Stefan Panhans
Untitled & Items for Possible Video Sets - Concrete Run
Infos
Zeitraum
1.12.2012 – 16.12.2012
Eröffnung
30.11.2012, 19:00
Filmabend
7.12.2012, 19:00
»Sieben bis Zehn Millionen«, 2005
5:30 min.
»Who’s Afraid of 40 Zimmermädchen«, 2007
35 min.
»If a Store Clerk Gave Me too Much Change«, 2009
15 min. (screening version)
»SORRY«, 2010
8:08 min. (screening version)
Stefan Panhans
Untitled & Items for Possible Video Sets – Concrete Run
Im Rahmen des Projekts:
Art Is Concrete. And So Is Truth?
Koproduktion steirischer herbst 2012
Intro
Im Film »American Beauty« (Sam Mendes, 1999) gibt es jene berühmte Sequenz, in der auf einem Video eines der Protagonisten eine im Wind und zwischen Laub tanzende Plastiktüte zu sehen ist. Als eigentümlicher und vieldiskutierter Einschub des Realen in die Fiktion des Filmischen, d. h. als Wechsel in ein völlig anderes visuelles Register, inszeniert diese Szene im Film einen Bruch innerhalb eines visuellen Diskurses und wurde damit zu einer Art Signifier für »das Dokumentarische« und dessen zunehmende parasitäre Durchdringung aktueller Bildpolitiken.
Nun findet sich in den »Items for Possible Video Sets« und in der »Untitled«-Reihe von Stefan Panhans (beide seit 2009) dieser Bruch wieder: Sichtbeton, Sand, Plastikmüll, ein verkohltes Baguette treffen auf Designermode, mögliche Erinnerungsstücke, Sporthelme, bunten Tand, Kerzen und künstliche Wimpern, ein seltsame Aufeinandertreffen von Texturen, Materialiäten, Mustern, Gegenständen und Ästhetiken, die mit dem Begriff surreal nicht eigentlich beschrieben sind. Es dreht sich nicht um das möglichst unwahrscheinliche Aufeinandertreffen weit auseinanderliegender (zumindest unterschiedlichen ästhetischen Regimes angehörigen) Phänomenen, die Künstlichkeit der Arrangements (denn die »Items« sind bis ins Detail durchkomponiert) wird duch eine eigenartige Selbstverständlichkeit unterwandert, weshalb auch der Begriff Inszenierung eigentlich unzutreffend ist. Es geht eher um ein Fokussieren der fließenden Übergänge, der selbstverständlichen Widersprüchlichkeiten, die das »Parlament der Dinge« gegenwärtig durchziehen, um ein dosiertes Durchkreuzen visueller Gewissheiten: immer schon zugleich künstlich und real, fiktiv und dokumentarisch, inszeniert und vorgefunden, flüchtig, prekär und doch unverrückbar – möglicherweise jenes Moment, das den Arbeiten ihre Präsenz und Spannung verleiht. Und möglicherweise handelt es sich dabei um eine Verdoppelung selbstverständlich gewordener sozialer Fluiditäten, jener widersprüchlichen (künstlichen wie zugleich realen) Homogenisierung ehedem entgegengesetzter oder sich ausschließender sozialer Räume und Praktiken, die sich in ihrer Künstlichkeit als neue politische Gesetzmäßigkeiten installieren. Ist die tanzende Tüte also überhaupt noch als Metapher für den Bruch des Realen mit einem Regime des Fiktionalen aufrechtzuerhalten? Oder wurden mit der tanzenden Tüte die verschiedenen Bildregimes nicht längst durcheinandergebracht und haben gemeinsam mit den sozialen und politischen Regimes zu tanzen begonnen? Ist es dieser Tanz, dem wir in den Bildern von Stefan Panhans begegnen?