G.R.A.M.
Ja, Ja, Ja, Ja, Ne, Ne, Ne, Ne
Infos
Zeitraum
22.12.2012 – 6.1.2013
Eröffnung und Performance
21.12.2012, 19:00
G.R.A.M.
Ja, Ja, Ja, Ja, Ne, Ne, Ne, Ne
Im Rahmen des Projekts:
Art Is Concrete. And So Is Truth?
Koproduktion steirischer herbst 2012
Schauspieler:
Lorenz Kabas, Helmut Köpping
Tontechnik:
Claudia Holzer
Videoproduktion:
Markus Haslinger
Ausstattung:
Johanna Hierzegger
Haustechnik, Licht:
Peter Rumpf
Dank an:
Institut für Elektronische Musik und Akustik – IEM, TU Graz
Christoph Loidl
Theater im Bahnhof
Hans-Georg Tropper
Clemens Zabini
Intro
Für das Projekt »Art Is Concrete« von Camera Austria beziehen sich G.R.A.M. auf Joseph Beuys als eine Schlüsselfigur der Nachmoderne: Zur Eröffnung wird mit Helmut Köpping und Lorenz Kabas, zwei Schauspielern des Grazer »Theater im Bahnhof«, die Aktion »Ja, Ja, Ja, Ja,, Ne, Ne, Ne, Ne« aus dem Jahr 1968 für eine Performance und Videoproduktion wiederaufgeführt. In dem Beuys’schen Tonkunstwerk wird bald klar, dass »Ja, ja« und »Nein, nein« dasselbe bedeuten. Die wie ein Lamento eingesetzten Worte bringen auf melodische Weise eine Haltung zur Welt zum Ausdruck, die von großer Aktualität ist.
Mit »Ja, Ja, Ja, Ja, Ne, Ne, Ne, Ne« geben G.R.A.M., die in der Vergangenheit schon mehrfach in ihren Arbeiten auf Joseph Beuys Bezug genommen haben, erstmals Einblick in die Produktion ihrer spezifischen Re-Inszenierungen, die niemals ganz gelingen, die somit das Original immer schon verfehlen. Dadurch wird dieses Original allerdings in ein Feld aktueller Debatten überführt, in denen es erneut und anders befragt werden kann.
Die Videodokumentation der Performance ist ab dem ersten Ausstellungstag in den Räumen von Camera Austria zu sehen.
G.R.A.M.: Ja, Ja, Ja, Ja, Ne, Ne, Ne, Ne
Im Mittelpunkt der Arbeiten von G.R.A.M. in den vergangenen Jahren stand immer wieder die Auseinandersetzung mit Fragen der Wiederaufführung von massenmedial zirkulierenden und zum kollektiven Gedächtnis gehörenden Bildern. Von der Serie »Nach Motiven von …« (2001) – Nachstellungen ikonischer Pressebilder wie solcher des Geiseldramas bei den Olympischen Spielen in München 1972 oder der Erschießung des Vietkong-Soldaten Nguyen Van Lem – über den aufgebahrten Lenin wie in der »Global Player«-Serie (2006) bis hin zu aktuellen Serien über Konzernchefs und Börsianer-Krisenköpfe (2011) rekonstruieren G.R.A.M. Bildpolitiken, die Erinnerung wie Geschichte determinieren und somit selbst eine Art Wirklichkeitsproduktion vorantreiben. Von Marx ist der Ausspruch überliefert, dass sich die Geschichte zwar wiederholt, jedoch nur als Farce. In diesem Sinn oszillieren die Bildprojekte von G.R.A.M. zwischen Wiederaufführung, Aneignung, Neudeutung und kritischer Entlarvung, der jeweils auch eine eigentümliche ironische Selbstverständlichkeit bzw. selbstverständliche Ironie eingeschrieben ist, die das Original immer auf Distanz hält und dessen Konstruiertheit betont.
Parallel dazu sind auch Serien entstanden, die sich mit spezifischen Bildrepertoires der Kunst selbst beschäftigen, neben denjenigen der Wiener Aktionisten vor allem mit zentralen Arbeiten von Joseph Beuys, wie etwa »La rivoluzione siamo Noi« aus dem Jahr 1972 (»Nach Motiven von…«, 2001), ein Bild, das bis in seine religiösen Konnotationen hinein durchinterpretiert wurde und als Ikone für das Projekt einer Aufhebung der Grenze zwischen Kunst und Leben gelten darf.
Für das Projekt »Art Is Concrete« von Camera Austria beziehen sich G.R.A.M. auf Joseph Beuys als eine Schlüsselfigur der Nachmoderne: Zur Eröffnung wird mit Helmut Köpping und Lorenz Kabas, zwei Schauspielern des Grazer »Theater im Bahnhof«, die Aktion »Ja, Ja, Ja, Ja,, Ne, Ne, Ne, Ne« aus dem Jahr 1968 für eine Performance und Videoproduktion wiederaufgeführt. In dem Beuys’schen Tonkunstwerk wird bald klar, dass »Ja, ja« und »Nein, nein« dasselbe bedeuten. Die wie ein Lamento eingesetzten Worte bringen auf melodische Weise eine Haltung zur Welt zum Ausdruck, die von großer Aktualität ist.
Mit »Ja, Ja, Ja, Ja, Ne, Ne, Ne, Ne« geben G.R.A.M., die in der Vergangenheit schon mehrfach in ihren Arbeiten auf Joseph Beuys Bezug genommen haben, erstmals Einblick in die Produktion ihrer spezifischen Re-Inszenierungen, die niemals ganz gelingen, die somit das Original immer schon verfehlen. Dadurch wird dieses Original allerdings in ein Feld aktueller Debatten überführt, in denen es erneut und anders befragt werden kann.
Die Videodokumentation der Performance ist ab dem ersten Ausstellungstag in den Räumen von Camera Austria zu sehen.
Der Hessische Rundfunk geht mit Beuys auf Trampelpfade
Der Singsang geht wie ein profanes Gebet, ein gedehnter Seufzer, der den Alltagstrott begleitet und auf alle Prüfungen des Lebens die passende Antwort gibt. »Ja, ja, ja, ja, ja – nee, nee, nee, nee, nee«, so lautet die wiederholte Strophe in Joseph Beuys› Tonbandperformance von 1968. Wer dem einstündigen Stück für eine Weile zuhört, merkt bald, daß »Ja, ja« und »Nein, nein« hier dasselbe bedeuten.
Die Worte bringen eher melodisch eine Haltung zur Welt zum Ausdruck. Sprache formt einen Trampelpfad: einen Sermon wie eine im Käfig vom Auf- und Abgehen getretene Mulde. Johannes Stüttgen erinnert sich, daß eine Beerdigung in Beuys‘ niederrheinischer Heimatstadt Kleve den Anstoß zu der Aufnahme gab. Fasziniert und erheitert berichtete der Künstler vom Klagegemurmel der älteren Verwandtschaft. An der Düsseldorfer Kunstakademie hatte sich der Streit um Beuys› politische Aktivitäten und seine Aufnahme abgewiesener Studienbewerber zugespitzt. Fast die Hälfte seiner Professorenkollegen hatte ihm das Vertrauen entzogen. In dieser Situation markierte »Ja ja ja ja ja, nee nee nee nee nee« mit seiner Mischung aus dadaistischer Lautmalerei und »depressivem Heroismus« eines bestimmten Landstrichs auch eine Art anarchischen Trotz. Der Hessische Rundfunk strahlte das Tondokument, das vom Berliner Beuys-Medien-Archiv auf CD publiziert wurde, gestern aus. Damit unternahm die Hörspielredaktion einen interessanten Grenzgang und stieß in Bereiche der akustischen Kunst außerhalb des Radios vor, die jüngere Hörspielmacher verstärkt aufsuchen, deren Traditionen aber selten reflektiert werden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4. 12. 2003