Presseinformationen
Camera Austria-Preis für zeitgenössische Fotografie der Stadt Graz 2015
Annette Kelm
Infos
Preisverleihung
10.12.2015, 19:00
Ausstellungsraum Camera Austria
Laudatio: Maren Lübbke-Tidow
Übergabe des Preises durch Kulturstadträtin Lisa Rücker
Jury
Kirsty Bell, Autorin, Berlin (DE)
Omar Kholeif, Kurator, Whitechapel Gallery, London (GB)
Joachim Koester, Künstler, Preisträger 2013 (DK/US)
Reinhard Braun, Herausgeber Camera Austria International, Graz (AT)
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Pressetext
Die Jury für die Vergabe des diesjährigen Camera Austria-Preises für zeitgenössische Fotografie der Stadt Graz, bestehend aus Kirsty Bell, Autorin, Berlin, Omar Kholeif, Kurator, Whitechapel Gallery, London, Joachim Koester, Künstler, Preisträger 2013, hat den Preis einstimmig der deutschen Künstlerin Annette Kelm zuerkannt.
Die Jury begründet die Vergabe des Preises wie folgt: »Annette Kelms subtil konstruierte Bilder sind an eine bestimmte Geschichte der Fotografie – nicht nur als Medium, sondern auch als Praxis, als Konzept und als Herausforderung alter wie neuer Medien – gebunden. Ihre Fotografien, die auf den ersten Blick einfach erscheinen mögen, offenbaren bei näherer Betrachtung eine Vielfalt an transkulturellen Referenzen, die oft mithilfe von Humor die Beschleunigung des Konsumismus oder die Vergänglichkeit soziopolitischer Allianzen kritisiert. Das fortbestehende Potenzial des Mediums Fotografie auslotend, gibt ihr Werk eine differenzierte Antwort auf die vorherrschende Repräsentationspolitik und die vom digitalen wie postdigitalen Zeitalter verkündete endlose Reproduzierbarkeit. Statt sich in Zukunftsnostalgie zu flüchten, bietet sie uns eine rigorose und kritische Studie der Gegenwart.«
Bereits 2002 wurde Annette Kelm erstmals im Rahmen des Forums in Camera Austria International publiziert. Jens Asthoff schreibt in seinem Text, der den ersten umfangreichen Beitrag der Künstlerin für die Zeitschrift im Jahr 2008 begleitet: »Die Art, wie […] aus Beiläufigkeit heraus Eindringlichkeit entsteht, ist charakteristisch für Kelms Fotografie. […] Alles, was das Bild ausmacht, ist mit dem Bild auch da, aber in einer Weise, bei der spezifische Vagheit und selbst Auslassungen noch mitformuliert zu sein scheinen. Diese Fotos schweigen an den richtigen Stellen, legen alles offen, und doch ist oft nicht so recht einzuordnen, was man sieht.« Für diese Ausgabe Nr. 102 hatte Annette Kelm bereits das Cover gestaltet. In der Folge hat Maren Lübbke-Tidow 2009 bei Camera Austria ihre erste Einzelausstellung in Österreich kuratiert. Schließlich haben wir die Künstlerin letztes Jahr erneut eingeladen, dieses Mal als Gastredakteurin – nach Tobias Zielony 2011 und Artur Żmijewski 2012 – eine unserer Ausgaben im Jahr 2015 zu gestalten. Diese Ausgabe Nr. 131 ist zur Zeit in Vorbereitung und wird am 16. September 2015 erscheinen. Kelm hat zahlreiche KünstlerInnen eingeladen, an dieser Ausgabe mitzuwirken und hat diesen Beitrag »Belichtung und Farbwerte« genannt. Maren Lübbke-Tidow, Chefredakteurin von Camera Austria International zwischen 2011 und 2013, schreibt darüber: »›Belichtung und Farbwerte‹ führt aus diesem beengten Raum der Wahrnehmung raus, führt nicht in das Bild, sondern vor das Bild. Das genau ist der Ort, wo Annette Kelm mit ihrer künstlerischen Arbeit ganz generell ansetzt: Die Lesbarkeit der bildlichen Zeichen zu hinterfragen und sich ihnen zu widersetzen, ist ein großer Motor ihrer Arbeit. Ihre Motive erscheinen immer widerständig, so offen-faktisch und einfach sie auch im Bild sind – aber nur mit ihnen kommen wir kaum weiter: Wir sehen und wissen doch nicht, was wir sehen, wenngleich wir alles, was wir sehen, benennen können. Mit ihrer fotografischen Arbeit zeigt Annette Kelm an, dass die Bilder zwar durch die Apparate hindurchgehen, dass das Denken und die Arbeit am Bild aber an dieser Stelle nicht zu Ende ist.«
Zur Preisträgerin:
Annette Kelm
ist 1975 in Stuttgart geboren und lebt und arbeitet in Berlin. Ihre Arbeit ist ausschließlich dem Medium Fotografie gewidmet und bezieht sich auf historisch signifikante Ereignisse oder Gebiete. Sie folgt vordergründig den Traditionen von Porträt, Stillleben, Architektur- oder Landschaftsfotografie, wobei sie Mittel- und Großformatkameras verwendet. Ihre Arbeit wurde in zahlreichen Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen gezeigt, unter anderem im MoMA, New York 2013, in der Presentation House Gallery, Vancouver 2012, im Städel Museum, Frankfurt am Main 2012, bei Camera Austria 2009, in den Kunst-Werken – Institute for Contemporary Art, Berlin 2009, in der Kunsthalle Zürich 2009 und im Witte de With, Rotterdam 2008. Ihre Arbeiten sind auch in wichtigen Museen und Sammlungen vertreten: MoMA, New York; Centre Pompidou, Paris; Kulturstiftung des Bundes; Tate Modern, London, und Sammlung Verbund, Wien. Annette Kelm hat an der 12. Istanbul Biennale 2011 und an der 54. Biennale von Venedig 2011 teilgenommen. Eine Einzelausstellung am Museum of Contemporary Art in Detroit, kuratiert von Jens Hoffman, ist für 2016 in Vorbereitung.
Annette Kelms Arbeit wurde in Camera Austria International Nr. 102/2008 publiziert; ihre Einzelausstellung bei Camera Austria wurde 2009 von Maren Lübbke-Tidow kuratiert; zuletzt war Annette Kelm Gastredakteurin von Camera Austria International Nr. 131/2015.
Der Preis:
Der Camera Austria-Preis für zeitgenössische Fotografie der Stadt Graz ist mit € 14.500,– dotiert und wird seit 1989 von der Stadt Graz alle zwei Jahre an eine/n KünstlerIn vergeben, die/der einen beachtenswerten Beitrag in der Zeitschrift Camera Austria International publiziert und einen wichtigen Beitrag zur zeitgenössischen Fotografie geleistet hat.
Bisherige PreisträgerInnen des Camera Austria-Preises sind:
2013: Joachim Koester (DK)
2011: Heidrun Holzfeind (AT)
2009: Sanja Iveković (HR)
2007: Marika Asatiani (GE)
2005: Walid Raad (LB)
2003: Aglaia Konrad (BE)
2001: Allan Sekula (US)
1999: Hans Peter Feldmann (DE)
1995: David Goldblatt (ZA)
1993: Seiichi Furuya (JP/AT)
1991: Olivier Richon (CH/GB)
1989: Nan Goldin (US)
Bildmaterial
Die honorarfreie Veröffentlichung ist nur in Zusammenhang mit der Berichterstattung über die Ausstellung und die Publikation gestattet. Wir ersuchen Sie die Fotografien vollständig und nicht in Ausschnitten wiederzugeben. Bildtitel als Download unter dem entsprechenden Link.