Art Is Concrete. And So Is Truth?
Infos
Zeitraum
30.9.2012 – 17.2.2013
Anna Jermolaewa: Nostalgia
30.9.2012 – 14.10.2012
subREAL: Dataflow – a retrospective game of chance
20.10.2012 – 4.11.2012
Johanna & Helmut Kandl: You only live twice
10.11.2012 – 25.11.2012
Stefan Panhans: Untitled & Items for Possible Video Sets – Concrete Run
1.12.2012 – 16.12.2012
G.R.A.M.: Ja, Ja, Ja, Ja, Ne, Ne, Ne, Ne
22.12.2012 – 6.1.2013
Stefanie Seibold: Matt und Schlapp wie Schnee
12.1. – 27.1.2013
Christodoulos Panayiotou: The Invention of Antiquity
2.2. – 17.2.2013
Anna Jermolaewa (RU), subREAL (RO), Helmut & Johanna Kandl (AT), Stefan Panhans (DE), G.R.A.M. (AT), Stefanie Seibold (DE), Christodoulos Panayiotou (CY)
Einrichtung:
Nicole Six & Paul Petritsch
Koproduktion steirischer herbst 2012
Intro
Unter dem Leitmotiv »Truth Is Concrete« geht der steirische herbst 2012 der Möglichkeit konkreter Wahrheit als Arbeitshypothese nach und sucht nach direktem Handeln, konkretem Wandel und Wissen. »Eine Kunst, die nicht nur präsentiert und dokumentiert, sondern sich in spezifische politische und soziale Kontexte einmischt, und ein Aktivismus, der nicht nur um des Agierens willen agiert, sondern nach intelligenten, kreativen Mitteln der Selbstermächtigung sucht.« Das Ausstellungsprojekt mit dem umgedrehten Titel »ART Is Concrete« von Camera Austria wurde als Koproduktion mit dem Festival und in Reaktion auf dieses Leitmotiv und seine inhaltlichen Implikationen entwickelt, insbesondere was die Frage der (Re-)Präsentation und Dokumentation betrifft. Die Unterscheidung zwischen »wirklicher« Welt, »realer« Politik und künstlerischer (Re-)präsentation wird dabei von uns in Frage gestellt, ganz im Sinne Jean-Luc Godards, der 1967 behauptet hat: »Kunst ist nicht die Reflexion der Realität, sie ist die Realität dieser Reflexion« – und als solche, wie nicht zuletzt auch Godard gezeigt hat, eine politische Intervention. Der Vermutung, Kunst verharre in einer symbolischen Repräsentationspolitik wird also die Geste der Wirklichkeit der Kunst selbst entgegengesetzt. Wenn es stimmt, dass, wie Stuart Hall schreibt, die Welt kein transparenter Gegenstand ist, der sich ohne intellektuelle Anstrengung erkennen ließe, erscheinen Politik wie Kunst als unterschiedliche Regime der Deutung und der Veränderung, wobei dasjenige, das als »Wahrheit« oder »Wirklichkeit« markiert wird, auch ein Resultat der Ausübung von spezifischer Macht ist. In welche Reproduktion von Macht sind wir also immer schon verstrickt, in dem wir entweder für die Kunst oder für Politik so etwas wie Wahrheit proklamieren?
In sieben aufeinanderfolgenden Einzelpräsentationen verwickelt Camera Austria unter diesen Ausgangspunkten der Debatte fotografische Bilder in verschiedene künstlerische Handlungsfelder, die das Bild zugleich überschreiten wie konstituieren: Erinnerungen, Inszenierungen, Geschichten, Recherchen, Archive, Aneignungen und Montagen. Ein wechselnder Raum künstlerischer Präsenz und Konkretion entsteht, der verschiedene Interventionen in Regime der Bedeutungszuweisung zwischen Kunst, Politik und Alltag vornimmt. Kunst erscheint dabei gerade dadurch als auch politisch, in dem sie ihre Interventionen als einen Raum gemeinsamer Angelegenheiten definiert, in dem sich die Formen der Kunst nicht von der gemeinsamen Erfahrung unterscheiden und somit als Teil von „Wirklichkeit“ wie von „Politik“ gelesen werden können – als ein Raum, in dem sich auch der Bruch abzeichnet zwischen dem, was man sieht und dem, was man sagt, zwischen dem, was man tut und dem, was man tun kann.