinandersetzung mit den Strategien der Concept art der 1960er und 70er Jahre, die im Rahmen eines Ausstiegs aus dem Bild, einer Überwindung des Objekts und der Kommerzialisierung von Kunst initiiert wurden, zeigt sich ein grundsätzliches Spannungsverhältnis zwischen Methode und Ästhetik, das gegenwärtig viele KünstlerInnen zu einer erneuten Durcharbeitung von Fragestellungen bringt, die bereits die historische Konzeptkunst thematisierte.
Andererseits wurden die Überlegungen zu dieser Ausstellung von der Frage begleitet, inwiefern sich auf der Ebene der Beschreibung aktueller künstlerischer Positionen Modelle etabliert haben und sich Begriffe – wie Konzept oder Neo-Konzept – verfestigt haben, ohne eine nähere Konkretisierung zu erfahren. Mit Konzept und konzeptuellen Verfahren in der zeitgenössischen Kunstproduktion beschreiben wir inzwischen tatsächlich auch weniger eine spezifische künstlerische Methode, wie sie die historische Konzeptkunst mit ihren auch formal stringenten Verfahrensweisen ausgebildet hat, sondern verbinden mit ihnen vor allem den Aspekt des medium- und systemkritischen bzw. -reflexiven Arbeitens. Gerade aber diese Form der Diversifizierung, die das Konzeptuelle als künstlerische Strategie heute für unterschiedlichste mediale Zugriffe und formale Lösungen verfügbar hält, verführt in der gegenwärtigen Debatte dazu, den Begriff des (Neo-) Konzepts allzu sehr zu strapazieren oder auszuweiten. Darüberhinaus zeigt das Durcharbeiten eines zentralen Paradigmas der Kunst des 20. Jahrunderts – der konzeptuellen Praktik – nicht zuletzt die komplexe Verschränktheit von Bild und Text, Bild und Bildwissen, Rezeption, Kontext und Ästhetik und die beständige Notwendigkeit einer begrifflichen und theoretischen (Neu-) Verortung von aktuellen Bildpraktiken.

Then the work takes place So fährt Dan Graham in der Beschreibung der künstlerischen Praxis Sol LeWitts fort: Und ja, schlussendlich möchte „First the artist defines meaning*“ einen Raum für die KünstlerInnen und ihre Arbeiten öffnen, deren verbindende Momente nicht nur die methodischen Anknüpfungspunkte an konzeptuellen Strategien und das inhaltliche Weiterführen sind, sondern die darüberhinaus durch das Überarbeiten von verschiedenen örtlichen Gegebenheiten bzw. räumlichen Situationen neue Bedeutungsebenen und Sehweisen konstruieren. „First the artist defines meaning*“ zeigt künstlerische Positionen, die durch eine Befragung von Dispositiven der Repräsentation, von Darstellungskonventionen, Paradigmen der Erzählung, der Rezeption und auch der Politik bestimmt sind. Dabei lösen sich die KünstlerInnen von spezifischen ästhetischen Zuschreibungen und fragen vielmehr nach spezifischen (auch politischen und bild-politischen) Haltungen. Mit unterschiedlichen formalen und medialen Zugriffen werden spezifisch konnotierte Räume und Orte / Architekturen in
Prozessen des Re-Fotografierens (Joachim Koester) und des Re-Kontextualisierens (Ralf Hoedt, Peter Piller), in Prozessen der Neuordnung von teilweise historischem Material und dazugehörenden Rahmendaten (Ralf Hoedt, Peter Piller, Christine Würmell), in Modellen von Raumvermessungen bzw. -transformationen (Six & Petritsch) bzw. –zerstückelungen (Miles Cooldige) kulturell codierte Parameter von Räumen / Orten neu hinterfragt und re-formuliert. Dabei wird auch der Wunsch nach einem geografischen / institutionellen bzw. politischen / ökonomischen Paradigmenwechsel ablesbar.

Die Ausstellung bildet somit eine grundsätzliche und fortwährende Beschäftigung mit jenen zeitgenössischen Kunstproduktionen ab, die sich mit ihrer Arbeit in einem medienkritischen und auch in einem politischen Kontext bewegen. Schließlich eröffnet das Statement, dass es zunächst die KünstlerInnen sind, die einen Raum der Bedeutung öffnen, auch eine Pespektive auf Kunst, die das theoretischen Potential der Werke selbst ins Spiel bringt und versucht, erneut die Kontexte von Produktion und Rezeption zu befragen.

* Aus: Dan Graham, „Thoughts on Two Structures by Sol LeWitt“ (1966), in: Dan Graham, Selected Works, 1965 – 72, 1972.

Ausstellungsansichten

  • First the artist defines meaning
    Camera Austria 2006
    Photo: Manfred Willmann

  • Joachim Koester, Robert Smithson, Golden Coach Diner, Passaic, New Jersey, 1976, 2004. Diptychon, je / each 45 cm x 39,5 cm. Aus der Serie / from the series: histories, 2003 – 2005.

  • Joachim Koester, Robert Smithson, Golden Coach Diner, Passaic, New Jersey, 1976, 2004. Diptychon, je / each 45 cm x 39,5 cm. Aus der Serie / from the series: histories, 2003 – 2005.

  • First the artist defines meaning
    Camera Austria 2006
    Photo: Manfred Willmann

  • First the artist defines meaning
    Camera Austria 2006
    Photo: Margareta Liebmann

  • First the artist defines meaning
    Camera Austria 2006
    Photo: Margareta Liebmann

  • First the artist defines meaning
    Camera Austria 2006
    Photo: Margareta Liebmann

  • First the artist defines meaning
    Camera Austria 2006
    Photo: Margareta Liebmann

  • First the artist defines meaning
    Camera Austria 2006
    Photo: Manfred Willmann

  • Christine Würmell, Buffing, 2004.

  • First the artist defines meaning
    Camera Austria 2006
    Photo: Manfred Willmann

  • First the artist defines meaning
    Camera Austria 2006
    Photo: Manfred Willmann

  • First the artist defines meaning
    Camera Austria 2006
    Photo: Manfred Willmann

  • Nicole Six & Paul Petritsch, aus / from: Two by Four, 2004.

  • Nicole Six & Paul Petritsch, aus / from: Two by Four, 2004.

  • First the artist defines meaning
    Camera Austria 2006
    Photo: Manfred Willmann

  • First the artist defines meaning
    Camera Austria 2006
    Photo: Manfred Willmann

  • First the artist defines meaning
    Camera Austria 2006
    Photo: Manfred Willmann

  • Ralf Hoedt, aus der Serie / from the series: corporate identity01_case Olivetti, 1996 – 2006.
    K 890/118113/10 – 98/Ivrea, Palazzo per uffici della Olivetti, Arch.: G.A. Bernasconi, A. Fiocchi, M. Nizzoli. Lounge (1969), Arch.: E. Sottsas, B. Scaliogla, H. von Klier.

  • Ralf Hoedt, aus der Serie / from the series: corporate identity01_case Olivetti, 1996 – 2006.
    K 777/9/398120/3 – 98/Frankfurt/M., Verwaltungs- und Ausbildungszentrum der Deutschen Olivetti (1969 – 1972), Arch.: E. Eiermann.

  • Ralf Hoedt, aus der Serie / from the series: corporate identity01_case Olivetti, 1996 – 2006.
    K 959/3/126115/6 – 00/ Olivetti Divisumma 88, Design: M. Bellini (1970). C-prints, je / each 45 cm x 37,5 cm.

  • First the artist defines meaning
    Camera Austria 2006
    Photo: Manfred Willmann

  • Peter Piller, aus / from: Dauerhaftigkeit, Archiv Peter Piller, 2005. Courtesy: Frehrking Wiesehöfer, Köln Cologne.

  • Peter Piller, aus / from: Dauerhaftigkeit, Archiv Peter Piller, 2005. Courtesy: Frehrking Wiesehöfer, Köln Cologne.

  • Peter Piller, aus / from: Dauerhaftigkeit, Archiv Peter Piller, 2005. Courtesy: Frehrking Wiesehöfer, Köln Cologne.

/