Camera Austria International
134 | 2016
- ANETTE KUBITZA
Flirting with the Fringe. Ein Gespräch mit Annette Frick - ANNETTE FRICK
- MAREN LÜBBKE-TIDOW / BEATRIX RUF
Isa Genzken: Mehr Anwesenheit von Welt zulassen - ISA GENZKEN
- GABRIELE SCHOR
There Is Joy in Repetition. Ein Gespräch zwischen Gabriele Schor und Stefanie Seibold - STEFANIE SEIBOLD
- KIRSTY BELL
Das Auge rekalibrieren Ken Okiishi und Kirsty Bell im Gespräch - KEN OKIISHI
- OMAR KHOLEIF
Der Frühling ist ausgebrochen und wieder zum Sommer geworden. Ein Gedankengang zum Bild des revolutionären Körpers
Vorwort
Radikalität im Denken und Handeln sowie das Durchkreuzen und Überwinden von bildnerischen Konventionen verbinden die vier hier von der Gastredakteurin Maren Lübbke-Tidow vorgestellten KünstlerInnen. Die flirrenden visuellen Erscheinungen ihrer Bildwelten verweisen auf spezifische ästhetische Erfahrungen sowie ästhetisches Wissen. Alltagskulturelle Oberflächenästhetiken der Gegenwart sind ihnen genauso kritischer wie verführerischer Bezugspunkt wie die Reinheitsdiskurse oder kanonisierte Vorstellungen über Kunst. Sie arbeiten an Formen der Durchlässigkeit, verharren offensiv in Zonen des Übergangs und sensibilisieren mit ihren provokativ-überzogenen bis campen Gesten für andere, hybride Kontexte der Wahrnehmung.
Volltext →Camera Austria International 134 | 2016
Vorwort
Radikalität im Denken und Handeln sowie das Durchkreuzen und Überwinden von bildnerischen Konventionen verbinden die vier hier vorgestellten KünstlerInnen. Die flirrenden visuellen Erscheinungen ihrer Bildwelten verweisen auf spezifische ästhetische Erfahrungen sowie ästhetisches Wissen. Alltagskulturelle Oberflächenästhetiken der Gegenwart sind ihnen genauso kritischer wie verführerischer Bezugspunkt wie die Reinheitsdiskurse oder kanonisierte Vorstellungen über Kunst. Sie arbeiten an Formen der Durchlässigkeit, verharren offensiv in Zonen des Übergangs und sensibilisieren mit ihren provokativ-überzogenen bis campen Gesten für andere, hybride Kontexte der Wahrnehmung.
Annette Frick kommt aus der Punkbewegung und konzentriert sich als Künstlerin mit feministischem Anliegen auf das Porträt. Es ist eine beharrliche fotografische Arbeit gegen das Establishment, mit der sie seit gut zwanzig Jahren eine Gruppe von Menschen in Berlin begleitet, die in Nischen jenseits heteronormativer Ordnungen lebt und mit Flamboyance, Dekadenz, Glam und karnevalesker Travestie trotz oder gerade wegen aller historischer und gegenwärtiger krisenhafter Momente, die quer zu ihren Selbstentwürfen liegen, zu einem eigenen Selbstverständnis aufbricht. Darüber spricht Anette Kubitza mit der Künstlerin.
Stefanie Seibolds neueste skulpturale und fotografische Arbeit ist in ihrem bildnerischen Ausdruck klar dem Postminimalismus zuzuordnen. Auf den zweiten Blick wird deutlich, dass sie ein neues Formenvokabular vorschlägt, das ihrem Anliegen geschuldet ist, Queerness jenseits von Diskursen rund um den Körper zu denken. Radikaler: Sie spaltet ihn davon ab. Damit gelingt ihr ein völlig neuer Zugriff auf die politischen Agenden der Queer Theory. Gabriele Schor diskutiert mit Stefanie Seibold über diese Arbeit.
Ken Okiishi arbeitet mit der Hybridität digitaler Bildoberflächen, so wie sie unseren netzbasierten Alltag dominieren, und entwickelt eine Werkform, die nicht zwingend die Flüchtigkeit der elektronischen Informationsvermittlung kritisch reflektiert, sondern mit der zuallererst eine materielle bildnerische Qualität behauptet wird. Der Einstieg in seine Arbeit funktioniert zuerst über das Bild als gesetzte ästhetische Erscheinung. Mit einem Eintauchen in die tieferen Schichten seiner Screens vermittelt sich gleichermaßen eine Entzauberung kanonisierten Wissens. Ob seine manierierten Arbeiten auch als melancholische oder campe Gesten im Kunstbetrieb verstanden werden können, darüber spricht Kirsty Bell mit dem Künstler.
Ähnlich wie Ken Okiishi dockt Isa Genzken mit ihrer Arbeit unmittelbar an die Gegenwart und ihre alltagsästhetischen Erscheinungen an. Wie kaum ein anderes Werk war und ist ihre Arbeit in den vergangenen Jahrzehnten wie ein gleichermaßen konstanter und (produktiv-)beunruhigender Unterton immer präsent. Mit ihren aktuellen Ausstellungen in Amsterdam und Berlin hat sich erneut ein Rezeptionswandel vollzogen, die Künstlerin wird gefeiert. Warum das so ist, was diese deutlich veränderte Rezeption über unsere Gegenwart aussagt beziehungsweise welche neuen Bezüge wir heute aufspannen, wenn wir das Werk von Genzken betrachten, darüber spricht Beatrix Ruf.
Seit über 25 Jahren gibt es nun schon die von der Künstlerin Friedl Kubelka gegründete Schule für künstlerische Photographie, Wien. Anlass genug, das Forum dieser Schule zu widmen. Ihre Leiterin, die Künstlerin Anja Manfredi, hat sechs junge KünstlerInnen ausgewählt.
Ich danke den KünstlerInnen und AutorInnen für die gemeinsame Arbeit an dieser Ausgabe von Camera Austria International und Reinhard Braun und der Redaktion für die Einladung, sie als Gastredakteurin inhaltlich zu konturieren.
Maren Lübbke-Tidow
Juni 2016
Cover: Isa Genzken / Wolfgang Tillmans, from the series: Atelier, 1993. B/w photograph, 40 × 30 cm.
Courtesy: Galerie Buchholz, Cologne/Berlin/New York.
Beiträge
Forum
Vorgestellt von Anja Manfredi:
Antonia Wagner-Strauss
Olivia Coeln
Leonard Prochazka
Sebastian Köck
Alexander Sova
Alexandra Wanderer
Ausstellungen
Susan Meiselas: Carrying the Past, Forward
Fotografie Forum Frankfurt
VERENA KUNI
Helena Almeida: Corpus / My work is my body, my body is my work
Serralves Museum of Contemporary Art, Porto
Jeu de Paume, Paris
WIELS, Brussels
MICHÈLE COHEN-HADRIA
Özlem Altin: »Hole or screen (her body, a fragment)«
Galerie Raum mit Licht, Wien
MARGIT NEUHOLD
Sharon Hayes: In My Little Corner of the World, Anyone Would Love You
Studio Voltaire, London
FRANCESCA LAURA CAVALLO
Renate Bertlmann: Amo Ergo Sum. Ein subversives Politprogramm
Vertikale Galerie in der Verbund-Zentrale, Wien
MANISHA JOTHADY
Ricochet #10: Amie Siegel. Double Negative
Villa Stuck, München
Amie Siegel: Part 2. Ricochet
Kunstmuseum Stuttgart
MORITZ SCHEPER
Hawser / Hofer
mumok Wien
CHRISTIAN HÖLLER
Empty Fields
SALT Galata, Istanbul
BASAK SENOVA
Jorge Ribalta: Monumentmaschine
Württembergischer Kunstverein, Stuttgart
BETTINA LOCKEMANN
Jason Larkin: Past Perfect
Museum für Photographie Braunschweig
RADEK KROLCYK
Sammy Baloji & Filip De Boeck: Urban Now. City Life in Congo
WIELS, Brüssel
TINA SCHULZ
Wir Flüchtlinge. Von dem Recht, Rechte zu haben
Badischer Kunstverein, Karlsruhe
SABINE WEIER
Muster des Wiederholens
Mit anderen Augen. Das Porträt in der zeitgenössischen Fotografie
Kunst Museum Bonn
Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln
Kunsthalle Nürnberg und Kunsthaus im KunstKulturQuartier, Nürnberg
Ich
Schirn Kunsthalle, Frankfurt/Main
GISLIND NABAKOWSKI
Photography is here to stay in Turin
CAMERA – Centro Italiano per la Fotografia
LUIGI FASSI
Bread and Roses. Artists and the Class Divide
Museum of Modern Art, Warsaw
JAKUB MAJMUREK
Bücher
Heartfields Schule
Zu den Fotocollagen auf Buchcovern von Lothar Reher und Christian Chruxin
Spektrum
Verlag Volk und Welt, Ost-Berlin 1968 – 1993
das neue buch
Rowohlt, Reinbek 1972 – 1986
JAN WENZEL
Alexandra Leykauf
Roma Publications, Amsterdam 2016
JULIA GWENDOLYN SCHNEIDER
Henrik Strömberg: Mashti
Neumeister Bar-Am, Berlin 2016
REBECCA WILTON
Guadalupe Ruiz: Kleine Fotoenzyklopädie
Eigenverlag, Bern 2015
ANDREAS PRINZING
Florence Derieux (ed.): Tom Burr
Anthology. Writings 1991–2015
FRAC, Reims; Sternberg Press, Berlin 2015
YUKI HIGASHINO
Impressum
Herausgeber: Reinhard Braun
Verlag, Eigentümer: Verein CAMERA AUSTRIA. Labor für Fotografie und Theorie.
Lendkai 1, 8020 Graz, Österreich
Gastredaktion: Maren Lübbke-Tidow
Redaktion: Margit Neuhold, Sabine Weier.
ÜbersetzerInnen: Dawn Michelle d’Atri, Peter McCavana, Anette Kubitza, Wilfried Prantner, Andrea Scrima.
Englisches Lektorat: Dawn Michelle d’Atri, Andrea Scrima.
Dank: Özlem Altin, Hilma Bäckström, Kirsty Bell, Vanessa Bersis, Galerie Buchholz, Olivia Coeln, Diedrich Diederichsen, Yilmaz Dwiezior, Doris Einwallner, Annette Frick, Christine Frisinghelli, Lise De Greef, Kathi Hofer, Stewart Home, Omar Kholeif, Sebastian Köck, Anette Kubitza, Anja Manfredi, Noële Ody, Pascal Petignat, Johannes Porsch, Mario Rizzi, Beatrix Ruf, Maruša Sagadin, Toni Schmale, Gabriele Schor, Andreas Schulze, Stefanie Seibold, Tilman Seibold, Tytti Seibold, Samuel Seger, Emma Sidgwick, Alexander Sova, Leonard Prochazka, Wolfgang Tillmans, Antonia Wagner-Strauss, Alexandra Wanderer.
Copyright © 2016
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck nur mit vorheriger Genehmigung des Verlags. Für übermittelte Manuskripte und Originalvorlagen wird keine Haftung übernommen.
ISBN 978-3-902911-26-1
ISSN 1015 1915
GTIN 4 19 23106 1600 5 00134